Antifa-AG der Uni Hannover:

 

Dass die westlichen Medien in der Regel nicht gerade sachlich und unparteiisch über die libanesische Hisbollah berichten, ist offensichtlich und angesichts ihrer Interessenlage auch nicht wirklich überraschend. Umso interessanter sollte es für die Linke (noch dazu für die antagonistische Linke) sein, im Originalton zu hören, was die Organisation denkt und anstrebt, die führende bürgerliche Kommentatoren (z.B. in der „Süddeutschen Zeitung“) unumwunden als „das größte Hindernis“ für die Verwirklichung der imperialistischen Ziele im Mittleren Osten bezeichnen. Die linke italienische Tageszeitung „il manifesto fasste am 11. und 15.August 2006 in zwei Artikeln die zentralen Aussagen zusammen, die Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah in seinen beiden Fernsehansprachen kurz vor und kurz nach dem Waffenstillstand mit Israel im Hisbollah-Sender „Al Manar machte.

 

il manifesto 11.8.2006

 

Hisbollah:

 

Fernsehansprache von Nasrallah

 

Es ist eine regelrechte Proklamation, die Scheich Hassan Nasrallah dem Fernsehsender der Hisbollah „Al Manar anvertraute, der sie gestern übertrug. Wir geben einige Auszüge wieder.

 

Ungerechter Resolutionsentwurf

 

„Als der <libanesische> Ministerpräsident <Siniora> einen 7-Punkte-Plan vorlegte, haben wir positiv darauf reagiert, während Amerikaner und Franzosen es vorzogen, mit dem Resolutionsentwurf darauf zu antworten, der dann dem Sicherheitsrat vorgelegt wurde. Das Mindeste was man über diesen Entwurf sagen kann, ist, dass er ungerecht ist und den Israelis mehr zugesteht als sie wollten und forderten. In Wesentlichen gab er den Israelis auf politischem Wege das, was sie auf militärischem Wege nicht erreichen konnten.“

 

Libanesische Truppen

 

„Die Entscheidung unserer Regierung, 15.000 Mann der libanesischen Armee darauf vorzubereiten in den Süden einzurücken, wird dem Libanon und seien Freuden helfen, einige Änderungen in dem Resolutionsentwurf zu erreichen und den Weg zu einem angemessenen politischen Prozess ebnen, der die Aggression beendet, die gegen den Libanon gestartet wurde. Wir halten eine solche Stationierung für eine ehrenwerte Lösung, weil es unsere nationale Armee sein wird, die an der Grenze stationiert wird und keine Truppen des Invasors, Söldnerheere oder Streitkräfte, die nur dem Feind gehorchen. Es wird eine Armee sein, die <ihre> Befehle von der von den Libanesen gewählten Regierung erhält. Und in diesem Sinne akzeptieren wir das als Lösung.“

 

Massaker und gescheiterte Versuche

 

„In der letzten übertragenen Rede habe ich behauptet, dass die feindliche Armee, angesichts ihres ständigen militärischen Scheiterns weitere Attacken auf die zivilen Infrastrukturen des Libanon und auf die Zivilisten verüben würde. Genau das ist geschehen: neue Massaker. Gibt es wirklich irgendjemand, der davon überzeugt ist, dass diese Brücken, Straßen und Infrastrukturen nur zerstört werden, um Nachschublieferungen für die Truppen des Widerstandes zu verhindern? Die Tötung der Zivilisten, die Zerstörung der Infrastrukturen und der Häuser dient nur dazu Druck auf die Libanesen auszuüben, damit sie sich den israelischen Bedingungen beugen. Und es überrascht nicht, dass der Resolutionsentwurf des Sicherheitsrates die Zionisten nicht offen wegen der von ihnen begangenen Kriegsverbrechen, der Massaker, des Genozids und der Zerstörung des Libanon anklagt.“

 

Der Süden, ihr Grab

 

„Wir halten weiterhin an der Front stand. Wir sind weiterhin stark. Und das ist bereits an sich ein großartiges Ergebnis, während der Feind seine Ziele gegen den Widerstand noch nicht erreicht hat. Bis jetzt ist es dem Feind nicht gelungen, die Fähigkeit des Widerstandes Raketen abzufeuern, zu reduzieren noch ist es gelungen, ihn zu schwächen. Ich sage den Zionisten: Kommt her! Es wird teuer für Euch werden. Es wird Euch nicht gelingen, auf unserem Boden zu bleiben. Wir werden Euch mit Gewalt davonjagen. Wir werden die kostbaren Böden des Südens in das Grab unseres Invasors verwandeln. Ich habe eine spezielle Botschaft für die Araber in Haifa: Eure Verluste und Eure Märtyrer schmerzen uns. Ich bitte Euch, verlasst die Stadt, weil Euer Blut unser Blut ist.“

 

 

il manifesto 15.8.2006

 

Der Hisbollah-Führer erscheint auf „Al Manar, um den Waffenstillstand zu kommentieren. Wer eine scharfe Nach-Kriegs-Proklamation erwartet hatte, wurde enttäuscht.

 

Die Zukunft zwischen Sieg und Entwaffnung. Hier ist Nasrallahs Ziel

 

Hier längere, von „Al Jazeera wiedergegebene, Auszüge aus der Rede des Hisbollah-Führers Nasrallah, die vom Fernsehsender der islamischen Bewegung „Al Manar übertragen wurde.

 

Historischer Sieg

 

„Das war ein historischer und strategischer Sieg über den israelischen Aggressor.“ „Die durch die von den israelischen Bomben hervorgerufenen Zerstörungen hatten in der Geschichte der Menschheit nicht ihres Gleichen… Für den Wiederaufbau werden wir alle Brüder mobilisieren. Wir müssen uns gegenseitig helfen und nicht auf das Eingreifen der Regierungsbehörden oder der internationalen Agenturen warten. Jede Familie muss sich darum kümmern, ein Dach über dem Kopf zu finden. Wir müssen Geduld haben, aber alle werden eine Hilfe erhält.“ „Der Wille und der Glaube, die Planung und die Aktion, die es uns ermöglicht haben zu widerstehen, müssen in den Dienst des Wiederaufbaus gestellt werden. Es braucht Arbeiter und Ingenieure genauso wie es notwendig war, sicherzustellen, dass es Guerillakämpfer gab. Wir müssen freiwillig arbeiten, um unsere Fähigkeit zu demonstrieren, unser in Trümmern liegendes Land schnell wieder aufzubauen. Es bedarf keiner Schakale des Marktes. Bei keinem Baumaterial darf es – aufgrund der höheren Nachfrage – Preiserhöhungen geben.“

 

Die Diskussion über die Entwaffnung

 

„Die Diskussion über die Entwaffnung des Widerstandes. Während unsere Brüder Guerillakämpfer für die Verteidigung der Ehre des Landes kämpften und durch ihre Opfer die israelische Aggression zurückschlugen, wird ‚hinter geschlossenen Türen’ über dieses Thema diskutiert… Das ist also kein neues Thema. Auf der letzten Regierungssitzung haben es einige Minister angesprochen und es dann in der Presse als Thema der öffentlichen Diskussion enthüllt und nicht mehr einer regierungsinternen Debatte. Ich fordere alle verantwortungsbewussten politischen Kräfte auf die Auseinandersetzung über dieses Thema im geschlossenen Kreis fortzusetzen und nicht öffentlich, um Brüche und Instrumentalisierungen durch den Feind zu verhindern. Es ist ein Fehler die Debatte über die Entwaffnung des Widerstandes öffentlich zu machen anstatt den Wiederaufbau des Landes in Angriff zu nehmen und sicherzustellen, dass die mehr als eine Million Evakuierten ein Dach über dem Kopf haben. Das ist unmoralisch…“

 

„Ich fordere die Unterstützer des Widerstandes auf, sich nicht auf unnütze Diskussionen über dieses Thema einzulassen, weil die Einheit des Landes unser Ziel sein muss. Wir dürfen alte Wunden  im Innern nicht wieder aufreißen. Der Sieg, den wir errungen haben, darf nicht durch ein Zerbrechen der nationalen Einheit getrübt werden… “

 

„Diese Stimmen sind eine Provokation und wir werden nicht in diese Falle tappen. Ohne die Waffen des Widerstandes hätte es diesen Sieg nicht gegeben, den viele arabische Staaten gegen die israelische Armee nicht erringen konnten. Sie verlangen sehr viel mehr als von der UNO-Resolution gefordert wird und als sich die Israel und die USA erwarten.“

 

Wer wird uns verteidigen?

 

„Unsere Feinde bedrohen den Libanon weiterhin mit Zerstörung. Wer wird ihn verteidigen? Ihre Faulenzer in voll klimatisierten Büros? Die UNO-Truppen? Das glaube ich nicht. Der Widerstand ist entstanden, um den Libanon zu verteidigen und wir sind bereit die Diskussion über dieses Thema wieder aufzunehmen. Aber ohne Erpressungen. Wir sind für die Souveränität des Staates. Wir sind Teil dieses Staates. Unsere nationale Armee wird in den Süden einrücken und diese Armee muss in die Lage versetzt werden das Land gegen die israelischen Aggressionen zu verteidigen. Nur unter diesen Bedingungen wird die Präsenz des Volkswiderstandes nicht mehr notwendig sein… Ein starker, gerechter und fähiger libanesischer Staat ist unser Ziel. Wir dürfen die Elemente der Stärke, den Widerstand und die Einheit des Landes nicht verlieren bevor wir die Bedingungen für die Verteidigung und das Überleben des Landes gesichert haben.“

 

 

Vorbemerkung, Übersetzung aus dem Italienischen und Einfügungen in eckigen Klammern:

Antifa-AG der Uni Hannover