Antifa-AG der Uni
Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:
Die
„Stop the War-Coalition“ ist aktuell das wichtigste Anti-Kriegs-Bündnis in
Großbritannien. Die unabhängige linke italienische Tageszeitung „il
manifesto“ interviewte für die Ausgabe vom 18.9.2004 einen Sprecher
der Coalition zur Lage im Irak und der Großdemonstration, die am 17.Oktober den
Abschluss des in London stattfindenden Europäischen Sozialforums 2004 bilden
wird. Wir bringen hier die Übersetzung des Interviews, um die Positionen der
Coalition im Vorfeld des ESF bekannt zu machen.
„Der Rückzug der Truppen ist eine
Priorität“
Der Sprecher der Stop the
war-Coalition: Am 17.Oktober alle in London gegen den Krieg.
Orsola Casagrande
Die Vorbereitungen für die
Großdemonstration gegen den Krieg, die am 17.Oktober in London stattfinden
wird, sind in vollem Gange. Sie wird der Abschluss des Europäischen
Sozialforums sein, das dieses Jahr (vom 14. bis 17.Oktober) in der englischen
Hauptstadt stattfinden wird. Es wird aber auch die erste große Verabredung der
Anti-Kriegs-Bewegung nach den Demonstrationen vom Februar 2003 und dem März
dieses Jahres sein. Wie sich London auf den Tag des 17.Oktober vorbereitet und
über die Lage im Irak sprachen wir mit Neil, dem Sprecher der Stop the
war-Coalition, die zu den Organisatoren der Demonstration gehört.
Beginnen wir mit der Lage
im Irak. Eineinhalb Jahre nach dem Marsch von 1,5 Millionen, die in London zu
Bushs Krieg „Nein“ gesagt haben.
„Wir haben in den
vergangenen Monaten eine intensive Veranstaltungstour mit Michael Berg, dem
Vater von Nicholas <Berg> gemacht (dem jungen Amerikaner, der von der
irakischen Polizei verhaftet und an die Amerikaner übergeben wurde, die ihn
freiließen und der daraufhin entführt und enthauptet wurde). Sowohl Michael als
vor kurzem die Mütter zweier im Kampf gefallener britischer Soldaten haben
überall und jedem gegenüber bekräftigt, dass es nur eine Art gibt, um dieses
fortdauernde Massaker an Soldaten und Zivilisten zu beenden: die Beendigung der
Besetzung des Irak. Das ist die Botschaft, die Stop the war weiterhin
verbreitet. Die Regierungen, die diesen ungerechten und illegalen Krieg weiter
führen, sollten schnellstens einen Zeitplan für den Rückzug der Truppen und den
Übergang der Macht an die Iraker beschließen. Und die Betonung legen wir auf
das ‚schnellstens’. Weil, je eher sich die Truppen aus dem Irak zurückziehen,
es den Irakern um so eher gelingen wird, wirklich die Kontrolle über ihr Land
und ihre Zukunft auszuüben.“
Morgen (heute; Anm.d.Redaktion)
wird es in Rom eine Demonstration geben, um die Freilassung der beiden
freiwilligen italienischen und der beiden irakischen Helfer(innen) zu fordern,
die in Bagdad entführt wurden.
„Wir können uns bei der
Forderung nach Freilassung der vier freiwilligen Helfer(innen) nur der
italienischen Anti-Kriegs-Bewegung anschließen. Und ich will noch
unterstreichen, dass es notwendig ist, dass die Truppen sich zurückziehen. Es
wäre gut und positiv, wenn die Iraker fordern würden, in dem Geiste in den Irak
zurückzukehren, der Leute wie die beiden entführten italienischen Helferinnen
animiert. Um ihnen zu helfen, das Land materiell wieder aufzubauen. Aber
vielleicht auch psychologisch, in dem Sinne, dass wir die Dichotomie West-Ost
/Orient, die uns aufgezwungen wird, nicht wollen und sie sogar ablehnen. Es ist
möglich, immer mehr Brücken zu bauen. Um zu unterstreichen, dass es keine
Kultur-Konflikte gibt.“
Die Demonstration am
17.Oktober ist ein wichtiger Termin für die europäische und auch für die
englische Anti-Kriegs-Bewegung.
„Wir arbeiten daran, aus dem
17.Oktober ein weiteres denkwürdiges Datum zu machen. Einen weiteren 15.Februar
<2003>. Damals haben wir versucht, Bush und Blair zu
stoppen. Heute glaubt niemand auf der Welt mehr, dass dieser Krieg rechtmäßig
gewesen ist. Das hat selbst der Generalsekretär der UNO, Kofi Annan, gesagt.
Dieser Konflikt war illegal und Saddam Hussein besaß keine
Massenvernichtungswaffen. Der Imperativ lautet jetzt mehr denn je, den Irak zu
verlassen. Wir werden in London das Privileg besitzen die
Anti-Kriegs-Bewegungen der anderen Länder zu treffen, die am Sozialforum
teilnehmen werden. Wir dachten, dass, angesichts der Tatsache, dass eines der
Hauptthemen des Europäischen Sozialforums gerade das Thema ‚Krieg und Frieden’
sein wird, eine Abschlussdemonstration zum Krieg und d.h. zu demjenigen im
Irak, die den Rückzug der Truppen fordert, ein Weg sein könnte, eine starke
Botschaft an die in diesen Krieg verwickelten Regierungen zu senden. Wie
bereits die vorangegangenen, wird auch diese von der Stop the war-Coalition,
von der Muslim Association of Britain und von der Campaign for
Nuclear Disarmament veranstaltet. Die Tageslosungen sind klar: ‚Bush
raus, Truppen raus!’.“
Vorbemerkung,
Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni
Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover