Antifa-AG der Uni
Hannover:
Die
Kette von Wahlerfolgen, die Hamas seit Anfang diesen Jahres aneinander reihte,
wurde bei den Studentenratswahlen an der Bir Zeit Universität bei
Ramallah und der Universität von Bethlehem Mitte April 2005 jäh
unterbrochen. In beiden Fällen konnten sich mit Al Fatah verbundene Listen im
Bündnis mit kleineren, weiter links stehenden, laizistischen Gruppen
durchsetzen. Den entsprechenden Bericht aus der von Rifondazione Comunista
(PRC) herausgegebenen Tageszeitung „Liberazione“ vom 14.4.2005
bringen wir allerdings auch deshalb, weil er die für eine „kommunistische“
Partei und ihr Organ äußerst fragwürdige Stellung im Israel/Palästina-Konflikt
aufzeigt. Nicht nur, dass „Liberazione“ bezüglich der Hamas und anderer
eindeutiger Gegner der israelischen Besatzung die bürgerlichen Sprachregelungen
übernimmt und die mehrheitlich durch Korruption und Untertänigkeit gegenüber
dem US-Imperialismus und der israelischen Besatzungsmacht gekennzeichnete Fatah
völlig unkritisch unterstützt, sie verschweigt auch das Abschneiden der linken
Organisationen PFLP, DFLP, PPP und der Demokratischen Initiative (Mubadara) von
Mustafa Barghuti. Daher ergänzen wir die Meldungen aus „Liberazione“ im
Anschluss durch mehrere, wesentlich ausführlichere Beiträge des International
Middle East Media Center (http://imemc2.thinkhost.net).
Die von
dem „Liberazione“-Autor I.B. erwähnten Studentenratswahlen an der An-Najah
University von Nablus fanden bereits am 29.November 2004 statt. Dort errang
die Fatah-Jugend 38 der insgesamt 81
Sitze. Die Hamas-Jugend kam auf 36 Sitze, die revolutionär-sozialistische
Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) erhielt 3 Sitze, die
linkssozialdemokratische DFLP und der Islamische Jihad je 2. Wahlberechtigt
waren 12.574 Studenten. Die Wahlbeteiligung betrug 86,5%. (Quelle:
„An-Najah-News-letter Nr. 30)
Die
Wahlen an der Universität von Hebron fanden am 16.März 2005 statt. Die
Hamas vergrößerte dabei die Zahl ihrer Sitze im Studentenrat auf 25 der
insgesamt 41 Sitze. Die Fatah erreichte 15 Sitze, der Islamische Jihad 4. Die
linken Organisationen gingen leer aus. Ende März wurde am Polytechnikum von
Hebron gewählt, wo die Hamas bereits seit 1984 in der Mehrheit ist. Sie
erreichte diesmal 16 Sitze gegenüber 14 für die Fatah (Quelle: http://headheeb.blogmosis.com/archives/028212.html).
An der
als Hochburg der Fatah geltenden Arab-American University von Jenin
erreichte die Hamas am 14.März 14 Sitze, Al-Fatah 15 und die PFLP sowie andere
Linke 3 Sitze. Fast erdrückend ist die Übermacht der Hamas-Studenten an der Islamischen
Universität von Gaza, wo die Islamische Widerstandsbewegung zuvor 80% der
Stimmen der gut 10.000 Studenten auf sich vereinigte (Quelle: „Palestine Times“
Nr.166 – April 2005).
Auseinandersetzungen
in den Gebieten. Fraktionen drohen mit dem Ende des Waffenstillstandes.
Überraschung: Hamas verliert die
Uni-Wahlen
Das hatte niemand erwartet.
Auch die Vertreter von Al-Fatah nicht. Bei der Wahl des Studentenrates der Bir
Zeit Universität, der vor den Toren Ramallahs gelegenen Hochschule hat die
säkularisierte Bewegung, die seit jeher das palästinensische Panorama
beherrscht, die radikalen Islamisten der Hamas – wenn auch knapp – bezwungen.
Das Votum ist vor allem aufgrund der zeitlichen Nähe zu den palästinensischen
Kommunalwahlen am 5.Mai und den Parlamentswahlen am 17.Juli von großem Wert, da
die Bir Zeit-Universität seit jeher unter der Kontrolle der Aktivisten der
„Islamischen Widerstandsbewegung“ (Hamas) stand.
An der Bir Zeit errang die
Hamas dieses Mal 22 Sitze gegenüber 23 für Al-Fatah, der von Yasser Arafat
gegründeten Fraktion, der auch der gegenwärtige Präsident <der Autonomiebehörde> Mahmud Abbas angehört. Der Wahlgang stellt – bezogen
auf die letzten Monate – einen Tendenzwechsel dar, da in dieser Zeit an
verschiedenen Universitäten Cisjordaniens Stimmengewinne für die Hamas zu
verzeichnen waren. An der Najah University von Nablus hatte Al Fatah gewonnen,
allerdings knapp. Während sich an der Universität und am Polytechnikum von
Hebron die Vertreter der Hamas durchsetzten.
Weit entfernt von den
Universitäten Ramallahs heizt sich die Situation in Gaza weiter auf. Dort
vergeht kein Tag ohne neue Nachrichten über Auseinandersetzungen und
israelische Militäroperationen, die trotz der von den radikalen Splittergruppen
erklärten Waffenruhe stattfinden. Gestern hielten EFE zufolge in Gaza City drei
bewaffnete palästinensische Fraktionen eine Pressekonferenz ab, auf der sie
damit drohten, die Waffenruhe vom vergangenen Februar zu unterbrechen. Laut der
spanischen Nachrichtenagenur waren die drei Fraktionen die Komitees des
Volkswiderstandes, die Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden und die Jerusalem-Patrouillen,
eine der bewaffneten Fraktionen des Islamischen Jihad, die ankündigten, dass
sie die Abgabe der Waffen an die Palästinensische Autonomiebehörde ablehnen.
Auch gestern hat die israelische Armee drei Palästinenser im Flüchtlingslager
Balata in Nablus verhaftet, derselben Stadt, in der ein weiterer Palästinenser
bei der Explosion eines Sprengkörpers verletzt wurde, den er gerade anfertigte.
Einen Schwerverletzten gab es auch in Tulkarem, nachdem er von israelischen
Schüssen getroffen wurde. Und schließlich wurden einige Mörsergranaten auf einen
israelischen Militärposten in der Nähe des palästinensischen Flüchtlingslagers
Bureich abgefeuert.
I.B.
Der International
Middle East Media Center (IMEMC) berichtete dazu am 13.April 2005
unter Bezug auf Nachrichtenagenturen und eigene Recherchen:
Fatah gewinnt bei den Wahlen zur Bir
Zeit Student Union eine Mehrheit
Mit einem starken Comeback
gewann Fatah am Dienstag bei den Studentenratswahlen an der Bir Zeit
Universität mehr Sitze als Hamas und beendete damit das 10jährige Monopol der
Islamischen Bewegung in einer der bedeutendsten studentischen Körperschaften
der West Bank.
Die nationale säkulare
Bewegung gewinnt 28 Sitze, während die Islamisten 23 erhalten. Damit würde ein
säkulares Bündnis die Mehrheit im Rat stellen und in der Lage sein ein
Exekutivgremium <in
der BRD: einen AStA> unter Führung
der Fatah zu bilden.
Die Dienstagnacht nach einem
hitzigen Wahlkampf verkündeten Ergebnisse sind Folgende: Fatah (23), Hamas
(22), der Demokratische Block, d.h. PFLP-Unterstützer (3), die
Studenten-Plattform, eine <der ehemaligen KP und jetzigen Volkspartei (PPP) nahe stehende> unabhängige säkulare Gruppe (2) und die Islamische
Gruppe – Unterstützer des Islamischen Jihad – gewinnt 1 Sitz.
Entgegen den Erwartungen
trat die Fatah-Bewegung, die im Gefolge des Todes des verstorbenen Präsidenten
Yasser Arafat unter ernsten Spaltungstendenzen litt, geeint auf und lieferte
eine starke Vorstellung ab.
Der palästinensische
Präsident Mahmud Abbas gratulierte den Fatah-Führern an der Universität zu
ihrem „Aufsehen erregenden Sieg“ und sagte, dass dies ein wichtiger Schritt
sei, um die Führungsfähigkeit der Bewegung wieder herzustellen.
Hamas-Führer an der Bir Zeit
gratulierten Fatah zu ihrem Sieg und versicherten ihren enttäuschten
Unterstützern, dass Hamas daran arbeiten werde, den Rat bei den Wahlen im
nächsten Jahr zurückzugewinnen.
Zu den
Wahlen an der Universität von Bethlehem brachte der International Middle
East Media Center am 14.April 2005 diesen Bericht:
Fatah und die Volkspartei gewinnen
die Wahlen an der Bethlehem University
Von George Rishmawi
Die „Jerusalem und
Rückkehr“-Koalition, die von Al Fatah zusammen mit der (ehemals
kommunistischen) Palästinensischen Volkspartei (PPP) gebildet wird, gewinnt 16
der 31 Sitze im Studentischen Senat der Bethlehem University und erzielt damit
einen deutlichen Sieg über die Hamas, die 10 Sitze gewinnt. Die PFLP holt die
restlichen 5 Sitze.
Als ein Ergebnis der am
Mittwoch abgehaltenen Wahlen wird die „Jerusalem und Rückkehr“-Koalition allein
die 11 Senatssitze <d.h.
der AStA-Posten!> besetzen, da sie
mehr als 51% aller Sitze hält.
Professor Emanuel
Hassassian, der stellvertretende Rektor der Universität verkündete die
Ergebnisse am Mittwochabend und gab bekannt, dass die Koalition bei 1.878
Wahlberechtigten 823 Stimmen erhielt, während die Hamas 491 Stimmen bekam.
1.653 Studenten nahmen an
der Wahl teil. Das sind 87,7% der Wahlberechtigten, was einen höheren
Prozentsatz bedeutet als im letzten Jahr.
Hassassian beschrieb die
Wahlen als demokratisch und korrekt und sagte, dass er auf den demokratischen
Geist stolz sei, der auf dem Campus herrsche.
Der Vorsitzende des
Studentischen Senats, Hassan Faraj, widmete diesen „Sieg“ dem verstorbenen
palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat.
In einem Telefongespräch von
Ramallah aus beglückwünschte Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas die Sieger
und sagte bei seiner Gratulation: „Sieg führt zu Sieg und Fortschritt führt zu
Fortschritt, solange bis wir unser Recht auf einen unabhängigen Staat und
Ost-Jerusalem als seine Hauptstadt erreichen.“
An der Bir Zeit University
gewann Fatah 23 der 51 Sitze, während Hamas bei diesen Wahlen, die am Dienstag
abgehalten wurden, 22 gewann. Um in der Lage zu sein, das Senatskabinett zu
bilden muss die Fatah sowohl mit der PFLP und der Palästinensischen
Demokratischen Initiative <der Mubadara von Mustafa Barghuti>, die im Bündnis 3 Sitze gewann als auch mit der
Palästinensischen Volkspartei (PPP) kooperieren, die nur 2 Sitze erhielt.
Vorbemerkung,
Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni
Hannover