Antifa-AG der Uni
Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:
Mitte
Januar 2005 teilte die römischen Staatsanwaltschaft mit, dass wegen der
Aktionen, die am 6.November 2004 vor bzw. während der landesweiten
Demonstration gegen die Prekarität in einem Panorama-Verbrauchermarkt und einer
Filiale der Feltrinelli-Buchhandelskette stattfanden, gegen 58 Personen
ermittelt wird. Analoge Verfahren laufen gegen 8 Disobbedienti (Ungehorsame) in
Neapel wegen „räuberischer Erpressung“, da sie bei einer Protestaktion am 27.Oktober 2004 im Großmarkt Ipercoop im
Stadtteil Afragola erreichten, dass ihnen die Filialleitung 200 Kilo Pasta zur
Verteilung an bedürftige Personen und Familien überließ. Durch die nachfolgende
Mitteilung der linken Basisbewerkschaft CUB (Einheitskonföderation der Basis)
wurde nun bekannt, dass die Staatsanwaltschaft in Bologna gegen 29 Aktivisten
der sozialen Bewegung noch haarsträubendere Beschuldigungen erhebt. Wegen der
Forderung nach einer kostenlosen Filmvorführung in einem Großkino, die in einer
vollkommen friedlichen Aktion durchgesetzt werden konnte, wird ihnen nun u.a.
„umstürzlerische Betätigung“ vorgeworfen. Wir entnahmen die Pressemitteilung
der CUB der umfangreichen Website des linken Flügels von Rifondazione Comunista
Padua (www.pane-rose.it).
Bologna: Die Kämpfe der Prekären
sind umstürzlerisch !!!
29 Personen offiziell der Gewalt und
des Umsturzversuches beschuldigt.
SAN PRECARIO
UMSTÜRZLERISCH? DAS WAHRE VERBRECHEN IST DIE PREKARITÄT, SIND DIE HOHEN
LEBENSHALTUNGSKOSTEN UND DAS FEHLENDE RECHT AUF EINKOMMEN, WOHNUNG UND EIN
STABILES ARBEITSVERHÄLTNIS !
Die Staatsanwaltschaft von
Bologna beschuldigt 29 Personen der Gewalt und der umstürzlerischen Betätigung
(eversione), weil sie an friedlichen Aktionen gegen die Prekarität und
die hohen Lebenshaltungskosten sowie für das Recht auf ein soziales Einkommen
teilgenommen haben.
Nach den Anklagen in Neapel,
Rom und Mailand versucht die Staatsanwaltschaft auch in Bologna, den von
Innenminister Pisanu <Forza
Italia> lancierten Alarm aufgreifend,
Aktionen zu kriminalisieren, die nur das Ziel verfolgten, die Aufmerksamkeit
auf die dramatischen Themen der Prekarität des Lebens und der Arbeit zu lenken,
auf die Erhöhung der Lebenshaltungskosten und die Schwierigkeit mit blockierten
Löhnen und unsicherer Beschäftigung eine Wohnung oder einen Kredit zu
finanzieren.
Die Beschuldigungen lauten
auf Gewalt und Bedrohung, mit der absurden Verschärfung der „Umstürzlerischen
Betätigung gegen die demokratische Ordnung“, weil sie am 27.Oktober 2004 (in
Vorbereitung der nationalen Großdemonstration vom 6.November in Rom) die
kostenlose Vorführung eines Filmes in einem Kino in Bologna gefordert,
ausgehandelt und erreicht haben.
Eine der vielen friedlichen
Aktionen gegen die hohen Lebenshaltungskosten, die die Beteiligung von rund 100
Prekären, Arbeitern und Studenten erlebte, die ohne irgendeinen Zwischenfall
stattfand und in einer Übereinkunft mit der Leitung des Großraumkinos endete.
Sie wollen öffentliche Aktionen
für die Erringung von Rechten in strafbare Handlungen und heute in Bologna eine
soziale Tarifpolitik von Prekären, Arbeitern und Studenten geradewegs in eine Umstürzlerische
Betätigung (eversione) verwandeln. Die vielfältige Bewegung, die das <ironische> Symbol des San Precario (Heiliger der
Prekären / Prekärer Heiliger) benutzt, wird für die Staatsanwaltschaft zu einem
umstürzlerischen Netzwerk. Zu denjenigen, gegen die ermittelt wird, gehört auch
Luigi Marinelli, Leitungsmitglied der RdB/CUB <Rappresentanze sindacali di Base / Confederazione
Unitaria di Base>, der beschuldigt
wird, „Kopf und Organisator“ der Aktion zu sein. Dies ist ein weiterer der
vielen Angriffe auf die Basisgewerkschaft, die sich seit jeher im Kampf gegen
die Prekarität und die Sozialpartnerschaft befindet.
Sehr schwerwiegende
Anschuldigungen, die darauf abzielen, eine dramatische Situation der
allgemeinen Verarmung zu decken, die immer breitere Teile der Bevölkerung
betrifft. Das sind repressive Maßnahmen, die <den Betroffenen> jede mögliche Reaktion auf den Rückgang der sozialen Rechte austreiben
wollen und dazu auch die friedlichsten Aktionen kriminalisieren.
Zu diesem Vorgehen der
Staatsanwaltschaft treffen in diesen Stunden die ersten Stellungnahmen von
Abgeordneten und demokratischen Juristen ein, die die Absurdität des
Umsturztheorems San Precario thematisieren.
Wir werden als
Basisgewerkschaftsorganisation, zusammen mit den anderen politischen und
sozialen Realitäten <=
Kräften>, die das „Rete per il
reddito sociale e i diritti“ (Netzwerk für das soziale Einkommen und die
Rechte) bilden, unsere Aktionen fortsetzen, deren nächster wichtiger Termin der
Mayday in Mailand am 1.Mai ist.
Bologna, 31.März 2005
für die CUB Emilia Romagna
Massimo
Betti
Quelle: „Cdlc-NEWS“
cdlc_99@hotmail.com
Vorbemerkung,
Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni
Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover