Antifa-AG der Uni
Hannover:
Mit der
bürgerlichen Demokratie ist das so eine Sache, wie man zuletzt bei den
Parlamentswahlen in Großbritannien beobachten konnte. Da besteht die
„Volksherrschaft“ dann darin, dass, dank des strikten Mehrheitswahlrechtes,
eine deutliche Minderheit (Blairs New Labour Party) mit 35,3% der abgegebenen
Stimmen 55,1% der Parlamentssitze erhält und damit die „absolute Mehrheit“
stellt und linke Parteien von der Nutzung der parlamentarischen Bühne so gut
wie ausgeschlossen bleiben. Ähnliches befürchten auch die beiden wichtigsten
Parteien der palästinensischen Linken – PFLP und DFLP – im Vorfeld der
Parlamentswahlen Mitte Juni 2005, zumal das neue Wahlgesetz im wesentlichen das
alte ist und die bei den Gesprächen zwischen allen palästinensischen
politischen Fraktionen im März in Kairo erzielten Übereinkünfte schlicht
ignoriert. Näheres dazu aus dem Newsticker des International Middle East
Media Center (IMEMC) vom 21.4.2005, dessen sehr empfehlenswerte
englischsprachige Website unter www.imemc.org
zu finden ist.
PFLP und DFLP kritisieren das neue
Wahlgesetz
Von IMEMC &
Nachrichtenagenturen
Die Volksfront für die
Befreiung Palästinas (PFLP) und die Demokratische Front zur Befreiung
Palästinas (DFLP) kritisieren die Verabschiedung des palästinensischen
Wahlgesetzes, das „die bei den Gesprächen in Kairo erreichten Übereinkünfte
missachtet“.
Die PFLP betrachtet die
Tatsache, dass ein Drittel der zu vergebenden Sitze nach dem
Verhältniswahlrecht vergeben werden und zwei Drittel <per Mehrheitswahlrecht> in Direktwahlkreisen, ohne dass die Stimmen <der unterlegenen Kandidaten> auf andere Wahlkreise übertragen werden können, als
Missachtung des Übereinkommens, das nach Marathongesprächen, die in der
Erklärung von Kairo im März 2005 gipfelten, erzielt wurde.
Die PFLP sagte weiter, dass
die <Parlaments->Mehrheit, die für das neue Gesetz gestimmt hat, den
Versuch unternimmt, ihre Ansichten, hinter denen „private Interessen“
bestimmter Fraktionen stehen, den Anderen aufzuzwingen.
„Sie haben sehr lange Zeit
in Übereinstimmung mit ihren Interessen gehandelt und zu diesem Zweck versucht,
den Legislative Council <Gesetzgebenden Rat = das palästinensische Parlament> in einen Privatbesitz zu verwandeln. Solch ein Council
kann nicht autorisiert werden, Entscheidungen zu treffen, die die Zukunft des
palästinensischen politischen Systems bestimmen“, erklärte die PFLP.
Die PFLP rief den
palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas / Abu Mazen auf, den nationalen
Übereinkünften, die den Interessen des palästinensischen Volkes und der
politischen Fraktionen dienen, da sie „im fortdauernden Kampf um Unabhängigkeit
und Befreiung“ für Einheit zu sorgen, umzusetzen.
Währenddessen sagte eine
prominente Quelle in der DFLP, dass der Legislative Council <nur> eine geringfügige Veränderung am alten Parlamentswahlgesetz
vorgenommen habe, während sich die Parteien darauf geeinigt hätten, dieses
Gesetz aufzuheben und ein neues zu verabschieden.
„Die Übereinkünfte von Kairo
gelangten zu der Entscheidung, ein neues Wahlgesetz anzustreben, das auf dem
Prinzip beruht, die proportionale Vertretung sowie die Wahlkreise <in denen die Kandidaten mit Mehrheitswahlrecht
direkt gewählt werden> in gleichem
Maße aufzuteilen und diese Übereinkunft wurde in Anwesenheit von Abu Mazen
erzielt“, berichtete die DFLP-Quelle.
Die Quelle forderte Abu
Mazen auf, die Absprachen von Kairo umzusetzen, die ein neues Wahlgesetz für
den Legislative Council verlangen.
Die Quelle rief außerdem die
Institutionen der Zivilgesellschaft, die Volkskomitees und die politischen
Fraktionen auf, Druck auf den Gesetzgebenden Rat und die Minister auszuüben,
ein neues Gesetz zu verabschieden, das den Interessen und dem Willen der
palästinensischen Gesellschaft und ihren legitimen Forderungen entspricht.
Vorbemerkung,
Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni
Hannover