Hannover, 15. Mai 2003
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M.A.D.
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Betreff: Schreiben des AStA vom 30.4.03 an die Antifa AG der Uni

An den AStA der Universität Hannover.
In eurem Schreiben stellt ihr die Forderung auf, die Antifa AG der Uni
solle sich von ihrem Text "Solidarität mit Israel bedeutet das Ende
linker Politik" und der dort dokumentierten Karikatur distanzieren. 
Ferner macht ihr sie allein dafür verantwortlich, die
"Diskussionskultur beschädigt" zu haben. Eine Zurückweisung, hätte
den Entzug der finanziellen und strukturellen Grundlagen der
Gruppenarbeit zur Konsequenz.

Mit anderen Worten, die geforderte Abkehr soll mit Machtmitteln
unmittelbar abgepreßt werden oder die Gruppe wird ,entfernt'.

Von der inakzeptablen Karikatur, die tatsächlich antisemitische
Stereotype bedient, distanzierte sich die Antifa AG der Uni bereits im
Rahmen einer Fachschaftsrätevollversammlung öffentlich.
Am von euch inkriminierten Text hält die Uni-Antifa nach wie vor fest.

Wir haben an diesem Text, wie andere linke Gruppen, empfindliche, wenn
nicht grundsätzliche Kritik. Die aber ist solidarisch.

Der (nicht von uns) aufgestellte Maßstab der Debatte war und ist
dagegen: Ist dieser Text antisemitisch ?
Nun, wir bewerten den Gesamttext, ausdrücklich, nicht als antisemitisch
- weder in seiner inhaltlichen Ausrichtung, noch in seiner politischen
Positionierung - geschweige denn, aufgrund seines polemischen Stils.

Einzig das "Bündnis gegen Antisemitismus" hat den Vorwurf des
Antisemitismus gegen den Text in seiner Gänze im Vorfeld zur
Fachschaftsrätevollversammlung vom 03.12.2002 öffentlich erhoben.
Ein analytischer oder argumentativer Nachweis dieser Behauptung wurde
nicht geführt. Der schließlich zum Liquidationsantrag gegen die Gruppe
formulierte Vorwurf, wurde dann aber in der öffentlichen Debatte der
FSR-VV zurückgenommen und auf die Kritik an der Karikatur reduziert.

Der AStA hat es seinerzeit bevorzugt, sich inhaltlich vollkommen aus der 
Debatte herauszuhalten.
Das setzt sich nun insofern mit eurem Schreiben vom 30.4. fort, als dass
es wieder nur beim diffusen Vorwurf bleibt, da ihr einerseits auf die
vergangene Auseinandersetzung Bezug nehmt und andererseits nicht mal den
Willen zeigt, den Text konkret, erkenntlich und begründet als
"antisemitisch" zu bezeichnen.

Die Charakterisierung von Inhalten als antisemitisch ist sensibel und
wiegt sehr schwer, sie erfordert gute Begründung - ihr liefert
inakzeptable Beliebigkeit und Instrumentalisierung des Begriffes.

Ihr seid euch nach dem Verlauf der vergangenen VVs bewußt, dass sich
die Uni-Antifa ohne öffentliche Diskussion nicht vom Text distanzieren
wird.
Was aber bleibt dann noch von eurem Heiligenschein als Retter der
"beschädigten Diskussionskultur" übrig ? Welchen Zweck verfolgt Ihr? 
Was ist das für eine Denunziation, die Verfasser einer - sicherlich
hart - argumentierenden, politischen Polemik als "Kulturbeschädiger" zu
stigmatisieren - und dies einmal mehr, ohne notwendige stringente
Begründung?

Es stellt sich die Frage, könnte euer Interesse, angesichts der
politischen Konstellation im AStA, nicht anders geleitet sein als von
Emanzipation und Aufklärung?

Sicher, ganz offenkundig. Euer Schreiben ist schlicht die Ankündigung,
einer der letzten linken Gruppen innerhalb der Uni jegliche finanzielle
und infrastrukturelle Unterstützung zu entziehen. Erpressung wie
Denunziation sind ein bewußter Angriff auf linke Strukturen, dem ihr
eine Pseudolegitimation verschaffen wollt. 

Nicht die "Distanzierung" ist von Interesse; es ist die Entfernung der
Gruppe aus den politischen Strukturen der Uni.

Die Sache scheint euch einfach.
Nachdem es mehrfach mißlang, eine Mehrheit für den Rauswurf der
Uni-Antifa in der FSR-VV zusammenzubekommen (inklusive des erbärmlichen
formal-taktischen Manövers der reaktionären Fachräte BauIng und
Maschbau, die zudem ausgerechnet die Karikatur "eigentlich ganz gut"
fanden) versucht ihr das ganze nun in aller Stille machtpolitisch im
Hinterzimmer zu lösen.

Allein: so still wie erhofft wird es wohl nicht bleiben.
Zieht eure Drohungen sofort zurück !

M.A.D. Hannover
Mamba