Antifa-AG der Uni Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:
Piero
Bernocchi (1947 in Foligno / Umbrien
geboren) lebt in Rom, ist Lehrer und Sprecher der linken Basisgewerkschaft Confederazione Cobas, die über
die Cobas Scuola und die Cobas Sanità vor allem in den
Schulen und im Gesundheitswesen stark verankert ist. Piero Bernocchi
hat eine lange Vergangenheit in der radikalen Linken. Er spielte, zunächst der
4.Internationale nahe stehend, in der 68er Bewegung und dann in der Autonomia-Bewegung von 1977 eine wichtige Rolle. Von 1979 –
85 war er Direktor des linken Radiosenders „Radio Città
Futura“ (Radio Stadt der Zukunft) und ist Autor mehrerer Bücher über politische
und gewerkschaftliche Themen und insbesondere über die Entwicklung der
radikalen Linken. Seit ihren Anfängen 1999 zählt er darüberhinaus
zu den wichtigsten Vertretern der italienischen Antiglobalisierungsbewegung. In
einem Gastbeitrag für die von Rifondazione Comunista herausgegebene Tageszeitung „Liberazione“ vom 2.2.2006 zum Weltsozialforum in
Caracas (der offenbar ein Auszug aus einem noch umfangreicheren Text ist) versucht
er nicht nur eine Einschätzung des Standes der Bewegung, sondern setzt sich
auch kritisch mit den Forderungen nach einer engeren Beziehung der
Antiglobalisierungsbewegung zu den sog. „befreundeten Regierungen“ auseinander.
Ein sehr lesenswerter Beitrag, auch wenn wir den Zustand der „alternativ globalisierenden Bewegung“ (wie sie sich mittlerweile ja
lieber nennt) wesentlich pessimistischer einschätzen und den Optimismus des
Genossen Bernocchi auch ein wenig der in Caracas
erlebten Aufbruchstimmung auf dem lateinamerikanischen Subkontinent
zuschreiben.
Auch wenn man sich über die Rolle der Regierungen Lateinamerikas in
antiimperialistischer Hinsicht und gegen die USA im Klaren ist, ist eine
Neuauflage der unheilvollen Unterordnung unter Leitstaaten zu vermeiden.
Das Forum von Caracas sagt
uns: Es gibt keine „befreundeten“ Regierungen
Piero Bernocchi
Und schließlich: 4.) Welche
Beziehungen unterhält die Bewegung zum institutionellen Rahmen, zu den
Regierungen (und insbesondere zu den „befreundeten“ oder denen, die es
angeblich sind), zu den Parteien, zu den lokalen und nationalen
Verwaltungsstrukturen und zu den transnationalen Körperschaften?
Der „Geist von Caracas“
In einem solchen Rahmen
epochaler Fragen kann man ohne weiteres sagen, dass das Weltforum von Caracas,
was einen starken antikapitalistischen Charakter anbelangt, einen politisierteren Eindruck hinterließ als alle
vorangegangenen. (Vielleicht wurde es deshalb von den großen Zeitungen unseres
ultra-provinziellen „Dörfchens“ Italien so vernachlässigt, während CNN
ihm 10 Tage lang in Venezuela, Bolivien und Kolumbien, d.h. den Ländern und
Erfahrungen, die im Forum ein stärkeres Gewicht besaßen, einen enormen Platz
einräumte.) Es gab viele interessante und umkämpfte bzw. umstrittene Antworten
auf diese Fragen, die – auch wenn sie keine endgültige und für alle
verbindliche Stellungnahme in dieser Sache sind (und es auch nicht sein konnten
und sollten) – den Vorschlag einer weltweiten anti-wirtschaftsliberalen (oder
besser: antikapitalistischen) Allianz umreißen, in der den
Wirtschaftsliberalismus / Freihandel ablehnende Regierungen und Bewegungen
miteinander im Dialog stehen und sich, mit Hilfe von Modalitäten und
Beziehungen (und daraus resultierenden Gefahren), die allesamt
Experimentierfeld sind, „über Schnittstellen“ verbinden.
Um diese Antworten genauer
darzustellen, muss man die politische Situation in Lateinamerika, die den Verlauf
des Forums in starkem Maße beeinflusst hat, grob skizzieren. Eröffnet wurde es
mit den Bildern vom Amtsantritt der Regierung Evo
Morales in Bolivien, der nicht nur von VTV (dem Fernsehsender des
venezolanischen Staates, der im Guten wie im Schlechten vorgeht wie ein
linksextremes „Freies Radio“ der 70er Jahre <in Italien>) und von Telesur
(allerdings mit innovativen stilistischen Experimenten) aufgebauscht wurde,
sondern auch von CNN, das nicht an Mitteln und Menschen sparte.
Bis Ende letzten Jahres war Evo einer von uns. Er arbeitete in den Weltforen und im
kontinentalen amerikanischen Forum an unserer Seite. Seine Reden zum
Amtsantritt waren sowohl der Form nach (morgens der Indio-Ritus von Evo und Anderen mit der entsprechenden Kleidung,
nachmittags der informelle Pullover, die „Bewegungs“-Reden während der Zeremonie und
die Art der geladenen Gäste, die sprachen) als auch der Substanz nach von einem
radikalen Antikapitalismus und einem globalen Protest gegen ein Jahrhundert
imperialistischer US-Politik, eine Ablehnung des Krieges sowie der politischen
Repression und Unterdrückung geprägt, die meines Erachtens ohne Gleichen waren.
Die bolivarianische
Revolution
Gleichzeitig konnten wir
alle die schnelle Entwicklung der bolivarianischen
Revolution beobachten. Das ist ein sehr komplexer, sehr schwieriger Prozess über
den besser keine romantischen Visionen verbreitet werden sollten. Die
politische Gesellschaft Venezuelas wurde bis gestern als die korrupteste
Südamerikas betrachtet, womit alles gesagt ist. Die beiden beherrschenden
Parteien wechselten sich jahrzehntelang offiziell (es gab ein schriftliches und
öffentliches Abkommen) in der Regierungsführung ab, wobei sie jede
Legislaturperiode die Rollen tauschten. Alles wurde mit Hilfe
parteiübergreifender Abkommen untereinander aufgeteilt (also ein zu extremen
Konsequenzen getriebenes Italien!) und das politische Personal wurde gekauft
und betäubt. Zwischen Chavez und der Massenbasis, die
ihm vertraut, weil er ihre schlechten Lebensbedingungen verbessert, gab es ein
Vakuum, das sich erst jetzt und unter Schwierigkeiten zu füllen beginnt, wobei
auch politisches Personal eingesetzt wird, das aus anderen lateinamerikanischen
Ländern (und von weiter her) gekommen ist.
Es ist eine „Revolution
von oben“ mit allen sich daraus ergebenden Gefahren, in der Chavez versucht dem Volk, unter massivem Rückgriff auf Bolivar und Miranda, d.h. Helden der nationalen
Unabhängigkeit und der kontinentalen Einigung, eine Identität zu geben. Der
unumgängliche Rückgriff auf einen Teil des vorher vorhandenen, korrupten
politischen Personals sorgt bei der chavistischen
Basis einerseits für eine starke Unterstützung für Chavez,
aber auch für eine starke Unzufriedenheit mit vielen, die ihn umgeben. (Dies
hat zu der sehr hohen Enthaltung bei den letzten Wahlen geführt.) Andererseits
stärkt es die Opposition der „Contras“, die zum Glück noch größere
Probleme haben, was den Mangel an Kadern bzw. deren Mittelmäßigkeit anbelangt.
Zu den wichtigsten Argumenten dieser Opposition zählt jedoch sowohl die
Tatsache, dass Chavez an der Korruption und der öffentlichen
Verwaltung nichts geändert hat als auch die Tatsache, dass der massive
Rückgriff auf ausländische politische und soziale Kader (in erster Linie
kubanische Lehrer und Ärzte) erhebliche Teile der venezolanischen Gesellschaft
an den Rand drängt.
Was die „Contras“
anbelangt müssen einige Eindrücke modifiziert werden, die wir von Italien aus
gewonnen hatten.
Wir wurden wiederholt von
Gruppen „belästigt“, die eher aufdringlich als gewalttätig waren. Sie
wollten uns (vor allem uns Italiener/innen) von der Güte / Gutmütigkeit ihrer
Beweggründe überzeugen. Ihrem Aussehen, ihren Reden und Biographien nach
schienen sie allerdings eher kleinbürgerlich als reich und durch die soziale
Deklassierung zu Tode erschrocken. Etwas Ähnliches, wie das was man bei den
Bewohnern der italienischen Vororte mit hohem Einwandereranteil oder bei den
Einwohnern Bolognas beobachten kann, die die rassistische Aggressivität Cofferatis <d.h. des ehemaligen CGIL-Generalsekretärs und nun Linksdemokraten
(DS)-Bürgermeisters der Stadt>
unterstützen. Ihre „reichen“ Stadtteile Chacao
und Altamira sind nur etwas sauberer und ordentlicher als der Rest (Caracas hat
eine große Fläche, die ein ganzes Tal umfasst, das von Hügeln umgeben ist, die
mit armseligen Baracken übersät sind) und in jeder europäischen Stadt würden
sie als hässliche Viertel an der Peripherie erscheinen. Ihre Anti-Chavez-Demonstration hatte mehr oder minder dieselben
Dimensionen wie unsere (im Durchschnitt wurden sie auf 100.000 Teilnehmer
geschätzt). In unserer überwogen allerdings die Nicht-Venezolaner. (Die
Kolumbianer machten mindestens 10.000 aus, dann gab es Tausende, extrem
geordnet marschierende Kubaner, sehr viele Brasilianer und Argentinier,
Mexikaner und Mittelamerikaner und sogar viele US-Amerikaner. Die Europäer
waren Wenige, bei einem Übergewicht von Italienern, Franzosen, Briten und
Spaniern.) Im Unterschied zu Mumbai oder Porto Alegre waren die lokalen sozialen Organisationen beinahe
unsichtbar.
Radikalität und Autonomie der
Versammlung der Bewegungen
In diesem Kontext kann man
ohne den geringsten Zweifel davon sprechen, dass das Weltforum von Caracas,
verglichen mit allen anderen WSF’s, die radikalsten
Antworten auf die oben genannten Fragen gegeben hat. Vor allem bezüglich der
Verbindungen zwischen Diskussionen und Kampfaktionen und dadurch, dass es
erklärtermaßen antikapitalistische und antiimperialistische Plattformen /
Forderungskataloge hervorbrachte. Das Schlussdokument der Versammlung der
sozialen Bewegungen präsentierte ein sehr reichhaltiges Programm an Kampagnen
und Demonstrationen für 2006, das in punkto der Quantität, Qualität und
Eindeutigkeit im Kampf gegen den Wirtschaftsliberalismus / Freihandel und den
Krieg ohne Gleichen ist.
Sicherlich hat das oben
angesprochene politische Klima einen starken Einfluss gehabt. (Und vergessen
wir nicht, dass diese Eindeutigkeit das komplexe Panorama berücksichtigen muss,
das sich mit all seinem Reichtum <beim Afrikanischen Sozialforum vom 19.-23.Januar
2006> in Bamako
zeigte und dem ebenfalls differenzierten, das <beim Asiatischen Sozialforum vom 24-29.März 2006> in Karachi, dem dritten „Zweig“
des polizentrischen Forums zutage treten wird.) Die
Radikalisierung ist allerdings auch das Resultat eines weltweiten
Wachstumsprozesses der Selbstorganisation und der Verbindung Tausender
anti-wirtschaftsliberaler Kräfte und Netzwerke. Die zentrale Rolle des Kampfes
gegen den Krieg ist deutlich geworden. Auf der Grundlage der Plattform, die wir
als Europäisches Sozialforum vorgelegt
haben, ist die weltweite Mobilisierung am 18.März für den Abzug der Truppen aus
dem Irak und aus anderen besetzten Ländern, gegen den permanenten Krieg der USA
und die Militärbasen, die Entführungen, die Folterungen, die illegalen
Inhaftierungen, für das Ende der Besetzung der palästinensischen Gebiete und
die Schaffung eines echten palästinensischen Staates zum ersten Punkt der
Agenda für 2006 geworden. Die vier folgenden Verabredungen betreffen die
Demonstrationen gegen die WTO, die G8, die Weltbank, die ALCA und das europäisch-lateinamerikanische
Gipfeltreffen in Wien. Dann gibt es das Bildungs- und Gesundheitsforum, die
Umweltnetzwerke, die Netzwerke der Frauen und der Bauern. Und 30 weitere
Kampagnen füllten den Aktionskalender wie noch nie.
Das weltweite
anti-wirtschaftsliberale Netzwerk, die Polemiken und die Autonomie
Kurz und gut, das große,
weltweite anti-wirtschaftsliberale Netzwerk hat (mit immer eindeutigeren
Bestandteilen an aufrichtigem Antikapitalismus und in der Lage sich ein globales
Programm zur Überwindung der auf Profit, Ware und Krieg basierenden
Gesellschaften zu geben sowie permanent auf dieses Ziel hin zu mobilisieren)
einen bedeutenden Schritt nach vorn gemacht.
Deshalb erschien mir die von
einigen bekannten Intellektuellen (die „Le Monde diplomatique“-Gruppe einerseits und Samir Amin
und die Vertreter des „Geistes von Bandung“ <Anm.1> andererseits) begonnene Polemik über die
Wirkungslosigkeit der Aktivität dieses Netzwerkes fehl am Platz. Das ist eine
instrumentelle Polemik, weil sie als Heilmittel eine direkte Involvierung der
Bewegung auf der institutionellen Ebene will und das vor allem durch enge
direkte Beziehungen zu den „befreundeten“ Regierungen oder denen, die es
angeblich sind. Hinter dieser Polemik steht in jedem Fall ein
besorgniserregender Druck, um die sozialen Bewegungen und die Strukturen der
Foren in ein Verhältnis der Unterordnung unter die „befreundeten“
Regierungen zu zwingen.
Es sollte nicht vergessen
werden, dass es unter den Leuten von „Le Monde Diplomatique“ enge
Berater von Chavez gibt. Das hat diesen
wahrscheinlich dazu veranlasst, in seiner Rede im Poliedro
ein bisschen zu übertreiben als er von der möglichen „Folklorisierung“
und der Einflusslosigkeit der Bewegung sprach, wenn „sie sich nicht die Machtfrage
stellt“. Derselbe Chavez hat sich bei dem (von
den brasilianischen Landlosen des MST zusammen mit Vertretern der Versammlung
der sozialen Bewegungen und einigen politischen und sozialen Kräften aus
Lateinamerika organisierten) Treffen mit uns, auf der Grundlage des sehr
reichhaltigen und radikalen Programms, das von der Versammlung verabschiedet
wurde und das er aufmerksam gelesen hatte, prompt korrigiert. Chavez ist <dort> zu einem
übertriebenen Lob der Bewegung übergegangen, wobei er auf der Tatsache bestand,
dass die „befreundeten“ Regierungen, da sie keinen „Sozialismus in
einem Land“ machen könnten, einen absoluten Bedarf an der
anti-wirtschaftsliberalen Bewegung weltweit hätten.
Gleichzeitig hat er uns
allerdings erneut die „Machtfrage“ gestellt, die (da Europa nicht
herangezogen wurde) die Forderung nach einer engen Verbindung mit denjenigen zu
sein schien, die die Macht bereits haben, d.h. mit ihm, Lula,
Kirchner, Castro, Morales etc. Was das angeht, hat er mit einer endlosen Rede
(2 Stunden und 40 Minuten, die aber nichts war verglichen mit den 6 Stunden und
20 Minuten einer Rede von ihm im venezolanischen Fernsehen) denjenigen
Illusionen geraubt, die einen linken Chavez von einem
rechten Lula unterscheiden. Er bekannte sich nicht
nur zum engen Entscheidungszusammenhang zwischen ihm, Lula;
Kirchner und Castro (und ab jetzt mit Morales), sondern betonte sogar seine „enge
Freundschaft“ zur ehemaligen und zur aktuellen iranischen Führung, in einer
Art Auffrischung jenes „Geistes von Bandung“,
den der gute Samir Amin seit langem empfiehlt.
Sic stantibus
rebus (So
wie die Dinge stehen) und auch wenn man sich über die Rolle, die diese
Regierungen Lateinamerikas in antiimperialistischer Hinsicht und gegen die USA
spielen, im Klaren ist, darf das nicht zur Neuauflage unheilvoller
Unterordnungen unter Leitstaaten führen. Wobei dann vielleicht alle 15 Jahre „die
Adresse“ gewechselt wird. Die Versammlung der Bewegungen (wo die Europäer
in der Leitung zum ersten Mal eine mit den Lateinamerikanern gleichberechtigte
Rolle spielten, ja der Autor dieser Zeilen sie sogar geleitet, die
Einführungsrede gehalten und die Schlussbemerkungen gemacht sowie einen Gutteil
der technischen Durchführung besorgt hat) hat dies mit großer Klarheit betont,
wobei auch brasilianische und kubanische Vorschläge ganz anderer Ausprägung
abgelehnt wurden.
Trotz der von den
Regierungen Venezuelas, Kubas und Boliviens gezeigten antiimperialistischen und
Anti-US-Einstellung können wir solche Staaten nicht a priori und nicht per sé als „befreundet“ und faktisch als unsere
Leitstaaten betrachten. Im Gegenteil, die anti-wirtschaftsliberale Bewegung
sollte keiner Regierung a priori ein solches Patent ausstellen. Die negative
Erfahrung mit Lulas „Wirtschaftsliberalismus auf
brasilianische Art“ sollte jenen Intellektuellen, die stets bereit sind,
unter Verzicht auf eine ernsthaft kritische Funktion, „Berater am Hofe“
zu werden, etwas gelehrt haben. Zu versuchen, die Bewegungen an „befreundete“
Regierungen anzuschließen, ist nicht nur ein schlechter Dienst an den
Bewegungen, sondern auch an solchen Regierungen, die vielmehr (auch dann wenn
sie unter dem Druck der Bewegungen zustande gekommen sind), ohne Rabatte oder
die Abgabe von „Souveränität“, permanent überprüft werden müssen, wie
uns die bolivianischen Volksbewegungen lehren, die Evo
90 Tage Zeit gegeben haben (vielleicht übertreiben sie es sogar ein bisschen,
aber sie beziehen sich auf Verfassungsänderungen und Verstaatlichungen, die
keine epochalen Zeiträume erfordern), um die wichtigsten von ihm gemachten
Versprechen umzusetzen. Und dies muss auch für Chavez
gelten. Trotz des sehr offenen Dialogs, den wir in diesen Tagen und in der
letzten Zeit mit ihm geführt haben und der von großem Interesse ist.
Anmerkung 1:
Auf
Initiative des indischen Ministerpräsidenten Nehru trafen sich 1955 Abgesandte aus 23
asiatischen und sechs afrikanischen Staaten im indonesischen
Bandung. Es handelte sich dabei um Staaten, die weder
dem westlichen noch dem östlichen Bündnissystem angehörten.
Als
wichtigste Persönlichkeiten im Verlauf der Konferenz von Bandung
erwiesen sich die Staats- und Regierungschefs Nehru (Indien), Nasser (Ägypten),
Zhou Enlai (Volksrepublik China) und der Gastgeber Sukarno (Indonesien).
Als
Ergebnis der Konferenz verabschiedeten die 29 Staaten mehrere Resolutionen.
In einer verurteilten sie „jede Form von Kolonialismus
und Rassendiskriminierung“ und forderten die
„Beachtung der Charta der Vereinten Nationen“. In
einer weiteren Resolution sprachen sie sich für den „Abbau der Spannungen
zwischen den Machtblöcken, eine allgemeine Abrüstung und ein Verbot von
Kernwaffen“ aus. Bei der Konferenz von Bandung wurden
auch erstmals Forderungen der Dritten Welt nach Gleichberechtigung und
Gleichbehandlung gegenüber den ehemaligen Kolonialmächten laut. Der „Geist
von Bandung“ trug wesentlich zum Entkolonialisierungsprozess bei.
Aus
den Ergebnissen der Konferenz bildete sich Anfang der 1960er-Jahre die Bewegung
der blockfreien Staaten.
(Auszug aus dem Wikipedia-Artikel
zur Bewegung der Blockfreien Staaten. Der vollständige Artikel findet sich
online unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Bewegung_der_blockfreien_Staaten
)
Vorbemerkung,
Übersetzung, und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover