Antifa-AG der Uni
Hannover:
Das
Nationale Politische Komitee (zwischen den Parteitagen das höchste
Parteigremium) der Partei der Kommunistischen Neu(be)gründung (Rifondazione
Comunista – PRC) beschloss auf seiner Tagung Anfang Juli 2004 den nächsten
Parteitag Anfang 2005 abzuhalten. Angesichts der massiven internen
Auseinandersetzungen, die als Konsequenz aus der scharfen ideologischen und praktisch-politischen
Wende des Parteichefs Fausto Bertinotti Richtung Regierungsfähigkeit entstanden
sind, ein absolut notwendiger Schritt, der die Flügelkämpfe allerdings weiter
verschärfen wird ! Die unabhängige linke
Tageszeitung „il manifesto“ fasste in ihrer Ausgabe vom 6.7.2004
das innerparteiliche Panorama folgendermaßen zusammen:
Linke:
Rifondazione: 4 Schritte auf dem
Kongress
Giulia Bianchi – Rom
Rifondazione Comunista nimmt
mit einer Debatte auf vier Rädern Anlauf auf ihren 6.Parteitag. Am Sonntag ging
die Versammlung des Nationalen Politischen Komitees, das das interne Parlament
des PRC darstellt, mit der Abstimmung über 6 verschiedene Dokumente zu Ende (2
davon Ausdruck der Linken des „Progetto Comunista“). Ein Epilog, der die
Parteitagsauseinandersetzung an einem wahrscheinlich viereckigen Tisch
einleitet, obgleich selbstverständlich mit unterschiedlichen Proportionen: Da
sind die Mehrheit von Bertinotti, der Bereich von Grassi und Burgio um die
Zeitschrift „l’Ernesto“ (der in den Gremien jedoch Teil der Mehrheit
ist), der Bereich von Livio Maitan <= die Sektion der offiziellen 4.Internationale> (auch sie gehörte auf dem 5.Parteitag zur Mehrheit)
und die von Marco Ferrando geführte Minderheit des „Progetto Comunista“.
Vier Richtungen, die sich auf dem Parteitag in ebenso viele Leitanträge
verwandeln könnten, wenn die entsprechenden Versammlungen des PRC, die ab
November auf dem Programm stehen um Anfang 2005 ihren Abschluss zu finden,
diese Formulierung anstelle von „Thesen“ wählen. Und die den PRC in jedem Fall
zu einer nicht liturgischen Auseinandersetzung aufrufen. Wie übrigens <auch> die Neuauflage des Themas ‚innerparteiliche
Demokratie’ zeigt: Sie ist ein typisches Indiz für die Auseinandersetzung, die
bereits begonnen hat. Erneut aufgeworfen wurde das Problem der Auswahl der
gewählten Europaabgeordneten. <Der römische Disobbediente>
D’Erme, aber nicht nur er <war Thema>. Das Schassen
des Ersteren wurde von einem Teil der Bertinotti-Anhänger (Jugendlicher in
erster Linie) kritisiert, während „l’Ernesto“ allgemeiner von
„schwerwiegenden Begrenzungen“ der innerparteilichen Demokratie und „nicht
pluralistischer“ Zusammensetzung der parlamentarischen Vertretung sprach. Von
der Einschätzung der Europa- und Kommunalwahlen bis zur politischen Perspektive
ist es – auch angesichts der Krise der Mitte-Rechten – ein sehr kleiner
Schritt.
Innerhalb des Kerns der
Mehrheit drehte sich die Debatte im wesentlichen um die Einschätzung des guten
Ergebnisses des PRC und die Schlussfolgerung, die daraus zu ziehen ist.
Bertinotti und die Seinen schreiben den Erfolg im wesentlichen der Kontinuität
mit den Entscheidungen der letzten zwei Jahre zu: Einer Anerkennung der
Souveränität der Bewegung, bei der die Politik aus der Gewaltfreiheitsdebatte und
aus dem Projekt der europäischen Linken als theoretischer und praktischer Form
der Schaffung dessen zum Tragen kommt, was als die „alternative Linke“
bezeichnet wird, die über eine Art von Wiederaneignung geschaffen wird, die
„Kulturen“ (worunter mehr die DS-Linke als der PdCI verstanden wird)
einbezieht, anstatt Operationen zwischen Generalstäben durchzuführen. Der
Bereich um „l’Ernesto“ wendet dagegen ein, dass die erfolgreiche Karte
in der politischen Entscheidung bestand, die Konfliktorientiertheit gegenüber
dem Rest der Opposition ad acta zu legen. Auch bezüglich der Beteiligung an
einer möglichen Mitte-Links-Regierung gelangt dieser Bereich zu Positionen, die
ihn unterscheiden. „L’Ernesto“ beanstandet an Bertinotti die Behauptung,
dass Verhandlungen über programmatische Punkte der Koalition (im Stile von
1996) im wesentlichen nicht möglich seien, da stattdessen die Bewegungen die
Kraft und der Hebel für eine umfassende Neuaushandlung der programmatischen
Agenda seien. Paradoxerweise erweist sich Bertinotti daher als gefügiger, was
den Eintritt in die Regierung anbelangt als die Komponente um „l’Ernesto“,
die einige Verhandlungspunkte nennt, die mit der größtmöglichen
Kraftanstrengung vertreten werden sollten.
Was diesen Aspekt (die
Regierungsbeteiligung) anbelangt, setzt auch der Bereich, der auf Livio Maitan
Bezug nimmt, einige Fragezeichen. Im wesentlichen spricht er sich für die
bewegungsorientierte Linie des 5.Parteitages aus und formuliert keine
Vorbedingungen bezüglich der Anti-Berlusconi-Koalition sowie die
Regierungsbeteiligung, zeigt sich allerdings verblüfft über die Ausrichtung,
die beim Rest der Mitte-Linken (dem triciclo <= Dreirad = in die Mitte
strebender Verbund aus Linksdemokraten (DS), SDI und der
christdemokratisch-liberalen Margerite innerhalb des Olivenbaum-Bündnisses>) derzeit zu beobachten ist.
Schließlich ist da die <radikal-linke> Minderheit des „Progetto Comunista“, die an
Bertinotti eine bereits seit langem verfolgte Absicht beanstandet, die die
Bewegungen als Hebel benutze, jedoch die Regierungsperspektive zum Ziel habe.
Etwas, dass – angesichts dessen, was man als „Neuzusammensetzung mit der Mitte
des Olivenbaum-Bündnisses, die zum Bezugspunkt der starken Machtzentren
geworden ist“, bewertet – um so gravierender sei.
Vorbemerkung,
Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni
Hannover