Antifa-AG der Uni Hannover:

 

Der politische Widerstand gegen die Besetzung des Irak durch die von den USA und Großbritannien geführte „Koalition des guten Willens“ macht organisatorische Fortschritte. Um den Iraqi National Foundation Congress (INFC) herum, der zusammen mit der Irakischen Patriotischen Allianz (IPA) einen der beiden politischen Zusammenschlüsse darstellt, die als politische Repräsentanten der Anliegen des bewaffneten Widerstandes gelten, ist jetzt eine erweiterte Patriotische Front entstanden, wie die links-unabhängige italienische Tageszeitung „il manifesto“ vom 10.3.2005 meldete. In diesem Artikel berichtet sie auch über die Enthüllung eines US-Soldaten, dass die bisherigen Darstellungen über die Gefangennahme Saddam Husseins rundum falsch seien. Was Geschichte und Positionen des INFC anbelangt sei auf zwei Interviews in der linken deutschen Tageszeitung „junge Welt“ mit dem provisorischen Generalsekretär des INFC, Jawad al Khalisi vom 7.3 und 19.3.2005 verwiesen. Das letztere und zugleich auch ausführlichere Interview findet sich u.a. unter http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Irak/khalisi.html

 

Front gegen die Besatzung und für den Widerstand gegründet

 

Eine neue, aus verschiedenen sunnitischen und laizistischen Kräften bestehende Patriotische Front schlägt einen „nationalen Dialog“ vor, unter der Bedingung, dass ein Termin für den Rückzug der US-Truppen festgelegt wird. Darstellungen der Gefangennahme von Saddam falsch.

 

STEFANO CHIARINI

 

Offensive der irakischen Guerilla im ganzen Land, angefangen bei einem Anschlag mit einem Sprengstofflaster auf das Hotel Al Sadeer in Bagdad, nahe dem Palestine Hotel, der den Tod von drei irakischen Wachleuten verursachte und bei dem 30 amerikanische und israelische contractors verletzt wurden, während die neu gegründete – sunnitische, schiitische und laizistische – „Patriotische Anti-Besatzungsfront“ den Parteien, die zusammen mit den USA an der Regierung sind, einen „nationalen Dialog“ unter der Bedingung vorgeschlagen hat, dass ein genauer Termin für den Rückzug der Besatzungstruppen festgesetzt wird. Die Bilanz dieses tragischen Kriegstages beträgt 41 irakische Tote, darunter Soldaten, Militärs und Zivilisten sowie zwei amerikanische Soldaten, die vom Widerstand getötet wurden. Die wichtigste Nachricht des Tages ist jedoch die neue Offensive, die von einer Patriotischen Front der Opposition gegen die Besatzung gestartet wurde, die ein breites Spektrum sunnitischer, schiitischer und laizistischer politischer und sozialer Kräfte jüngst ins Leben rief: die Vereinigung der islamischen Ulema <= Rechts- und Religionsgelehrten>, die Universität des schiitischen Scheichs Jawad al Khalisi, die Bewegung des radikalen schiitischen Führers Moqtada al Sadr, die Patriotischen Befreiungsfront (arabische Nationalisten und ehemalige Mitgliedern der Baath-Partei), die Iraqi National Foundation Congress (INFC), die Partei der nasseristischen Avantgarde, der Rat für den Willen der Frau, der Progressiven Studentenunion, die arabische Gemeinde von Kirkuk und die Union der Republikanischen Frauen.

 

Die neue politische Widerstandsfront gegen die Besatzung hat in den vergangenen Tagen zwei Treffen (die ersten dieser Art) mit zwei Gruppierungen abgehalten, die bereits der US-freundlichen Regierung angehören und zu den Siegern der von den Oppositionsparteien boykottierten Wahlen vom 30.Januar <2005> zählen. Im Laufe der Treffen, die in der Moschee von Um al Qura in Bagdad, dem Sitz der Vereinigung der Ulema, stattfanden, hat die Oppositionsfront den Beginn eines „nationalen Dialogs“ auf der Grundlage einiger unverzichtbarer Bedingungen vorgeschlagen, an die gestern vom Sprecher der Vereinigung, Muthanna al Dari, erinnert wurde: Festsetzung eines (international garantierten) Termins für den Rückzug der Besatzungstruppen, Anerkennung des Rechtes des irakischen Volkes auf bewaffneten Widerstand gegen die Besatzungskräfte zu leisten, Abschaffung des (von den USA eingeführten) ethnisch-konfessionellen Kriteriums im politischen Leben des Irak, Befreiung der Gefangenen aus den US-Gefängnissen, allgemeine Feuereinstellung und Ablehnung jeder Teilung des Iraks auf ethnischer und konfessioneller Grundlage.

 

Unterdessen hat gestern ein ehemaliger libanesisch-amerikanischer US-Marine erklärt, dass alle Berichte über die Entdeckung der Grube, in der Saddam Hussein entdeckt worden sei und über seine Gefangennahme in Wahrheit total falsch seien. Dem ehemaligen Serganten Nadim Abou Rabeh zufolge, der in Beirut von der saudischen Zeitung „al-Medina“ interviewt wurde, sei Saddam am Freitag, den 12.Dezember, und nicht am Tag darauf (dem 13.12.) von einem aus 20 US-Soldaten (von denen 8 aus verschiedenen arabischen Ländern stammen) bestehenden Kommando gefangen genommen worden.

 

Die Gefangennahme habe auf einem Bauernhof in der Gegend von Dour, nahe Tikrit, stattgefunden. Saddam habe lange Widerstand geleistet und eine heftige Schießerei mit den Marines begonnen, von denen einer (ein aus dem Sudan stammender) bei dem Angriff getötet worden sei.

 

 

Vorbemerkung, Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:

Antifa-AG der Uni Hannover