Antifa-AG der Uni
Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:
Von der
Schaffung einer großen, schlagkräftigen, alternativen und Basisgewerkschaft im
gesamten Transportsektor hatten sich 1999 viele Aktivisten der Ende der 80er
Jahre entstanden Lokführer-Basisgewerkschaft COMU den entscheidenden Durchbruch
erwartet. Ihre Vereinigung mit der Betriebsgewerkschaft FISAFS, die Ende der
90er etwas kämpferischer geworden war, sowie der linken Bahnhofsvorsteherunion
(UCS) und Fluglotsengewerkschaften (Anpcat) zur Or.S.A (Organisation autonomer
und Basisgewerkschaften) war zumindest im Eisenbahnbereich qualitativ ein Rückschritt,
auch wenn sie bei den letzten RSU-Wahlen dort im November 2004 mit 16% hinter
CGIL und CISL aber noch vor der UIL drittstärkste Kraft wurde. Insbesondere die
Zustimmung zu dem nicht eben positiven Tarifvertrages im Eisenbahnbereich
dokumentiert dies ebenso wie der Austritt der UCS, die sich bereits vor einiger
Zeit der linkeren SULT angeschlossen hat (die allerdings eher unter den
Straßenbahn- und Busfahrern stark ist).
Zur
internen linken Opposition zählt der ORSA-Regionalverband Toskana. Seine
Leitung beschloss am 30. September 2004 die folgende Stellungnahme zur
aktuellen Entwicklung. Ein Statement, an dem sicherlich auch der COMU- und
ORSA-Mitbegründer Ezio Gallori, einer der „großen Alten“ der
Basisgewerkschaftsbewegung, seinen Anteil gehabt hat.
OrSA-Regionallleitung Toskana
Die am 30.9.2004 in Florenz
versammelte OrSA-Leitung der Toskana fällt ein negatives Urteil über die
Unterzeichnung des Nationalen Tarifvertrages (CCNL) vom 14.Juli 2004.
Insbesondere betrachtet die Leitung die folgenden Aspekte der Angelegenheit als
bedeutsam:
1.) Es wird ein
gravierender Mangel an Demokratie innerhalb unserer Organisation und im
Verhältnis zu den Werktätigen deutlich. Der Abschluss des Tarifvertrages
geschah ohne die Einbeziehung der Mitglieder und der Kader und respektierte
nicht die notwendigen Zeiträume für die interne Konsultation. Die auf einer
Linie mit der schlimmsten Praxis der traditionellen Gewerkschaftsbewegung
liegende Unterzeichnung hat die Debatte und das Sich-Manifestieren des
natürlichen Dissenses erschwert.
2.) Mit dem
Abschluss wurde die wachsende Zustimmung der Eisenbahner zur OrSA, den Zielen
und Kampfaktionen herabgewürdigt. Die zunehmende Anziehungskraft unserer
Organisation ist ins Stocken geraten und Entfremdung wie Distanzierung sind
vorhersehbar (wenn nicht bereits offensichtlich), welche wiederum in mangelnde <Vertretungs->Vollmachten, Mitgliederverluste und enttäuschende Ergebnisse
bei den nächsten RSU-Wahlen übertragbar sind.
3.) Die OrSA (und
mit ihr die Eisenbahner) ist jetzt bei der Verfolgung der Ziele, die in jedem
Fall auf der Tagesordnung bleiben und bezüglich auf derer wir das Engagement
und die Initiative der Gewerkschaft organisieren müssen, schwächer. Diese Ziele
betreffen: die Sozialklausel, die Auftragsvergabe und Ausgliederungen,
Entlassungen und Verlagerungen, Krankheit und Urlaub, Disziplinarstrafen und
industrielle Beziehungen, Lohnausgleich, Arbeitszeit sowie Besatzungen des PdM
und des PdB. Bei diesen Fragen wird es möglich sein, zu überprüfen, ob die
Initiative der Gewerkschaft und die erreichbaren Ergebnisse angemessen sind.
4.) Mit diesem
Abkommen zeichnet sich eine Praxis ab, die wir verbannt hatten als wir die OrSA
ins Leben riefen. Es ist nur dann möglich zu den Werten zurückzukehren, die die
Gründung unserer Gewerkschaft erlaubt haben, wenn die Handlungen derjenigen,
die die Organisation repräsentieren, durch die Achtung der Demokratie und der
Repräsentierten geprägt sind.
Florenz, 30.9.2004
Vorbemerkung,
Übersetzung und Einfügung in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni
Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover