Für
„antideutsche“ Gruppen und Organe hierzulande, wie die sog. “Antideutschen
Kommunisten“ (ADK), die „bahamas“ oder die „konkret“ sind linke und
linksliberale israelische Intellektuelle, die den Rassismus, den
Staatsterrorismus und die Besatzungspolitik der „einzigen Demokratie im
Mittleren Osten“ kritisieren, in bester rechtsradikaler Diktion
„Nestbeschmutzer“ und „Staatsfeinde“ (früher sagte man: „vaterlandslose
Gesellen“), die nur dank des unendlichen Langmutes und der „Toleranz“ eines
Ariel Sharon nicht schon längst mit Berufsverbot belegt und eingeknastet worden
seien. Auch vor der Sprengung von Veranstaltungen mit solchen kritischen Intellektuellen
schrecken sie schon lange nicht mehr zurück, wie die Aktion der dortigen ADK
gegen eine linke Diskussionsveranstaltung mit Uri Avneri vor einigen Monaten in
Hamburg gezeigt hat. An der Universität Hannover nennt sich diese Szene u.a. „Bündnis
gegen Antisemitismus“ oder „initiative antisemitismuskritik GbR“ und dominiert
die Fachschaftsräte Sozialwissenschaften, Geschichte und Theologie sowie die
PDS-Hochschulgruppe. Von den SPD-Hochschülern wird sie aus taktischen Motiven
unterstützt, um die verbliebenen Linken zu bekämpfen und der Regierung Schröder
so den Rücken frei zu halten. Pikanterweise gesellt sich zu diesem Pro-Israel-
und Pro-Sharon-Lager mit lautstarken Tiraden auch die sog. „Anti-Expo-AG“ dazu,
die auf diesem Wege die Abwicklung ihrer linksalternativ-autonomen
Vergangenheit (inklusive eines tatsächlich „verkürzten Antikapitalismus“)
betreibt und wieder zu mehr oder weniger grünen Positionen zurückfindet.
Ein
Grund mehr für uns den Kommentar zu übersetzen, den Zvi Schuldiner in der
linken italienischen Tageszeitung „il manifesto“ vom 18.4.2004
zur Ermordung des Hamas-Vorsitzenden im Gaza-Streifen, Dr. Abdel Aziz Rantisi,
veröffentlichte. Zvi Schuldiner ist Dozent für Soziologie und Dekan des
Fachbereiches Politik und Öffentliche Verwaltung am Sapir College der Jüdischen
Universität von Jerusalem. Er ist der italienischen Linken und Friedensbewegung
eng verbunden und schreibt regelmäßig Beiträge für linke Zeitungen wie “il
manifesto" oder die schweizer Wochenzeitung "WoZ". Wobei er
beileibe kein Revolutionär ist, sondern linkssozialdemokratische und
pazifistische Positionen vertritt.
Verfasst
wurde dieser Kommentar in italienischer Sprache und daher nur einmal übersetzt
(nämlich von uns ins Deutsche.)
Verbrecher
Zvi Schuldiner
Als echten
Epilog zu einer Woche, die durch das Abkommen zwischen Präsident Bush und
Ministerpräsident Sharon über den sogenannten einseitigen Rückzug
gekennzeichnet war, beginnt heute ein neues Kapitel in der
Blut-und-Eisen-Politik der israelischen Regierung. Abdel Aziz Rantisi wurde
ermordet. Er war Hamas-Führer anstelle des Scheichs Yassin, der <rund vier Wochen zuvor> seinerseits ermordet wurde. Es
handelt sich um einen weiteren Angriff der israelischen Luftwaffe, um eine
weitere „gezielte Exekution“. Ein weiteres Kapitel der verbrecherischen Politik
einer Regierung, die sich nicht nur auf eine mörderische Politik gegen das
palästinensische Volk einlässt. Letztlich bedroht der israelische
Fundamentalismus ohne mildernde Umstände die Zukunft von Israel. Im Namen eines
maßlosen Sharon haben sich seine Kameraden in einen Kreuzzug gestürzt, der die
Region mit einer Welle von Blut überschwemmen wird. Das findet parallel zum
imperialistischen Kreuzzug des Präsidenten Bush statt – mit ähnlichen
Charakteristika.
Für Bush
und Sharon existiert das internationale Recht nicht und die anti-terroristische
und „demokratisierende“ Rhetorik rechtfertigt alles. Die israelische Regierung
praktiziert dies auf reduziertem Niveau. Bush kann, wie es sich für eine
Großmacht geziemt, in Nadschaf Hunderte von Menschen liquidieren. Bushs Treffen
mit Sharon hat die abenteuerliche Politik dieses Letzteren zum Teil bestätigt.
Wenn er tatsächlich den Wunsch hätte sich von irgendeinem Punkt der besetzten
Gebiete zurückzuziehen, wäre es nicht notwendig gewesen, nach Washington zu
reisen. Seine einzigen und echten Partner <dabei> sind die Palästinenser. Stattdessen
kann Sharon, dank des amerikanischen Präsidenten die Existenz der
Palästinenser, die jeden Tag unter der Härte der Besatzung leiden, weiterhin
ignorieren.
Es ist kein
palästinensischer Terroranschlag notwendig. Die terroristische israelische
Regierung geißelt drei Millionen Palästinenser, die Gefangene der Besatzung
sind. Die Palästinenserlager werden dem Erdboden gleichgemacht, ihre Wirtschaft
wird zerstört, der Grund und Boden beschlagnahmt und die Häuser besetzt oder
zerstört. Am Nachmittag hat ein Selbstmordanschlag am Kontrollposten Erez einen
Israeli <genauer gesagt: einen
israelischen Besatzungssoldaten> das Leben gekostet. Alle seriösen Informationsquellen
weisen allerdings darauf hin, dass die Ermordung Rantisis ohne irgendeine
Verbindung zu diesem letzten Anschlag geplant wurde. Der Anschlag habe der
israelischen Propagandamaschine und den „ausgewogenen“ westlichen
Verurteilungen der „Gewalt“ nur ein bisschen geholfen.
Die wahre
Gewalt ist die Besatzung. Und der Hass, den sie erzeugt, ist das von einer
verbrecherischen israelischen Führung diktierte Blutbad. Einer Führung, die
drei Millionen menschlichen Wesen die nationalen und Menschenrechte verwährt.
Und eine Mauer des Hasses errichtet. Und die, indem sie alle Dämonen wachruft,
die Degeneration versucht, um die Besatzung zu konsolidieren. Die Gewalt der israelischen
Regierung genießt vollständige Straffreiheit. Diejenigen, die heute zur
Ermordung von Rantisi schweigen, werden sich sehr schnell fragen müssen, was zu
tun ist, um einen Sharon zu stoppen, der bereit ist, alle Türen zu einem
Friedensabkommen mit den Palästinensern zu schließen, um mit Leichtigkeit zur
Massenvertreibung der Palästinenser überzugehen.
Vorbemerkung,
Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG
der Uni Hannover