Antifa-AG der Uni Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:
Der 20.März 2004 war internationaler Protesttag gegen den Irak-Krieg und für die sofortige Beendigung der Besetzung des Irak durch US-amerikanische, britische, italienische, polnische und andere Truppen. In diesem Rahmen fanden weltweit in zahlreichen Städten Demonstrationen und Kundgebungen statt. Die Hafenarbeitergewerkschaft der USA, die Longshoreman Union, hat sich nicht darauf beschränkt, sondern darüber hinaus eine Blockade aller kommerziellen Hafenaktivitäten an der Westküste organisiert, um die Profiteure des Krieges an ihrem empfindlichsten Punkt zu treffen. Die Korrespondentin der linken italienischen Tageszeitung „il manifesto“ interviewte dazu das verantwortliche Führungsmitglied der Lonshoreman Union, Jack Hayman, und fragte ihn auch, wieso nicht auch die Aktivitäten in den Militärbasen bestreikt werden. Das Interview erschien am 13.3.2004.
Die Friedensfront des Hafens verschränkt die Arme
Am 20.März blockieren die Hafenarbeiter der California Bay den Verkehr mit dem Irak. Gegen Bush.
Patricia Lombroso – New York
Für den 20.März hat die US-Hafenarbeitergewerkschaft Longshoreman Union, die gegen den amerikanischen Krieg im Irak, gegen die Besetzung und für den sofortigen Rückzug der Truppen ist, beschlossen, alle Häfen der Westküste der Vereinigten Staaten mit Hilfe des sog. „Stop working“ zu blockieren. Es war ein „einstimmig gefasster“ Beschluss. Wir haben Jack Hayman, den Exekutivchef der Gewerkschaftsführung der legendären amerikanischen Gewerkschaft dazu befragt.
Wieviele Häfen der Westküste sind von der Arbeitsniederlegung und der Blockade betroffen ?
„Alle Häfen der California Bay, Oakland, San Francisco und die anderen sieben Häfen des Bundesstaates werden davon betroffen sein. Aber auch alle Häfen von Oregon und des Bundesstaates Washington.“
Wann wird die Longshoreman Union die Arbeit niederlegen ?
„Die Blockade der Hafenaktivitäten wird am 20.März um 6.30 Uhr morgens beginnen und bis zum Abend dauern.“
Ist diese Hafenblockade kein Streik ?
„Nein, weil in unserem Tarifvertrag das Recht auf eine Versammlung für das ‚Stop working’ vorgesehen ist, d.h. dass jede Hafenaktivität blockiert wird.“
Ist es das erste Mal, dass die Gewerkschaft einen Kampf dieser Art führt ?
„Nein. Das ist Teil unserer Gewerkschaftsgeschichte. Wir haben die Hafenaktivität schon 1999 blockiert, um die Freilassung von Mumia Abu Jamal, dem afroamerikanischen politischen Gefangenen, zu fordern.“
Eure Gewerkschaft hat sich historisch bereits in den 30er Jahren durch die fortgeschrittenste Position in Sachen Widerstandsformen ausgezeichnet.
„Die Gewerkschaft der amerikanischen Hafenarbeiter wurde 1937 durch ihre Unterstützung der chinesischen Studentenproteste gegen die Verladung von eisenhaltigem Material nach Japan berühmt. 1984 haben wir die Arbeit niedergelegt und die Verschiffung von Material nach Südafrika verweigert. Nelson Mandela hat sich immer daran erinnert, dass in den USA die Bewegung gegen die Apartheid in Südafrika dank der Gewerkschaft der ‚Longshoreman’ von San Francisco begann. Unsere Geschichte ist durch einen langen Kampf in Opposition gegen jeden Krieg und in Unterstützung aller Arbeiterkämpfe auf internationaler Ebene gekennzeichnet.“
Wieviele Arbeiter der Hafenarbeitergewerkschaft werden die Arbeit niederlegen, um die Aktivität der Westküste der Vereinigten Staaten zu blockieren ?
„Die Blockade der Hafenaktivitäten des Staates Washington, inklusive der gesamten Küste von Kalifornien, wird 4.000 gewerkschaftliche organisierte Arbeiter einbeziehen.“
Bedeutet die Arbeitsniederlegung der Hafenarbeiter am 20.März auch die Blockade der Verschiffung von Kriegsmaterial ?
„Einige Schiffe, die in den Häfen liegen, transportieren Kriegsmaterial, sind Militärfrachter. Die Blockade der Häfen (in diesem Fall des kommerziellen Teils) umfasst nicht die Blockade der Militärbasen, sondern der gesamten kommerziellen Aktivität.“
Verfügt die Gewerkschaft der ‚Longshoreman’ über eine gewerkschaftliche Vertretung in den Militärbasen ?
„Sicherlich. Aber es ist in diesem Land sehr schwierig erfolgreich einen Streik gegen die Militärfrachter auszurufen. Es existiert jedoch ein Präzedenzfall: 1978 verweigerte die Gewerkschaft der amerikanischen Hafenarbeiter die Verladung militärischer Fracht, die für das blutige Pinochet-Regime bestimmt war. Dieses Mal ist es schwieriger die Verweigerung der Verladung von ‚militärischer Fracht’, die für die amerikanischen Truppen im Irak bestimmt ist, zu organisieren.“
Betrifft die Hafenblockade die gesamten, den Krieg im Irak betreffenden, Hafenaktivitäten ?
„Faktisch sind viele der amerikanischen Handelsfirmen in die Lieferung von Kriegsmaterial nach Irak involviert. Die ‚American President Lines’ und die ‚Stevador Services of America’ sind die Industrien, die größte Profite aus dem Krieg ziehen. Sie führen die Hafenaktivitäten in Um-Kasr im Irak seit die englischen und amerikanischen Truppen den irakischen Hafen besetzt haben. Die Bush-Administration hat den irakischen Hafen privatisiert und die Durchführung aller Operationen im Hafen der Gesellschaft ‚S.S.A.’ übertragen.“
Wann hat Eure Mobilisierung gegen den Irak-Krieg begonnen ?
„Am 1.Mai vergangenen Jahres wurde während der Gewerkschaftsversammlung, die alle Gewerkschaftsmitglieder der Westküste der Vereinigten Staaten umfasste, die Resolution zur Hafenblockade einstimmig angenommen. Die von der Gewerkschaft verabschiedete Resolution sieht die Opposition gegen den Krieg und die Besetzung des Irak vor und fordert den sofortigen Rückzug.“
Welche Rolle werdet Ihr bei den überall in den Vereinigten Staaten anberaumten Anti-Kriegs-Demonstrationen spielen ?
„Wir haben die Ehre, den in San Francisco vorgesehenen Protestmarsch anzuführen. Wir rufen alle Gewerkschaften auf internationaler Ebene auf, sich <den Aktionen> anzuschließen und teilzunehmen. Im Fall von Italien rufen wir alle gewerkschaftlichen Kräfte Italiens auf, gegen diesen imperialen, amerikanischen Krieg aktiv zu werden.“
Vorbemerkung, Übersetzung aus dem Italienischen und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover