* Rosso:
„Olmert-Abbas-Treffen ohne
greifbares Ergebnis“ lautete die Schlagzeile auf der
Website der ARD-Tagesschau vom 11.3.2007. „Israels
Ministerpräsident Ehud Olmert
und Palästinenser-Präsident Machmud Abbas haben sich zum zweiten Mal binnen
drei Wochen getroffen, um über die geplante Einheitsregierung der Palästinenser
zu sprechen. Ergebnisse gab es offenbar nicht: Die zweistündige Unterredung in
Jerusalem sei konstruktiv gewesen, verlautete nach Berichten der Tageszeitung
"Haaretz" im Anschluss an das Treffen aus
israelischen Regierungskreisen. Beide Seiten hätten vereinbart, den Dialog
fortzusetzen. Die Erwartungen an das Treffen waren bereits im Vorfeld gedämpft
worden: "Wir erwarten keine Ergebnisse", sagte ein ranghoher Berater
von Abbas vor dem Treffen. Abbas wolle Olmert aber
bitten, die Einheitsregierung als einen "positiven Schritt" zu
würdigen und ihr eine Chance zu geben. (…) Olmert
will die Palästinenser-Regierung aber so lange boykottieren, bis sie den Staat
Israel ausdrücklich anerkennt, der Gewalt abschwört und bereits erreichte
Friedensabkommen einhält.“
Die Fortsetzung der israelischen Erpressungspolitik also,
die mit Unterstützung von EU und USA den Kniefall der Palästinenser und eine
Blankovollmacht für die zionistische Besatzungsmacht erzwingen will, welche
frühestens im Jahr 2010 die endgültigen Grenzen ihres Kolonialstaates
festzulegen gedenkt. Und natürlich mangelt es auch nicht an der bekannten
Scheinheiligkeit der Herren Olmert, Peretz & Co., die sich ohne Skrupel, dafür aber mit
reichlich Krokodilstränen als armes Opfer präsentieren, während ihre Soldateska
keinen Tag verstreichen lässt, ohne in der West Bank oder im Gaza-Streifen Razzien
und gezielte Mordanschläge durchzuführen, Land zu enteignen und gewaltfreie
Demonstranten gegen den Apartheid-Wall zu verprügeln. Darüber hinaus setzt
Israel die illegale „Einbehaltung“ des größten Teils (derzeit 700
Millionen Dollar!) der erhobenen palästinensischen Zolleinnahmen fort und trägt
dadurch erheblich zur palästinensischen Finanzkrise bei. Gerade mal 100
Millionen $ ließ Olmert Abbas jüngst in „einem Akt der Großzügigkeit“
zukommen, um ihn gegenüber der Hamas und der palästinensischen Linken zu
stärken.
Mit dieser Politik, die Teil der von
den USA angestrebten Schaffung eines „Neuen Mittleren Ostens“ ist, und
mit dem unter saudischer Vermittlung erzielten Mekka-Abkommen über die Bildung
einer großen Koalition aus Hamas und Fatah beschäftigt sich Zvi
Schuldiner in einem Kommentar für die linke, italienische Tageszeitung „il
manifesto“ vom 20.2.2007. Wobei
sich seine abschließend geäußerten Hoffnungen auf den EU-Imperialismus
allerdings kaum erfüllen werden. Zvi Schuldiner ist
Professor für Soziologie an der Hebräischen Universität Jerusalem und ein
prominenter Aktivist der Friedensbewegung sowie der israelischen Linken. Er
schreibt regelmäßig in “il manifesto” und der linksalternativen
Schweizer “WoZ”.
Der kriminelle Kreuzzug von Bush und Olmert
Zvi Schuldiner
Der Frieden? Die
Palästinenser? Welche Bedeutung können diese „zweitrangigen Fragen“
besitzen, wenn eine Ad-hoc-Kommission in ihren Schlussfolgerungen enthüllt,
dass die Korruption innerhalb der israelischen Polizei zum Rücktritt ihres Chefs
führen muss? Der Polizeiminister hat bereits einen neuen Kommandanten
nominiert, der allerdings ebenfalls eine problematische Vergangenheit hat. Die
Korruption ist eine endlose Telenovela, die uns jeden
Tag aufs Neue mit Emotionen erfüllt und damit rücken
die Bedeutung des Friedens und derartiger Dinge in die zweite Reihe.
Die israelische Position ist
nichts anderes als ein weiteres Kapitel der schändlichen Kampagne Israels und
der Vereinigten Staaten, die darauf ausgerichtet ist die wenigen Fortschritte
zunichte zu machen, die es auf palästinensischer Seite nach dem Abkommen gab,
dass unter der Schirmherrschaft Saudi-Arabiens erzielt wurde. Ein extrem
wichtiges Abkommen, weil es auf einige der für den gesamten Mittleren Osten
wesentlichen Probleme näher eingeht.
Der saudische König Abdullah
war gezwungen die Initiative zu ergreifen als die Achse Ägypten-Jordanien-Saudi
Arabien und die übrigen pro-westlichen Länder zu dem Schluss gelangten, dass
der Iran eine reale Bedrohung darstellt. Der Besuch des palästinensischen
Ministerpräsidenten Hanija in Teheran war ein
konkretes Signal, dass noch deutlicher wurde, als sich die Gefahr eines
palästinensischen Bürgerkrieges abzuzeichnen begann. Die Möglichkeit, dass der
Fundamentalismus in der Region das Haupt erhebt, wurde als eine Gefahr für alle
arabischen Regime betrachtet. Syrien und die Hisbollah sind Faktoren, die
neutralisiert werden oder sich in einen Faktor der Zersetzung verwandeln
können.
König Abdullah konnte es
sich, ohne Bushs Nöte, erlauben das Treffen in Mekka abzuhalten. Dieses
Abkommen ist sehr wichtig, weil es die Hamas dazu gebracht hat in einem
essentiellen Punkt eine sehr bedeutsame Zusammenarbeit mit Abu Mazen <alias Mahmud Abbas> und
der Fatah einzugehen: bei der offenen Legitimierung von Verhandlungen mit
Israel. Die Hamas hat die internen und externen Grenzen ihrer Position
begriffen.
Sowohl die israelische
Regierung als auch die Amerikaner waren mit den deutlichen Fortschritten, die
im Mekka-Abkommen enthalten sind, jedoch nicht zufrieden. Es stimmt, dass diese
nicht das ausdrückliche Existenzrecht Israels anerkennen, aber haben Israel,
die Amerikaner und die Europäer vielleicht jemals das Recht der Palästinenser
auf einen unabhängigen Staat innerhalb der Grenzen von `67 in endgültiger Form
anerkannt? Einem Staat, der frei von israelischen Kolonien ist? Mit realen
Rücksichtnahmen auf das Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge in
einen Staat Palästina oder zumindest von Entschädigungszahlungen? Haben
Israelis und Amerikaner zufällig an die Möglichkeit eines vereinigten
Jerusalem, allerdings mit geteilter Souveränität gedacht? Hat Israel zufällig
seine Bereitschaft zur Freilassung von tausenden palästinensischer Gefangener
erklärt?
James Baker, der ehemalige
US-Außenminister zu Zeiten von Bush senior, ein Republikaner, dem sicherlich
keinerlei Sympathien für die Linke oder für Islamisten
nachgesagt werden können, ist aufgeweckt und intelligent genug, um zu begreifen,
dass sogar die Möglichkeit aus dem irakischen Morast herauszukommen, über
Verhandlungen führt.
Dennoch führt George W. Bush
seinen kriminellen Kreuzzug unerschütterlich fort. Neben dem Blut, das im Irak
und in Afghanistan in großen Mengen fließt, provoziert der anti-islamische
Kreuzzug immer neue Konflikte und verschärft sie. Bushs Unnachgiebigkeit hat
ihn dazu veranlasst die israelischen Versuche Verhandlungen mit Syrien zu
beginnen, zu blockieren. Jetzt unterstützt er die extremistische Linie von Olmert und seinesgleichen.
Bush und Olmert
wollen, aufgrund ihrer Verblendung und ihrer innenpolitischen Schwächen –
abgestumpft / mit getrübtem Blick – ihr Image auf Kosten eines unaufhörlichen Drucks
auf die Palästinenser verbessern. Die Ablehnung der neuen palästinensischen
Regierungskoalition soll ihr Zustandekommen verhindern. Die unfruchtbaren
Gespräche, die gestern mit <US-Außenministerin> Condoleezza Rice geführt wurden,
sind der Vorbote neuer Versuche die Hamas in die Knie und sie zur Kapitulation
zu zwingen. Was der Beginn eines neuen Versuches sein kann, den
palästinensischen Bürgerkrieg zu schüren.
Die Israelis und ihre
Sympathisanten im Ausland sollten eines wissen: Das Blut, das die Palästinenser
in ihren Bruderkriegen vergießen, wird nur das Vorspiel zu einer neuen Spirale
des Blutvergießens zwischen Palästinensern und Israelis sein.
Als kritischer Beobachter
muss man noch einmal wiederholen: Die Europäer haben eine Aufgabe zu lösen,
eine Pflicht zu erfüllen und zwar sowohl gegenüber den Israelis wie gegenüber
den Palästinensern. Nur die Europäer können die beiden Kontrahenten vor den
kriminellen Plänen retten, die die politische und Gedankenwelt der Bush und der
Olmert beherrscht. Diese beiden werden uns immer mehr
Kriege bescheren – mit immer mehr Blutvergießen
Vorbemerkung,
Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern: * Rosso
Der Name * Rosso steht
für ein Mitglied der Antifa-AG der Uni Hannover und
des Gewerkschaftsforums Hannover, das bereits in der Vergangenheit den Großteil
der Übersetzungsarbeit beider Gruppen geleistet hat. Nachdem sich die Antifa Uni nach mehr als 17jährigem Bestehen Ende Oktober
2006 aufgelöst hat (siehe: http://antifa.unihannover.tripod.com/Aktuell.html)
werden die explizit politischen Übersetzungen von nun an in individueller
Verantwortung unter diesem Logo veröffentlicht. Die Übersetzungen der
gewerkschaftsbezogenen Texte erscheinen ab sofort nur noch im Namen und in der
Verantwortung des Gewerkschaftsforums.
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