Antifa-AG der Uni Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:
Wie schon mehrmals betont, ist auch die
wohlhabende, seit Jahrzehnten von der immer gleichen Ganz Großen Koalition
regierte Schweiz längst kein Hort der sozialen
Friedhofsruhe mehr. Einen weiteren Beleg dafür bildet die Großkundgebung des
Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), der größten Gewerkschaftszentrale
des Landes, am vergangenen Samstag für höhere Löhne in der Bundeshauptstadt
Bern. Daran beteiligten sich – den Veranstaltern zufolge – 25.000 Menschen.
Auch wenn es (wie überall) real ein paar Tausend weniger gewesen sein dürften,
ist das – auf die Bevölkerungszahl der Schweiz (7,5 Millionen) bezogen – eine beachtliche
Masse. Der DGB hätte in Deutschland immerhin 275.000 Leute mobilisieren müssen,
um prozentual gleichzuziehen.
Politisch bleibt (ähnlich wie in der BRD
und Österreich) die große Frage, wie weit sich die Schweizer
Gewerkschaftsbürokratie (egal ab vom SGB, der Unia
oder …) auf den unbekannten und „gefährlichen“ Pfad der Konfliktbereitschaft
und des Klassenkampfes wagt. Dennoch sind die beiden Berichte der „Neuen
Zürcher Zeitung“ vom 23.9.2006 zum Thema unbedingt
zur Lektüre empfohlen. Wir entnahmen sie der umfangreichen NZZ-Website
www.nzz.ch
An
der nationalen Lohnkundgebung des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB)
haben am Samstagnachmittag auf dem Bundesplatz in Bern gemäss
den Organisatoren über 25'000 Personen für mehr Lohn demonstriert.
(sda) «4 Prozent für alle - und für die Frauen
mehr»: Am Samstagnachmittag haben 25'000 Personen an der nationalen
Lohndemonstration des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) mehr Lohn für
die unteren und mittleren Einkommen gefordert. Aus allen Branchen und
allen Landesteilen nahmen Demonstrierende teil.
Der Kundgebungszug,
der von der Schützenmatte beim Berner Bahnhof durch die Innenstadt auf den
Bundesplatz führte, wurde von einem mit Trillerpfeifen und rosa Ballonen
ausgerüsteten Frauenblock angeführt. Dies, weil Frauen auch zehn Jahre
nach dem Gleichstellungsartikel im Durchschnitt immer noch 20 Prozent weniger
verdienen als Männer. «Wir wollen den
ganzen Lohn für ganze Arbeit», forderten die Frauen auf ihren
Transparenten.
Im Frauenblock war auch eine Gruppe
Flugbegleiterinnen in historischen Uniformen der Gewerkschaft Kapers
(Vereinigung des Schweizerischen Kabinenpersonals) vertreten: «Die Swiss hebt ab - Löhne im Sinkflug»
war auf einem andern Transparent zu lesen.
«4
Prozent für alle und für die Frauen mehr»: Für diese Forderung nannte der SGB vier Gründe: Das starke
Wirtschaftswachstum und die sehr gute Ertragslage der Unternehmen; ein riesiger
Nachholbedarf nach zwölf Jahren Lohnstagnation; Profit für die einfachen
Angestellten und nicht bloss für Manager sowie die
dringend nötige Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen.
Derzeit finde in der Schweiz ein
neuer Klassenkampf statt, sagte SGB-Präsident Paul Rechsteiner auf dem Bundesplatz. Es sei ein Klassenkampf
von oben nach unten. Ein Klassenkampf der Reichen gegen die gewöhnlichen Leute.
Und die Lohndrückerei bei den Frauen für gleichwertige Arbeit sei eine Schande
für die Schweiz.
Danièle Lenzin,
Co-Präsidentin der Mediengewerkschaft Comedia,
forderte daher nicht nur 4, sondern 8 Prozent mehr Lohn für die Frauen. Auch im
öffentlichen Dienst sei es höchste Zeit für eine Wiedergutmachung, sagte Doris Schüepp, VPOD-Generalsekretärin.
Die Gleichen, die dem Personal den Lohn kürzten, hätten für sich selber Steuern
gesenkt. Dadurch seien den Kantonen jährliche Einnahmen von 3,7 Mrd. Franken
verloren gegangen, kritisierte Schüepp.
Die nach Angaben der Stadtpolizei
friedlich verlaufene Kundgebung wurde auf dem Bundesplatz musikalisch von der
Berner Band «Stopp the Shoppers»
begleitet.
Vor
Kundgebung der Gewerkschaften
Rund 7000 Eisenbahner sind am
Samstagmittag in Bern zur Grosskundgebung der
Gewerkschaften für eine Lohnerhöhung von vier Prozent aufmarschiert. Der SEV
befürchtet einen schweren Konflikt mit der SBB-Leitung, falls die Forderungen
für einen guten GAV und bessere Löhne nicht erfüllt werden.
(ap) Der Schweizerische
Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verband (SEV) habe mit dem Aufmarsch von
Tausenden Eisenbahnerinnen und Eisenbahner ein klares Zeichen gesetzt, dass
seine Mitglieder keinen Lohn- und Sozialabbau akzeptieren werden und auch
bereit seien, für einen guten Gesamtarbeitsvertrag (GAV) zu kämpfen, hiess es in einer Medienmitteilung.
«Ich danke euch für den gemeinsamen Einsatz in diesem
Kampf!» Mit diesen Worten beschloss SEV-Präsident
Pierre-Alain Gentil die Vorabkundgebung des SEV auf
der Berner Schützenmatte, bevor sich die SEV-Kundgebungsteilnehmer
dem Demonstrationszug des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB)
anschlossen.
Der SEV verlangt von der SBB einen neuen GAV, der dem
bisherigen mindestens gleichwertig ist. In Übereinstimmung mit der Kampagne des
SGB stellt die Eisenbahnergewerkschaft zudem eine Lohnforderung von vier
Prozent. Angesichts der Wirtschaftslage, aber auch der Geschäftslage der SBB
seien dies keine überrissenen Forderungen, sagte SEV-Vizepräsident François Gatabin.
Die Pläne der SBB, mit dem neuen GAV Personalkosten von fünf
Prozent einzusparen, wies Gatabin deutlich zurück.
Fürs Personal gebe es Ende Jahr bestenfalls ein Dankeschön, während die
Direktoren ihren Bonus kassierten, beklagte er. Angesichts der «neoliberalen
Blindheit gewisser Neumanager» sei ein schwerer Konflikt mit der SBB abzusehen,
warnte Gatabin.
Vorbemerkung:
Antifa-AG der Uni Hannover und Gewerkschaftsforum
Hannover