Antifa-AG der Uni
Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:
Es mag
hierzulande verwundern, aber die linke, aus einem Teil der Autonomia
Operaia-Bewegung von 1976/77 hervorgegangene, italienische Basisgewerkschaft Rappresentanze
Sindacali di Base (Gewerkschaftliche Basisvertretungen – RdB) verfügt nicht
nur im öffentlichen Dienst allgemein und unter den Feuerwehrleuten über eine
starke Verankerung, sondern auch über Einfluss unter den Beschäftigten zweier
italienischer Schlüsselministerien. Diesen Umstand nutzte die der
Basiseinheitskonföderation (CUB) angeschlossenen RdB um zum globalen Aktionstag
gegen Neoliberalismus und Krieg am 19.März 2005 in Gestalt der
Nationalen Koordination der RdB-CUB für das Wirtschafts- und das
Finanzministerium den folgenden Aufruf herauszugeben. Wir entnahmen ihn der
umfangreichen Homepage des linken Flügels von Rifondazione Comunista Padua und
Venetien (www.pane-rose.it/) , wo er am
12.3.2005 erschien. Wie dem Text zu entnehmen ist, wurde er allerdings bereits kurz
vor der Befreiung der „il manifesto“-Korrespondentin in Bagdad, Giuliana
Sgrena, und den Schüssen der US-Truppen auf ihr Auto am 4.3.2005 verfasst.
Sofort die Truppen raus aus dem Irak!
Weltweiter
Aktionstag gegen den Krieg am 19.März <2005>
Nationale
Manifestation in Rom
(15 Uhr,
piazza della Repubblica)
Zwei Jahre nach dem
Einmarsch in den Irak, angesichts der Gefahren einer Eskalation des permanenten
Krieges im Mittleren Osten sowie aufgrund dessen, was von den sozialen
Bewegungen auf dem Weltsozialforum in Porto Alegre <Ende Januar 2005> bekräftigt und neu lanciert wurde, ruft die
Anti-Kriegs-Bewegung zu einer außerordentlichen globalen Manifestation am
19.März auf.
Die internationale
Anti-Kriegs-Bewegung verlangt heute mehr denn je das Ende der Besetzung des
Irak. Sie verlangt, dass die USA aufhören, Syrien, den Iran, Venezuela, Kuba
und andere Länder zu bedrohen. Sie unterstützt das Recht der Palästinenser auf
Selbstbestimmung und einen Frieden, der auf Gerechtigkeit beruht.
Die Anti-Kriegs-Bewegungen
setzen sich dafür ein, engere Kontakte zu den Kräften zu knüpfen, die gegen die
Besatzung im Irak und im Mittleren Osten Widerstand leisten. Die
Anti-Kriegs-Bewegungen, die sich auf internationaler Ebene entwickelt haben,
unterstützen das Recht des irakischen Volkes auf Widerstand gegen die
Besatzung. In diesem Sinne stimmen wir dem Vorschlag zu, eine – außerhalb des
besetzten Irak abzuhaltende – Konferenz aller unterschiedlichen Gruppen und
Kräfte des Widerstandes gegen die Besetzung des Irak zu organisieren, um sich
auch mit der internationalen Anti-Kriegs-Bewegung auseinanderzusetzen.
Die im Irak abgehaltenen
Wahlen haben sowohl ihre Manipulation als auch ihre Unfähigkeit offenbart, ein
wirkliches Element der Zusammenführung des Volkes eines militärischen besetzten
Landes zu sein und das Projekt einer Balkanisierung des Landes nunmehr deutlich
gemacht. Die Wahlen haben durchaus nicht zur Normalisierung geführt, während
die Besatzung den Irak in einen Schlachthof verwandelt hat, in dem die
Besatzungstruppen, die Söldner und die Todesschwadronen wüten. Dies ist der
Kontext, in dem unbequeme Journalisten verschwinden, getötet oder
eingeschüchtert werden und zwar immer dann, wenn sie versuchen, Licht in die
Kriegsverbrechen und in das zu bringen, was in Falludscha geschehen ist. Das
ist der Fall bei Giuliana Sgrena von „il Manifesto“ und zuvor der der
französischen Journalisten, der Journalisten von Al Jazeera, von Boldoni
oder den Mitarbeitern der <1991 gegründeten italienischen Hilfsorganisation> Un Ponte
per… Der Rückzug der italienischen Journalisten aus dem Irak ist ein erster
Effekt dieser Situation. Ein Spiegelbild des Gesetzes über den militärischen
Kriegskodex, der die Journalisten, die relevante Neuigkeiten über die
italienischen Militärmissionen veröffentlichen, mit sehr schweren Strafen
bedroht. Es ist mittlerweile klar, dass sie bei dem, was auf den
Kriegsschauplätzen passiert, keine Zeugen mehr haben wollen. Das Schicksal von
Giuliana Sgrena ebenso wie die Informationsfreiheit hängen von der
Beständigkeit und der Breite der Massenmobilisierung ab, die sich gegen den
militaristischen Interventionismus der Regierung zur Wehr setzt. Tun wir alles,
um dazu beizutragen, sie zu befreien.
Wir halten es für notwendig
gegen alle Aspekte des weltweiten Kriegssystems zu kämpfen. Die Integration
Italiens in das System des permanenten Krieges, so wie es sich in den letzten
Jahren herausgebildet hat. Es ist ein System, das die Entsendung von Soldaten
ins Ausland zu Militärmissionen vorsieht, die durch Friedens- oder „humanitäre“
Kriegsoperationen bemäntelt werden. Ein System, das die NATO- und
US-Militärbasen in unserem Land als operatives Instrument des präventiven
Krieges benutzt und in das – wie jüngst bestätigt wurde – auch die operativen
Atomwaffen in den Basen von Ghedi und Aviano einbezogen sind. Ein System, das
die Militärausgaben und die Ausgaben für die „Sicherheit“ systematisch steigen
lässt und diese Mittel den Sozialausgaben entzieht. Ein System, das die
Entwicklung der Forschung und der Investitionen in die Kriegsindustrie
privilegiert. Ein System, das freiheitsfeindliche Gesetze gegen die
Informations-, Vereinigungs- und Demonstrationsfreiheit verabschiedet.
Es ist dieses Kriegssystem,
das wir auch in Italien bekämpfen müssen, um hier bei uns die Interessen und die
materiellen Grundlagen des endlosen Krieges gegen die anderen Völker und Länder
zu schwächen. Das ist die demokratische Herausforderung. Die Herausforderung
zugunsten einer Außenpolitik, die der Ideologie des Krieges entgegengesetzt
ist. Die Herausforderung, die die Bewegung allen auf dem Feld vertretenen
Subjekten stellt.
Dies sind die Gründe, aus
denen heraus wir die Soldaten unterstützen, die sich weigern, in den Krieg zu
ziehen, und die Aktivisten verteidigen, die verfolgt werden, weil sie gegen den
Krieg aktiv geworden sind und die Züge, Häfen und Straßen blockiert haben, über
die die für den irakischen Schlachthof bestimmten Waffen befördert wurden.
Am kommenden 19.März, dem
zweiten Jahrestag der Bombardierung des Irak wird die Anti-Kriegs-Bewegung
erneut die Straßen der wichtigsten Städte der Vereinigten Staaten und die
Hauptstädte der übrigen Welt füllen. In Europa haben die Demonstrationen in
London und in Rom eine besondere Bedeutung, weil die beiden Regierungen direkt
in die Besetzung des Irak involviert sind.
Wir rufen die antiimperialistischen,
antimilitaristischen und Friedensbewegungen, die gewerkschaftlichen,
politischen und sozialen Kräfte, die Subjekte der Kultur und der Information
dazu auf, für den 19.März zu einer großen nationalen Manifestation nach Rom zu
mobilisieren.
1.) um den sofortigen Rückzug der Besatzungstruppen aus
dem Irak zu verlangen;
2.) die Souveränität des Irak und die Legitimität des
Widerstandes gegen die militärische Besatzung zu bekräftigen;
3.) auch in Italien die internationale Kampagne gegen die
NATO- und US-Militärbasen sowie <für> den Abbau
der in den Basen in Italien stationierten Atomwaffen zu beleben;
4.) um die Kampagne für die atomare Abrüstung, gegen die
Waffenproduktion und den Waffenexport sowie für die Reduzierung der
Militärausgaben neu zu lancieren.
RdB-CUB
Nationale
Koordination für das Wirtschafts- und das Finanzministerium
Quelle: info@tesoro.rdbcub.it
Vorbemerkung, Übersetzung
und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni
Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover