Gewerkschaftspolitik
- Antifa-AG der
Uni Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:
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- Die größte italienische Metallarbeitergewerkschaft
FIOM, die zugleich die größte Einzelgewerkschaft des
Gewerkschaftsbundes CGIL und traditionell auf dessen
linkem Flügel beheimatet ist, war mit dem Verlauf und
Ergebnis des CGIL-Kongresses Anfang Februar 2002 nur
teilweise zufrieden und wurde von CGIL-Generalsekretär
Cofferati zunächst mit einer demonstrativen Umarmungsgeste
beruhigt, wie der angesehene Gewerkschaftsredakteur der
links-unabhängigen italienischen Tageszeitung il
manifesto, Gabriele Polo, am 8.2.2002 in
einem Korrespondentenbericht vom CGIL-Kongreß schildert:
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- Die Seite der FIOM
- Auf dem
CGIL-Kongreß:
- Die Unruhe der
Metallarbeiter
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- Gabriele Polo Korrespondent in Rimini
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- Sie haben den Unmut nicht verborgen und alle haben sie
verstanden. Sie haben keine ruhige Nacht verbracht und
das sieht man. Die Delegierten der FIOM sind zum
CGIL-Kongreß gekommen, um von ihrem Gewerkschaftsbund zu
fordern, daß er sich die Beweggründe zu eigen macht,
die sie dazu gebracht haben, einen nationalen
Tarifvertrag nicht zu unterschreiben und darüberhinaus
zu zwei Generalstreiks und einer Demonstration mit 250
000 Menschen. Überzeugt davon, daß sie das nicht nur
gemacht haben, um für sich zu kämpfen, sondern für
alle, für jene Rechte, die die Tageslosung des
Gewerkschaftsbundes sind. Sie wußten, daß ihre Analysen
nicht von allen geteilt werden. Sogar, daß viele in der
Gewerkschaft fast Ekel für diese da
empfinden, die die Klassenprimusse sein wollen.
Aber sich der Differenzen bewußt hofften
sie, daß ihre Praxis die Notwendigkeit einer Wende und
die Möglichkeit demonstrieren würde, sie zu vollziehen.
Dann hat sie der einleitende Bericht <von
CGIL-Generalsekretär Sergio Cofferati> enttäuscht.
Und sie haben sich geärgert der Eine oder Andere
ziemlich stark. So schien es zwischen Mittwochabend und
gestern vormittag auf dem Kongreß der CGIL, daß ein
Fall FIOM herumgeisterte.
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- Wir werden doch die Ergänzungstruppen sein, die
nur dann genutzt werden, wenn Bedarf besteht und dann
wieder in die Reserve zurückbeordert, ist die
verbreitete Stimmung oder man hebt rationaler
hervor, daß bezüglich der Inhaberschaft des
Mandates (wem es zusteht über die Tarifverträge zu
entscheiden) der Bericht Cofferatis wenig eindeutig
gewesen ist. Stimmungen und Argumentationen prallen den
ganzen Vormittag von einem Grüppchen zum anderen,
während der Sekretär der CGIL allen sagt, daß sie
nicht begriffen haben, daß er die Metallarbeiter
unterstützt hat und das weiterhin getan hätte. Weil
ihre Unruhe auch mit einem Tarifvertrag abrechnet, der
für die FIOM offen bleibt. Dann dachten Angeletti und
Pezzotta, mit ihrem Sperrfeuer alles zu klären. Aber
noch bevor die Führer von UIL und CISL sprechen sollten,
ist Cofferati zu <FIOM-Generalsekretär> Sabattini
gegangen: Reden wir einen Moment ? Sicher,
wann ? Gleich nach dem Redebeitrag von
Pezzotta.
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- Der Sekretär der CISL hat gerade seine Absage an den
Generalstreik, die Aussage, daß man über die Regeln der
<gewerkschaftlichen> Repräsentanz nicht spricht
und den Vorschlag einer neuen Tarifstruktur beendet als
sich der Sekretär der CGIL für alle gut sichtbar
auf einer nunmehr verwaisten Bühne neben den
Sekretär der FIOM setzt. Sabattini hat ein Buch von
Montalban in der Hand, das ihm gerade geschenkt worden
ist: Mord im Zentralkomitee. Ganz zufällig. In 10
Minuten bekräftigt Cofferati ihm gegenüber
mißverstanden worden zu sein, erklärt wegen des
Mißverständnisses und den diesbezüglichen
Interpretationen verbittert gewesen zu sein und
versichert ihm, daß er in der Erwiderung in bezug auf
den Wert des Kampfes der Metaller und das Problem der
Repräsentanz deutlicher sein wird. Schulterklopfen und
Ende der Erklärung. Dann geht Sabattini, um sich mit
seinem Sekretariat zu treffen, um die abendliche
Versammlung der FIOM-Delegation vorzubereiten, auf der er
ein Mandat fordern wird, um im Namen der
ganzen Organisation zu sprechen und die Vorschläge zu
bekräftigen, die die Metaller dem ganzen
Gewerkschaftsbund machen: Ausweitung des Artikels 18 auf
die Unternehmen mit weniger als 15 Beschäftigten,
Einrichtung von Widerstandskassen und die Ankündigung
der nationalen Versammlung von 10 000
Metallarbeiter-RSU-Delegierten1,
um die Auseinandersetzung mit <dem
Metallindustriellenverband> Federmeccanica in puncto
Tarifvertrag neu in Gang zu bringen. Aber auch, um klar
zu machen, daß sie auch dazu bereit sind, den
Generalstreik gegen die Reform des Artikels
18 und die weitere Prekarisierung der Arbeit, wie sie das
Weißbuch von Arbeitsminister Maroni empfiehlt,
durchzuführen. Sicherlich bevor die
Regierungsvollmachten Gesetz werden auch um den
Preis, daß sie ihn allein machen. Weil auf die Worte
Taten folgen müssen.
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- In der Zwischenzeit hat die Klärung der Absichten von
CISL und UIL das Klima entspannt. Jetzt ist klar, daß
der separat abgeschlossene Tarifvertrag bei den
Metallarbeitern kein Unfall gewesen ist, sondern daß
jene Auseinandersetzung die Zukunft kennzeichnet. Das
hört man auch aus den Redebeiträgen im Saal: Von
<dem jetzigen stellvtr. CGIL-Generalsekretär,
ehemaligen PSIler und designierten
Cofferati-Nachfolger im Juni 2002 /d.Ü.> Epifani und
von fast allen anderen kommen Unterstützungserklärungen
für die Metallarbeiter. Einige sprechen von einem
Beispiel. Schade, daß die Delegierte aus <dem
FIAT-Hauptwerk in Turin ...> Mirafiori bei ihrer
Anklage der Arbeitsbedingungen bei FIAT und dem
Bekenntnis zur Strategie der FIOM wenig Beifall erhält.
Aber das hängt mit einem unaufmerksamen Publikum
zusammen. Die Delegierten der FIOM sind ruhiger. Der Fall
ist nicht abgeschlossen, aber die Auseinandersetzung
bleibt offen. Alle Differenzen in der Interpretation der
Realität zwischen FIOM und CGIL bleiben bestehen
die Radikalität der Auseinandersetzung, die mit einer
offensiven Strategie anzugehen ist gegenüber der Tendenz
alles auf die politische Anomalie Italiens
zurückzuführen. Aber man weiß, daß die beiden
Organisationen quasi einen gewerkschaftlichen
Bipolarismus bilden und eine Art Dialektik leben, die
offen bleibt. Die von der FIOM möchten, außer daß sie
zum Generalstreik drängen, im Namen der Autonomie, die
den Gewerkschaftsbund nährt, anerkannt werden. Auch das
werden sie heute versuchen zu erklären.
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- Mittlerweile ist es Abend: Die Metallarbeiter versammeln
sich, um den nächsten Tag vorzubereiten. Im roten Saal
selbstverständlich.
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- Vorspann, Übersetzung, Fußnote und Anmerkungen in
eckigen Klammern:
- Antifa-AG der Uni Hannover und Gewerkschaftsforum
Hannover
- 1 Die
Rappresentanze Sindacali Unitari (RSU) sind die
spezifische italienische Mischung aus
organisationsübergreifendem gewerkschaftlichen
Vertrauensleutekörper und Betriebs- bzw. Personalrat.
Sie haben freilich deutlich weniger betriebliche
Kompetenzen und auch weniger Einfluß innerhalb der
Gewerkschaftsbünde als beispielsweise in Deutschland.
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