Hannover, 15. Mai 2003 AStA der Universität Hannover Welfengarten 2c 30167 Hannover M.A.D. c/o UJZ Korn Kornstraße 28-30 30167 Hannover Mamba c/o Infoladen UJZ Korn Kornstraße 28-30 30167 Hannover Betreff: Schreiben des AStA vom 30.4.03 an die Antifa AG der Uni An den AStA der Universität Hannover. In eurem Schreiben stellt ihr die Forderung auf, die Antifa AG der Uni solle sich von ihrem Text "Solidarität mit Israel bedeutet das Ende linker Politik" und der dort dokumentierten Karikatur distanzieren. Ferner macht ihr sie allein dafür verantwortlich, die "Diskussionskultur beschädigt" zu haben. Eine Zurückweisung, hätte den Entzug der finanziellen und strukturellen Grundlagen der Gruppenarbeit zur Konsequenz. Mit anderen Worten, die geforderte Abkehr soll mit Machtmitteln unmittelbar abgepreßt werden oder die Gruppe wird ,entfernt'. Von der inakzeptablen Karikatur, die tatsächlich antisemitische Stereotype bedient, distanzierte sich die Antifa AG der Uni bereits im Rahmen einer Fachschaftsrätevollversammlung öffentlich. Am von euch inkriminierten Text hält die Uni-Antifa nach wie vor fest. Wir haben an diesem Text, wie andere linke Gruppen, empfindliche, wenn nicht grundsätzliche Kritik. Die aber ist solidarisch. Der (nicht von uns) aufgestellte Maßstab der Debatte war und ist dagegen: Ist dieser Text antisemitisch ? Nun, wir bewerten den Gesamttext, ausdrücklich, nicht als antisemitisch - weder in seiner inhaltlichen Ausrichtung, noch in seiner politischen Positionierung - geschweige denn, aufgrund seines polemischen Stils. Einzig das "Bündnis gegen Antisemitismus" hat den Vorwurf des Antisemitismus gegen den Text in seiner Gänze im Vorfeld zur Fachschaftsrätevollversammlung vom 03.12.2002 öffentlich erhoben. Ein analytischer oder argumentativer Nachweis dieser Behauptung wurde nicht geführt. Der schließlich zum Liquidationsantrag gegen die Gruppe formulierte Vorwurf, wurde dann aber in der öffentlichen Debatte der FSR-VV zurückgenommen und auf die Kritik an der Karikatur reduziert. Der AStA hat es seinerzeit bevorzugt, sich inhaltlich vollkommen aus der Debatte herauszuhalten. Das setzt sich nun insofern mit eurem Schreiben vom 30.4. fort, als dass es wieder nur beim diffusen Vorwurf bleibt, da ihr einerseits auf die vergangene Auseinandersetzung Bezug nehmt und andererseits nicht mal den Willen zeigt, den Text konkret, erkenntlich und begründet als "antisemitisch" zu bezeichnen. Die Charakterisierung von Inhalten als antisemitisch ist sensibel und wiegt sehr schwer, sie erfordert gute Begründung - ihr liefert inakzeptable Beliebigkeit und Instrumentalisierung des Begriffes. Ihr seid euch nach dem Verlauf der vergangenen VVs bewußt, dass sich die Uni-Antifa ohne öffentliche Diskussion nicht vom Text distanzieren wird. Was aber bleibt dann noch von eurem Heiligenschein als Retter der "beschädigten Diskussionskultur" übrig ? Welchen Zweck verfolgt Ihr? Was ist das für eine Denunziation, die Verfasser einer - sicherlich hart - argumentierenden, politischen Polemik als "Kulturbeschädiger" zu stigmatisieren - und dies einmal mehr, ohne notwendige stringente Begründung? Es stellt sich die Frage, könnte euer Interesse, angesichts der politischen Konstellation im AStA, nicht anders geleitet sein als von Emanzipation und Aufklärung? Sicher, ganz offenkundig. Euer Schreiben ist schlicht die Ankündigung, einer der letzten linken Gruppen innerhalb der Uni jegliche finanzielle und infrastrukturelle Unterstützung zu entziehen. Erpressung wie Denunziation sind ein bewußter Angriff auf linke Strukturen, dem ihr eine Pseudolegitimation verschaffen wollt. Nicht die "Distanzierung" ist von Interesse; es ist die Entfernung der Gruppe aus den politischen Strukturen der Uni. Die Sache scheint euch einfach. Nachdem es mehrfach mißlang, eine Mehrheit für den Rauswurf der Uni-Antifa in der FSR-VV zusammenzubekommen (inklusive des erbärmlichen formal-taktischen Manövers der reaktionären Fachräte BauIng und Maschbau, die zudem ausgerechnet die Karikatur "eigentlich ganz gut" fanden) versucht ihr das ganze nun in aller Stille machtpolitisch im Hinterzimmer zu lösen. Allein: so still wie erhofft wird es wohl nicht bleiben. Zieht eure Drohungen sofort zurück ! M.A.D. Hannover Mamba