Antifa-AG
der Uni Hannover:
Zur aktuellen israelischen Kriegspolitik
im Mittleren Osten veröffentlichte die belgische Partei der Arbeit (PTB / PVDA)
eine sehr lesenswerte Stellungnahme, die wir auch deshalb für verbreitenswert
halten, weil die belgische Linke hierzulande (sehr zu Unrecht!) kaum
wahrgenommen wird.
Die aus der belgischen 68er-Bewegung
hervorgegangene, ursprünglich einmal maoistische, Partei der Arbeit (PTB bzw.
PVDA) ist die größte Organisation der belgischen radikalen Linken, die stärker
als in der BRD proletarisch geprägt ist. Der (laut Wikipedia)
2.500 Mitglieder starke PTB / PVDA war
und ist nicht nur aktiver Teil aller außerparlamentarischen Bewegung in Belgien,
sondern bildet (dank seiner betrieblichen Verankerung) auch die größte Strömung
der (im sozialistischen Gewerkschaftsbund FGTB / ABVV aktiven) Gewerkschaftslinken.
Ihren gewerkschaftlichen Einfluss und ihre Sitze in einigen Stadträten verdankt
die Partei auch der Tatsache, dass sie 13 Basisgesundheitszentren unterhält und
vier PTB-nahe, im "Progress Lawyers Network"
zusammengeschlossene, Rechtsanwaltsbüros für Betroffene juristische Beratung
und Vertretung organisieren (siehe www.progresslaw.net).
Die PTB-Stellungnahme vom 14.Juli 2006
entnahmen wir der französischen Sektion ihrer Homepage (www.ptb.be).
Presseerklärung der Partei der Arbeit (PTB):
Israel steckt den
Mittleren Osten in Brand
14-07-2006
Am 12. Juli 2006 ist die
Armee des Staates Israel in den Libanon eingedrungen, d.h. in ein unabhängiges
Land. Etliche Zivilisten (darunter mindestens zehn Kinder) sind den
israelischen Bomben bereits zum Opfer gefallen. Arbeiterviertel in Beirut
werden ohne Unterschied bombardiert.
Israel nimmt die
Gefangennahme zweier seiner Soldaten durch die libanesische Widerstandsbewegung
Hisbollah zum Vorwand, um den ganzen Mittleren Osten in einen Krieg zu stürzen.
Die Hisbollah hatte einen Austausch der israelischen Soldaten gegen
libanesische und palästinische Gefangene gefordert, die in den israelischen
Gefängnissen einsitzen.
Diese Invasion findet nach zweiwöchigen
Kriegsverbrechen statt, die von Israel im palästinensischen Gaza-Streifen
begangen wurden. Israel hat es dort abgelehnt, über die Freilassung eines israelischen
Soldaten gegen jene 95 palästinensischen Frauen und 313 Jugendlichen unter 18
Jahren zu verhandeln, die in Israel gefangen gehalten werden.
In den Besetzten Gebieten
hat die israelische Armee ein Drittel der Minister der demokratisch gewählten palästinensischen
Regierung verhaftet, Elektrizitätswerke und Trinkwasserleitungen zerstört und damit
direkt die Zivilbevölkerung ins Visier genommen.
In den letzten sechs Jahren
hat der israelische Staat 4.490 Palästinenser getötet, 71.470 palästinische
Wohnungen zerstört und 221 Hektar palästinensischen Bodens beschlagnahmt, um
eine Mauer zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten zu bauen.
Die Europäische Union und
Russland werfen Israel einen „unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt“
bei ihrem Gegenschlag gegen die Hisbollah vor. Das ist weniger als man sagen
kann!
Seit die Palästinenser bei
freien Wahlen Hamas die Mehrheit <der Sitze im Parlament> gegeben haben, hat es die Europäische Union abgelehnt, die Regierung Hamas
anzuerkennen. Jetzt, wo Israel im Libanon Verbrechen begeht, die vom
Völkerrecht verurteilt werden, ist der Abbruch ihrer diplomatischen Beziehungen
zu Israel das Wenigste, was die EU tun kann.
Israels Reaktion ist aber nicht
nur übertrieben, sie ist (mit Unterstützung der amerikanischen extremen Rechten)
seit langem geplant. Das Eindringen in den Libanon und die Ausdehnung des Krieges
nehmen darüber hinaus Syrien und den Iran ins Visier, die von Bush beschuldigt
werden, Widerstandsbewegungen in Palästina, im Libanon, aber auch im Irak zu
unterstützen. Im Großen Mittleren Osten, den Bush und seine Freunde von der
Erdöl- und Rüstungslobby errichten wollen, ist nur Platz für Regierungen, die
bereit sind, die Reichtümer der Region den Interessen amerikanischer
Imperialisten zu opfern.
Nach den unauffindbaren
Massenvernichtungswaffen des Iraks von Saddam Hussein wird hier die
Unterstützung des Terrorismus als Vorwand für einen Krieg gegen Staaten
angeführt, die sich der erneuten Kolonisierung des Mittleren Ostens durch
Israel und den Vereinigten Staaten widersetzen.
Wir unterstützen die
palästinensischen und libanesischen Völker im Widerstand.
Wir unterstützen den erneuten
Aufruf der Kommunistischen Partei Israels „an alle friedliebenden Menschen,
Juden und Araber, damit sie ihren Kampf angesichts einer politischen Lösung
intensivieren, die auf der Beseitigung der Kolonien, dem Rückzug der
israelischen Armee aus den im Jahre 1967 besetzten Gebieten, die Einrichtung
eines, neben Israel bestehenden, palästinensischen Staates mit dem Ostteil
Jerusalems als Hauptstadt und einer Lösung der Flüchtlingsfrage beruht, die den
Resolutionen der Vereinten Nationen entspricht“.
• Wir fordern
einen sofortigen Waffenstillstand und die Verurteilung der israelischen
Aggression und Kriegsverbrechen im Libanon durch Belgien und die Europäische
Union.
• Sofortiger
Abzug der israelischen Soldaten aus Palästina und dem Libanon!
• Freilassung
aller libanesischen und palästinensischen Gefangenen!
• Kein Frieden
ohne Gerechtigkeit, Unabhängigkeit und territoriale Unversehrtheit für
Palästina!
Vorbemerkung und Übersetzung aus dem
Französischen:
Antifa-AG
der Uni Hannover