* Rosso:
Die fröhliche Jagd auf „Trotzkisten“
und „Dissidenten“, die nach der Stimmverweigerung des parteilinken, der „Sinistra Critica“-Strömung angehörenden Senators Franco Turigliatto (aus Protest gegen die militaristische und
Kolonialpolitik der Mitte-Links-Regierung von Romano Prodi)
innerhalb von Rifondazione Comunista
(PRC) gestartet wurde, hatte im Dezember 2006 bereits ihre Vorläufer. Damals war
die Opposition einiger Rifondazione-Abgeordneter
gegen das Haushaltsgesetz der Anlass. Es lohnt sich daher ein Blick zurück in
die Ausgabe der unabhängigen, linken, italienischen Tageszeitung „il manifesto“ vom 20.12.2006:
Haushalt: Rifondazione
gespalten. „Prozess“ gegen den Trotzkisten Cannavò
Zurückgenommen wurde auch die
Berufung der „Verantwortlichen für Prekarität“,
die ebenfalls der Sinistra Critica
angehört. Das PRC-Sekretariat: „Das ist keine
endgültige Entscheidung.“
Sara Menafra
Der Umstand, dass er nicht
für das Haushaltsgesetz gestimmt hat, wurde an den „Collegio
dei garanti“ <“Rat der Bürgen“ / „Aufsichtskollegium“
= Bundesschiedsgericht der Partei>
überwiesen. Und keine Ämter für alle seine Anhänger, angefangen bei der
Verantwortlichen für Prekarität (die auch seine
Freundin ist). Der Trotzkist Salvatore Cannavò, der
zu den führenden Köpfen des Leitantrages „Sinistra
Critica“ <auf dem letzten PRC-Parteitag
Anfang März 2005> gehört, verließ die
Tagung des Nationalen Politischen Komitees <d.h. den „kleinen Parteitag“> von Rifondazione Comunista ziemlich übel zugerichtet. Wie auf den Korridoren
des Parlaments seit langem gemunkelt wurde, hat der Partei keine seiner
Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Haushaltsgesetz gefallen. Weder die
Tatsache, dass er sich in Bezug auf den Gesetzentwurf enthalten hat noch dass
er im Moment der Vertrauensabstimmung den Saal verließ. Die Nervosität legte sich auch dann nicht als
sich Franco Turigliatto, der ebenfalls Sinistra Critica
angehört, im Senat, wo die Mehrheit entschieden fragiler ist, auf die Seite der
Regierung schlug und ihr das Vertrauen aussprach. Und so wusste man, dass der
Fraktionsvorsitzende in der Abgeordnetenkammer, Gennaro Migliore,
einen kurzen Brief an die „rechtschaffenen
Männer“ verschickt hatte, in dem er ihnen Mitteilung über das Verhalten des
dissidenten Abgeordneten Salvatore Cannavò machte. Kein Vorschlag was Sanktionen anbelangt,
auch wenn das Schiedsgericht sogar entscheiden könnte, dass der Abgeordnete,
der die Parteidirektiven nicht respektierte, ausgeschlossen wird. Allerdings
war in dem Brief die Aufforderung enthalten, den Fall mit Sorgfalt zu
behandeln.
Als die Leitung jedoch über
die Ämter befinden sollte, die innerhalb der nationalen Abteilungen <des Parteiapparates> von Rifondazione zu
vergeben sind, fiel die Entscheidung des dissidenten
Parlamentariers auf seine Strömung und auf ihre Vertreter zurück: Aufgrund der
geringen Vertrauenswürdigkeit der Gruppe wurden alle von Leitungsfunktionen
ausgeschlossen. Und entfernt wurde auch das Schild „Verantwortliche für Prekarität“ von Flavia D’Angelis
Tür. Auch sie ist Trotzkistin und auch im Leben die Genossin des Abgeordneten Cannavò und beschäftigte sich seit 2001 mit diesem Thema.
Die gestrige Diskussion
landete auf den Seiten der Tageszeitung der Partei „Liberazione“,
begleitet von einem Brief, in dem der Verantwortliche für den Bereich
Organisation, Francesco Ferrara, erklärt, dass das Sekretariat „ein weitere
Vertiefung des Themas mit den Genossen von Sinistra Critica, in dem Versuch die Schwierigkeiten zu überwinden,
offen gelassen hat“. Cannavò und Turigliatto antworten in der Spalte daneben, dass die von
der Leitung getroffene Entscheidung sie nicht
überzeugt, „weil sie unterschiedliche Ebenen miteinander vermengt und das
Gesamtverhalten unseres politischen Bereiches nicht berücksichtigt“. Sie
stimmten gegen den Vorschlag eines Organigramms und gaben zu verstehen, dass
dies sicherlich nicht helfen würde die Gemüter zu beruhigen und „gemeinsame
Wege“ zu finden. Angefangen bei der nächsten Abstimmung über Afghanistan.
Vorbemerkung,
Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern: * Rosso
Der Name * Rosso steht
für ein Mitglied der Antifa-AG der Uni Hannover und
des Gewerkschaftsforums Hannover, das bereits in der Vergangenheit den Großteil
der Übersetzungsarbeit beider Gruppen geleistet hat. Nachdem sich die Antifa Uni nach mehr als 17jährigem Bestehen Ende Oktober
2006 aufgelöst hat (siehe: http://antifa.unihannover.tripod.com/Aktuell.html)
werden die explizit politischen Übersetzungen von nun an in individueller
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Verantwortung des Gewerkschaftsforums.
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