Antifa-AG der Uni Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:

Zum Wechsel an der Spitze der (mit 368 000 Mitgliedern) größten italienischen Branchengewerkschaft, der Metallarbeitergewerkschaft FIOM, die dem Gewerkschaftsbund CGIL angehört, berichtet die links-unabhängige Tageszeitung “il manifesto” vom 20.4.2002:

Die FIOM wechselt den Führer - nicht die Linie

Gianni Rinaldini wird Nachfolger von Claudio Sabattini.
Einheitliche Führung in der politischen Kontinuität.

Gabriele Polo - Rom

Gestern um 12.30 Uhr hat die FIOM “die Ära Sabattini” beendet. Das Zentralkomitee der Organisation hat Gianni Rinaldini (den ehemaligen Führer der CGIL in der Emilia Romagna) mit 137 Ja-, 2 Nein-Stimmen und 5 Enthaltungen zum Generalsekretär gewählt. Kurz danach ist die Zusammensetzung des Sekretariates komplettiert worden: der vom ex-Generalsekretär hinterlassene freie Platz ging an Tino Magni, der bereits Generalsekretär der lombardischen FIOM ist. Die Wahl des neuen <General->Sekretärs war absehbar. Es blieb präzise festzustellen, wie groß der Umfang seiner Unterstützung in einer sehr speziellen Organisation wie der FIOM ist. Der einheitliche Ausgang des letzten nationalen Kongresses garantierte nicht per sé die “einheitliche Regierung”, die die letzten Jahre der Sabattini-Führung gekennzeichnet hat. Der ex-Sekretär war im Moment seiner Wahl am 15.März 94 mit einer sehr niedrigen Zustimmung gestartet (einer Mehrheit, die man an den Fingern einer Hand abzählen konnte) und in einer desaströsen Situation der Organisation, die von einer tiefgreifenden Identitätskrise gepackt worden war. Im Laufe seiner 8 Jahre als Sekretär ist es Sabattini gelungen die Zustimmung auszuweiten, indem er die Autonomie der FIOM unterstrich und sie auf einem klaren Konfliktterrain gegenüber den Unternehmen positionierte: von den Tarifauseinandersetzungen gegen die wilde Flexibilisierung bis hin zu den Streiks gegen den von FIM und UILM im letzten Frühjahr unterzeichneten Tarifvertrag “der Betrügereien”. (Wobei der Weg über die Opposition gegen die Kriege im Kosovo und in Afghanistan und die Mitgliedschaft der FIOM im Genua Sozialforum verlief.) Ein Erbe, das Gianni Rinaldini, der aufgerufen ist die größte italienische Branchengewerkschaft (368 000 Mitglieder) zu führen, in Angriff genommen hat, indem er Kontinuität in bezug auf Linie und Methode garantierte.

In seiner programmatischen Einführung hat sich der neue Generalsekretär erneut den jüngsten Entscheidungen der FIOM (zu Genua und zum Tarifvertrag) angeschlossen, um die Auffassung zu vertreten, daß die Autonomie der FIOM ein grundlegendes Gut ist, um einen konföderalen Pakt ins Leben zu rufen, der von unten entsteht: “Die 100jährige Geschichte des Verhältnisses von FIOM und CGIL”, sagte Rinaldini, “ist eine Geschichte starker Spannung und gerade dann, wenn die Dialektik stärker gewesen ist, waren die Früchte besser, während dann, wenn es Verflachungen gegeben hat, sich beide (Gewerkschaftsbund und Branchengewerkschaft) als schwächer erwiesen haben.” Aus dieser Inspiration ergibt sich die - auf dem jüngsten Kongreß erfolgte - Wahl einer “einheitlichen Regierung” der Organisation “in einer, in Dialektik und Vergleich konjugierten, kollektiven Verantwortung”. Die programmatischen Linien, in denen diese Praxis zum Leben erweckt wird, sind die von der jüngsten Vergangenheit und der stattfindenden sozialen Auseinandersetzung gezogenen: Verteidigung des nationalen Tarifvertrages sowie der grundlegenden Arbeitsrechte, die auf diejenigen auszuweiten sind, die nicht darüber verfügen. Auf diesen Grundlagen, die (angefangen bei der nächsten Erneuerung des Tarifvertrages, die im Herbst beginnt) eine rasche Überprüfung erleben werden, hat Rinaldini die sehr breite Zustimmung errungen, die das Zentralkomitee ihm mit dem Votum und dem 3minütigen Applaus gewährt hat. Beides Dinge, die die Übergangsphase vom alten zum neuen Sekretär gekennzeichnet haben. Mit einer einzigen Frage, die noch offen und ungelöst bleibt: Was wird Sabattini Großes machen ?  Welches Amt in der CGIL wird ihm Cofferati vorschlagen ?

Vorbemerkung und Übersetzung:
Antifa-AG der Uni Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover