Antifa-AG
der Uni Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:
Seit
Ende 2001 war der italienische Metallsektor Schauplatz diverser
Separatverhandlungen und Separatabkommen der beiden kleineren und strikt
sozialpartnerschaftlich ausgerichteten Branchengewerkschaften FIM-CISL
und UILM-UIL, in trauter Einheit mit der gelben FISMIC.
Ausgesperrt wurde mit diesem Vorgehen die größte und betont linke italienische
Metallergewerkschaft FIOM, die zum Gewerkschaftsbund CGIL gehört und mit
ihren 350.000 Mitgliedern allein mehr Beschäftigte organisiert als die drei
anderen zusammen. Nach mühevollen Verhandlungen und einigen Zugeständnissen der
FIOM gehen FIOM, FIM und UILM nun gemeinsam in die neue Tarifrunde. Den
Industriellenverband Federmeccanica interessiert das bisher allerdings
wenig. Auch durch die landesweiten jeweils 4stündigen Streiks und
Demonstrationen am 15.April und 10.Juni 2005 ließ er sich nicht zu einer
Aufgabe seiner harten Haltung bewegen. Vielleicht ändert der für Donnerstag,
den 29.September 2005 anberaumte, 8stündige Generalstreik der italienischen
Metaller daran etwas.
Zur
Information der Metallarbeiterinnen und –arbeiter veröffentlichte die FIOM
Anfang Juli 2005 das folgende zentrale Flugblatt, das wir ihrer Homepage (www.fiom.cgil.it) entnahmen.
FIOM-Nachrichten
zum Tarifvertrag Nr.1 – Juli 2005
Die
Beweggründe der um den Tarifvertrag kämpfenden Metaller
Am 31.Dezember 2004 ist
der nationale Tarifvertrag der Metaller (d.h. der Lohnteil mit 2jähriger
Laufzeit) abgelaufen. Wir haben eine
Plattform mit einer Lohnforderung von 130 Euro brutto mehr im Monat
(eine durchschnittliche Erhöhung um 105 Euro brutto plus 25 Euro für alle, die
auf die betrieblichen Tarifverhandlungen anrechenbar sind) vorgelegt.
Demgegenüber wurden <von
der Unternehmerseite> 60 Euro
brutto bis Dezember 2006 vorgeschlagen. Das ist das skandalöse Angebot der
Federmeccanica, das für sich selbst spricht, wenn man sich vergegenwärtigt,
dass die in Lohngruppe 3 Eingruppierten ca. 35 Euro netto im Monat bekämen und
die auch nicht sofort.
Es wird weiter davon
gesprochen, dass die Metallunternehmen aufgrund der Arbeitskosten nicht
konkurrenzfähig seien, die weit über denen anderer Länder lägen. Das alles
stimmt nicht. In den letzten 10 Jahren sind die Arbeitskosten (Lohn- und
Sozialabgaben der Beschäftigten) aufgrund der Inflation gesunken. Im größten
Teil der europäischen Staaten (natürlich ausgenommen die neu beigetretenen)
liegen die Bruttokosten pro Arbeitsstunde über 10 Dollar (USA), während sie in
Italien darunter liegen (7,80 $ in Mailand, 6,40 $ in Rom).
Von 2001 bis 2004 war der
Kaufkraftverlust der Löhne beträchtlich. In nur drei Jahren sind die Arbeiter verarmt, während die Produktpreise
für die Grundbedürfnisse explodierten und die Mieten, Gebühren und
Sanitärkosten stiegen. Das sind Fakten, die einen Großteil der
Metallarbeiterinnen und –arbeiter daran hindern, ohne Probleme das Monatsende
zu erreichen.
Die Federmeccanica und die
anderen Arbeitgeberverbände haben sich bereit erklärt, im Austausch für eine
Flexibilisierung der vorgeschriebenen Arbeitszeit und den Unternehmen (ohne
irgendein Abkommen mit den RSU’en <d.h. der italienischen Mischung aus Betriebsrat und
organisationsübergreifendem Vertrauensleutekörper>) garantierte Sonderschichten am Samstag sowie die
Ersetzung der Wochenarbeitszeit durch eine Jahresarbeitszeit in
Ziehharmonikaform (entsprechend den Erfordernissen des Marktes), die Löhne
etwas anzuheben.
Die FIOM betrachtet diesen
Vorschlag, der Löhne kürzt, die Prekarität erhöht und die Arbeiterinnen und
Arbeiter der Willkür des Unternehmens ausliefert, als unakzeptabel und
ungerecht.
Unsere Berufsgruppe trägt
sowohl in punkto Produktivität als auch aufgrund der fachlichen Qualität in
struktureller Weise zum Reichtum des Landes bei.
Es sind die Unternehmen, die
– anstatt Innovationen vorzunehmen und die Gewinne zu reinvestieren, um auf den
Märkten konkurrenzfähiger zu sein – es vorziehen, auf unmittelbare und
risikolose, hohe Finanzerträge zu setzen. Es sind wiederum die Unternehmen, die
mit Verlagerungen der Produktion an immer entferntere Orte drohen – im Namen
einer Globalisierung, die die Rechte beseitigt.
Einen Lohn zu fordern,
der es uns erlaubt, würdevoll zu leben sowie eine sichere und prekäre Arbeit zu fordern, darf nicht zur Bitte um ein Almosen
werden. Im Gegenteil, wir verlangen Respekt und lehnen die Strategie der
Konkurrenz über Produkte mit niedrigem Mehrwert, die diese industrielle Krise
hervorgerufen hat, ab.
Wir wollen eine gerechte
Erneuerung des Nationalen Tarifvertrages.
DIE METALLARBEITER
MOBILISIEREN FÜR IHREN TARIFVERTRAG.
VIERSTÜNDIGER NATIONALER
STREIK DER BRANCHE ZUR UNTERSTÜTZUNG DES FORDERUNGSKATALOGES.
Nationale Leitung der
FIOM-CGIL; Corso Trieste 36; I – 00198 Roma; Tel. 0039 / 6 / 85 26 21; Fax:
0039 / 6 / 85 303 079.
<Hervorhebungen
wie im Original!>
Vorbemerkung,
Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni
Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover