Wunschbild des Kapitals:
die um Arbeit bettelnde industrielle Reservearmee
Informations- und Diskussionsveranstaltung mit
Donnerstag, 30.11.2006, 19.30 Uhr, FZH Linden
Das Bürgertum und seine
Medien haben eine Entdeckung gemacht: In Deutschland gibt es eine „Unterschicht“
von 8% der Bevölkerung, ein „abgehängtes Prekariat“. Und Wolfgang Thierse
(SPD) hat sogar erkannt, daß wir in einer „Klassengesellschaft“ leben.
Immerhin, in Teilen der hiesigen Linken war das bereits in Vergessenheit
geraten. Doch die Tatsachen sind hartnäckig und so verkündete das Zentralorgan
der herrschenden Klasse – die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ – am
11.11.2006 in einem ganzseitigen Artikel „Das Ende der Sozialen
Marktwirtschaft“.
Die Logik, der zufolge man
den Arbeitslosen durch Verschlechterung ihres Arbeitslosengeldes und Verwüstung
ihrer Arbeitsbedingungen zu Hilfe kommen müsse, wurde von der
Thatcher-Regierung in Großbritannien in Umlauf gebracht, von den
sozialdemokratischen Regierungen lautstark und von den Gewerkschaften kleinlaut
bestätigt. Einer der ersten Punkte, an dem das deutlich wurde, war das „Beschäftigungsförderungsgesetz“
von 1985, das die Einrichtung von Arbeitsplätzen ohne Kündigungsschutz
ausdrücklich unterstützte und die Arbeitslosen in solche Arbeitsverhältnisse zu
pressen versuchte. Mittlerweile hat sich ein Typ von Arbeitsverhältnissen, der
im Vergleich zu einem „Normalarbeitsverhältnis“ deutlich schlechter
ausgestattet ist, in Europa ausgebreitet. Dies betrifft – in beliebiger
Zusammensetzung – den Kündigungsschutz, die Dauer des Arbeitsverhältnisses
sowie die Rechte aus der gesetzlichen Sozialversicherung, der Kranken-, der
Unfall- und der Rentenversicherung.
Entscheidenden Anteil daran
haben ohne Frage die „Hartz-Gesetze“. Das unter Führung des
mittlerweile im Korruptionssumpf versunkenen ehemaligen VW-Personalchefs und IG
Metall-Mitgliedes Peter Hartz entwickelte Konzept und die daraus folgenden, von
SPD und Grünen erlassenen, Gesetze haben diese Gesellschaft nachhaltig
neoliberal verändert. Genauer gesagt: Sie haben den „Sozialklimbim“
beseitigt und die Grundwidersprüche des Kapitalismus erneut für alle sichtbar
gemacht. Die Hartz-Gesetze richten sich nicht nur gegen die unmittelbar
betroffenen, offiziell 4,5 Millionen Erwerbslosen, deren Existenz auf das
absolute Minimum reduziert wird, sondern – mittelbar – auch gegen die noch
Beschäftigten. Denen droht nun das Damoklesschwert des Abstiegs auf Hartz
IV-Niveau. Darüber hinaus haben die Hartz-„Reformen“ (durch 1-Euro-Jobs,
Zwang zur Annahme jeder Arbeit, Mini-Jobs etc.) ein Heer von Zwangs- und Billigarbeitern
(die „mobilisierte industrielle Reservearmee“) geschaffen, das
die regulären Belegschaften für Lohnsenkung, Ausweitung, Verdichtung und
Flexibilisierung der Arbeitzeit etc. „empfänglich“ machen soll.
Die Instrumente der vier
Hartz-Gesetze sind bekannt: Einführung staatlicher Leiharbeit
(Personal-Service-Agenturen – PSA), ICH-AG’s, Umstrukturierung der Arbeitsämter
zu „Job Centern“ zwecks „Effektivierung“ und Einführung „eines
neuen Geistes“, Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zu ALG 2
auf einem Niveau unterhalb der bisherigen Sozialhilfe, Reduzierung der
Bezugsdauer des bisherigen Arbeitslosengeldes auf die Hälfte (maximal ein Jahr,
ALG 1), Konstruktion von „Bedarfsgemeinschaften“ mit der Folge, daß
400.000 Erwerbslose gar kein Geld mehr bekommen, Aufhebung der Zumutbarkeitsgrenzen
(Entwertung der erworbenen Qualifikationen, Zwang zu bundesweiter Mobilität
etc.), Zwangsarbeit für 1 Euro die Stunde, „Eingliederungs-Vereinbarungen“
als zusätzliches Erpressungsinstrument… Auch wenn sich ein Teil dieser
Gegenreformen (wie PSA’s und ICH-AG’s) unmittelbar als Reinfall erwiesen, weil
sie bei der Arbeitvermittlung weitgehend unwirksam blieben und wieder
gestrichen wurden, waren sie politisch und ideologisch dennoch ein voller
Erfolg. Dank den PSA’s ist die Vermietung von Arbeitssklaven durch
Randstad, Manpower, Adecco & Co. nun gesellschaftsfähig. Und die Branche
boomt. Sie „beschäftigt mittlerweile 500.000 Menschen – zu 70 Prozent frühere
Arbeitslose. (…) Was als Vermittlung von Hilfskräften begann, entwickelt
sich zu einem Feld auch für höher qualifiziertes Personal.“ „’Wir gehen
davon aus, dass sich die Zeitarbeit in Deutschland in den nächsten fünf Jahren
auf eine Million Arbeitsplätze verdoppeln wird’, sagt Werner Stolz,
Geschäftsführer des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen IGZ.“
Der vom DGB mit den Sklavenhändlerverbänden BZA und IGZ vereinbarte
Mindest-Stundenlohn beträgt seit dem 1.Juli 2006 stolze 7 Euro im Westen und
6,10 Euro im Osten. Die ICH-AG’s ihrerseits gaben der durch die Hartz-Gesetze
forcierten Beseitigung jeglicher Solidarität den Namen: „ICH-AG-Mentalität“.
Doch damit ist das Ende der
Fahnenstange längst nicht erreicht. Auf Hartz IV folgte jüngst das „Hartz-Fortentwicklungsgesetz“,
das besonders zulasten der unter 25jährigen Erwerbslosen geht. Und das Trommelfeuer
weiterer “Optimierungsvorschläge“ und Forderungen der Kapitalseite
bereitet den Boden für Hartz VI und VII. So fordert der CDU / CSU-Fraktionsvorsitzende
Kauder die Einführung von „Null-Euro-Jobs“. CDU-Generalsekretär Pofalla
und sein SPD-Kollege Heil wollen ein noch „schärferes Vorgehen gegen
Langzeitarbeitslose“, die „arbeitsunwillig sind“. Pofalla ist gar
für ein tägliches Antreten aller gesunden Arbeitslosen auf öffentlichen Plätzen
zur Abkommandierung zum Arbeitsdienst. SPD-Verkehrsminister Tiefensee will
Erwerbslose als unbewaffnete „Anti-Terror-Patrouille“ in Bussen und
Bahnen. Die CDU meint: Kinder sollen für ihre erwerbslosen Eltern „einstehen“
und umgekehrt…
Es wäre leichtfertig und naiv
das als „Theaterdonner“ und „Profilierungsgehabe“ abzutun.
Insbesondere der jüngste Vorschlag des Sachverständigenrates der
Wirtschaftsweisen steht vor einer baldigen Umsetzung: Vor der allgemeinen Reduzierung
des ALG 2 um 30% (dann in Westdeutschland nur noch 241,50 Euro im Monat!) bei
genereller Zwangsarbeit schreckt die Große Koalition zwar noch zurück. Doch die
beiden anderen „Module“ (Streichung des Freibetrages von 100 Euro für
Zuverdienste und Zwang zu Mini-Jobs von 400 bis 800 Euro, von denen dann 50%
einbehalten werden, siehe „FAZ“ vom 13.9.2006) sind – zwecks „Aktivierung“
der Erwerbslosen – bereits weitgehend akzeptiert. Ganz im Sinne von Alt-Kanzler
Schröder (SPD), der in einem Interview für die „Süddeutsche Zeitung“ vom
28.10.2006 meinte, daß heute in Deutschland zu wenige Leute hungern. „Der
Hunger fehlt bei uns ein wenig.“
Am fehlenden Geld liegt es
ohnehin nicht, wie die aktuelle Unternehmenssteuerreform von SPD und CDU / CSU
zeigt. Deren Ergebnis bejubelt die „FAZ“ am 3.11.2006 mit der
Schlagzeile: „8,5 Milliarden Euro Entlastung für Unternehmen“. Die „SZ“
bemühte sich bereits am 30.10.2006 in einem Essay noch bestehende Skrupel abzulegen.
Titel: „Reichtum ist keine Schande“. Untertitel: „Anmerkungen
zum produktiven Beitrag der Wohlhabenden für die Gesellschaft. Mehr
Umverteilung nutzt auch den Armen nicht.“ Zur Erinnerung: Allein von 1993
bis 2004 erhöhte sich das Vermögen des reichsten Viertels der Bevölkerung in
Westdeutschland um 28%. Während sich das des ärmsten Viertels halbierte.
„Normalarbeitsverhältnisse“ werden also durch Mini-/ Midi-Jobs,
Scheinselbständigkeit (ICH-AG), Leiharbeit, befristete Verträge und die breite
Palette der „Arbeit ohne Papiere“ oder Subunternehmer mit extern
bezahltem Personal immer weiter abgelöst. In ganzen Branchen wie Gaststätten-,
Reinigungs-, und Baugewerbe oder dem Einzelhandel sind diese prekären
Verhältnisse schon die Regel.
Die Zahl der Selbständigen
hat sich zwischen 2000 und 2004 um acht Prozent erhöht. Im Vergleich dazu hat
sich die Zahl der abhängig Beschäftigten von 35,3 Millionen auf 34,6 Millionen
verringert. Grund für diesen Rückgang ist hauptsächlich die Abnahme der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Dieser betrug im untersuchten
Zeitraum fünf Prozent. Zweitens gehen ebenfalls zunehmend
versicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigungen verloren, während Teilzeit- und
Minijobs hinzukommen. Teilzeit- und Minijobs sind vor allem in den
Dienstleistungsbereichen angesiedelt. Derzeit gibt es in Deutschland 4,8
Millionen Menschen, die ausschließlich einen Minijob haben. Der Niedriglohnsektor
(Einkommen von weniger als 2/3 des Durchschnittlohns), der schon 2001 ca. 17,4
% aller Vollzeitbeschäftigten umfasste, wächst weiter.
Damit entsteht eine Dynamik,
die die soziale Unsicherheit schon jetzt bis weit in die Zonen der
Stammbelegschaften hineinträgt und zur Alltagserfahrung macht. Dadurch wird der
Druck auf die Standards und die Arbeitsbedingungen der Festbeschäftigten
verstärkt. Symptomatisch sind die Auseinandersetzungen um
Arbeitszeitverlängerung. Unter dem Slogan „Hauptsache Arbeit“
werden Qualitätsstandards durchlöchert und gesetzliche Schutzniveaus dereguliert
mit der gewollten Folge, daß die Ansprüche der Menschen, die Arbeit haben oder
in Arbeit wollen, weiter gesenkt werden. Wer befristet beschäftigt ist, keine
Reserven und keine Interessenvertretung hat, scheut den Konflikt mit
Vorgesetzten.
Darüber hinaus: Gerade weil
sich die prekär Beschäftigten im unmittelbaren Erfahrungsbereich der Leute in „Normalarbeitsverhältnissen“
bewegen, wirken sie als ständige Mahnung. Wenngleich Leiharbeiter und befristet
Beschäftigte betrieblich meist nur Minderheiten sind, wirkt ihre bloße Präsenz
disziplinierend auf die Stammbelegschaft. Standortkonkurrenz und „Wettbewerbspakte“,
in denen Zugeständnisse bei Arbeitszeiten, Löhnen und Arbeitsbedingungen gegen
befristete „Beschäftigungsgarantien“ getauscht werden, erzeugen ein
permanentes Gefühl der Verunsicherung. Im öffentlichen Dienst erzielen
Privatisierungsdrohungen eine ähnliche Wirkung.
Wie lässt sich diese fatale
Abwärtsspirale stoppen? Jedenfalls nicht, indem die gewerkschaftlich noch handlungsfähigen
Teile der Lohnabhängigen kampflos alles preisgeben, was lange Zeit wie
selbstverständlich als Maßstab für „gute Arbeit“ diente. Alle
Erfahrungen der zurückliegenden Jahre besagen, daß der Verzicht z. B. auf die „Steinkühlerpause“
die andere Seite nur zum Nachlegen ermuntern würde. Erholzeiten sind eben keine
„bezahlten Pinkelpausen“, sondern ein erkämpftes Recht von
Produktionsarbeitern, die auch in der Gegenwart – selbst in einem hochmodernen
Montagewerk wie bei VW in Stöcken– unter Bedingungen arbeiten (Taktzeiten unter
einer Minute, Überkopfarbeit etc.), die es schwer machen, das Rentenalter
einigermaßen gesund zu erreichen.
Und was tun die
Gewerkschaften? DGB-Chef Michael Sommer kritisiert (am Beispiel der vom
Marburger Bund getragenen Arbeitskämpfe im Gesundheitswesen) zu hohe
Lohnforderungen, hat Angst um Deutschland und warnt vor einer „Radikalisierung
(…) der Belegschaften“. „Wenn alle für sich absahnen, ist diese
Wirtschaftslandschaft kaputt.“ Wohlgemerkt: Hier ist nicht von den Milliarden-Profiten
des Kapitals und immer höher gesteckten „Gewinnzielen“ die Rede. Die
sollen nach Sommers Wunsch weitestgehend unangetastet bleiben – zum Wohle der „Wirtschaftslandschaft“.
„Solidarität“ heißt für Sommer, der als DGB-Bundesvorsitzender 25.000
Euro im Monat aus der Gewerkschaftskasse bezieht, jetzt kollektiver
Lohnverzicht. Obwohl er wirkungsvolle Kampfmethoden durchaus kennt: „Im
Zweifelsfall können Sie jede Bank lahm legen, wenn Sie die EDV-Abteilung
bestreiken. Das würde aber von den DGB-Gewerkschaften nie jemand machen. Wir
streiken doch nicht unsere eigenen Unternehmen kaputt.“ („FAZ“ 24.8.2006)
Entsprechend fiel der DGB-Aktionstag
am 21.Oktober 2006 aus. Viel heiße Luft und sonst gar nichts. Am Ort der
zentralen Protestaktion – in Berlin – verzichtete der DGB sogar auf eine
Demonstration und beschränkte sich auf eine Kundgebung, um nur nicht zuviel
Druck zu entfalten. Die kurzfristig anberaumte Demo des Berliner Sozialforums
(inklusive ver.di und IG Metall Berlin) konnte diese Lücke nicht füllen. Mit
offiziell 220.000 Teilnehmern blieb man denn auch unter dem selbst gesteckten
Ziel (250.000) und weit entfernt von den offiziell 1,5
Millionen Anfang April 2004. Auch der Umstand, dass der 21.10.
mobilisierungsmäßig weder ein Vor- noch ein erkennbares Nachspiel hat, legen
den Verdacht nahe, daß es sich hier um eine isolierte Aktion handelt, mit der
sich die Gewerkschaftsbürokratie für neue “Kamingespräche“ empfehlen
wollte. Und sonst nichts.
„Das Leben, die
Gesundheit, die Liebe... alles ist riskant. Warum sollte es der Arbeitsplatz
nicht sein?“ so Parisot, vom
französischen Arbeitgeberverband MEDEF im September 2005
Vor einem Jahr starben in
Frankreich zwei junge Leute auf der Flucht vor der Polizei und die
Auseinandersetzungen in den französischen Banlieues begannen. Das Ereignis
brachte ganz Frankreich in Aufruhr. Zunächst waren es nur Jugendliche der
Banlieues, die sich allabendlich Straßenschlachten mit der Polizei lieferten.
Doch dann kam die konservative Regierung mit einem Gesetzentwurf zum Abbau des
Kündigungsschutzes (CPE) heraus. Offiziell von der Regierung als Maßnahme gegen
die hohe Jugendarbeitslosigkeit propagiert, stellte er ein weiteres Geschenk an
die Patrons dar. Die Demontage des Kündigungsschutzes,
die im August 2005 mit dem Contrat nouvelle embauche (CNE), dem "Neueinstellungsvertrag",
für die Beschäftigten in Kleinbetrieben und mittelständischen Unternehmen
anfing, sollte nunmehr durch den CPE für die unter 26-Jährigen fortgesetzt
werden. Beide Sonderverträge sahen vor, daß ihnen zwei Jahre lang nach dem
Eintritt ins Arbeitsverhältnis das Berufsverhältnis zu jeder Zeit vom Patron
gekündigt werden kann, ohne daß ein Grund für die Entlassung angegeben werden
muss. Als Abfindung wären, wenn überhaupt, maximal 8% des Brutto-Lohns zu
zahlen. Daneben wird den gefräßigen Bossen wohl angesichts der dreijährigen
Befreiung von Sozialversicherungsabgaben das Wasser im Mund zusammenlaufen
sein. Im Gegensatz zum CNE, der sich nur an kleine und mittlere Unternehmen
richtete, hätte der CPE allen Unternehmen offen gestanden.
Eine Folge wäre, daß auch
alle möglichen anderen Rechtsgarantien und sozialen Schutzbestimmungen ins
Rutschen kommen. Denn auch eindeutig vom Gesetz oder vom Tarifvertrag garantierte
Rechte dürften kaum von abhängig Beschäftigten eingefordert werden, die sich
täglich auf dem Schleudersitz fühlen. So soll konformes und unterwürfiges
Verhalten von Seiten der Jugendlichen durchgesetzt werden. Dabei muss daran
erinnert werden, daß das französische System der Arbeitsbeziehungen in
vielfacher Hinsicht anders funktioniert als das deutsche: Das französische
(ungefähre) Äquivalent zum deutschen Betriebsrat, das "Comité
d'entreprise", muss nicht seine Zustimmung zu Kündigungen erteilen und
kann daher Entlassungen nicht verhindern. Wer ohne Angaben von Gründen
entlassen werden kann, verfügt wirklich über keinerlei Schutz. Allenfalls kann
der oder die Betroffene im Nachhinein eine Abfindung vor Gericht erstreiten -
falls nachweisbar ist, dass die Kündigung aus einem Grund erfolgte, den die
Rechtsordnung als "illegitim" erachtet, etwa aufgrund einer
rechtswidrigen Diskriminierung.
Nachdem das Gesetzesprojekt
in einer Nacht- und Nebelaktion verabschiedet wurde und die großen
Gewerkschaften den Kampf dagegen als verloren deklarierten, wurden die Proteste
immer massiver und breiter. Nach ersten Massendemonstrationen, an denen
sich in ganz Frankreich mehrere hunderttausend Menschen beteiligten und nach
der gewalttätigen Räumung der Sorbonne in Paris wuchs die Protestbewegung noch
weiter an. Täglich kam es zu Demonstrationen, Blockaden und Besetzungen, an
denen sich Zehntausende beteiligen. Dabei kam es immer häufiger zu brutalen
Polizeieinsätzen und zu Straßenschlachten, was die Bewegung jedoch nicht im
Geringsten einschüchterte. Auch die Gewerkschaften überdachten noch einmal ihre
Haltung und entschieden sich, die Proteste zu unterstützen.
Im März 2006 gingen mehrere
Millionen Menschen auf die Straße Ein besonderer Aspekt dabei war, daß erstmals
sonst verfeindete Gewerkschaften miteinander demonstrierten. Die Gewerkschaften
forderten die Regierung auf, das Gesetz innerhalb von 48 Stunden
zurückzunehmen, und drohten mit Generalstreik. Premierminister de Villepin
musste verkünden, daß das Gesetz eingestampft wird. Die Anti-CPE-Bewegung in
Frankreich feierte ihren Sieg. "Wir werden die Widerstandsaktionen
einstellen, aber achtsam sein", teilten Vertreter der sozialen
Bewegung mit.
"Das CPE ist der
Tropfen, der das Fass überlaufen ließ. Aber auch nach der Rücknahme des CPE
bleibt das Fass voll. Und um uns auszubeuten, wenn wir älter als 26 sind,
bleibt noch das CNE. Alle zusammen können wir die Regierung zum Zurückweichen
bewegen. Lasst uns nicht egoistisch sein". zitierte die Zeitung Le Monde einen
Studenten, der zur Fortsetzung der Mobilisierung aufrief. "Radikalisieren
wir uns", forderte eine andere Studentin nach dem Bericht der Zeitung.
Daran anknüpfend wollen wir
zusammen mit Willi Lüpkes (ALSO Oldenburg, Euromarsch und Vorsitzender
des ver.di-Landeserwerbslosenausschusses Niedersachsen) sowie Michel
Rousseau von der französischen Erwerbslosenorganisation AC! und der linken
Basisgewerkschaft SUD ernsthaftere Vorstellungen von Widerstand als die DGB –
Führung entwickeln.
Am Donnerstag, 30.11. 2006 um 19.30 im Freizeitheim
Linden, Windheimstrasse 4.
Gewerkschaftsforum Hannover