Antifa-AG der Uni Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:
Im Folgenden einige Eindrücke aus der italienischen kommunistischen
Tageszeitung “Liberazione” vom 23.7.2002 von der Konferenz
des in der “Socialist Campaign Group” organisierten linken Labour-Flügels,
(zu der Ihr nebenstehend auch das Interview mit dem Führer dieser Gruppe,
John Mc Donnell, findet). Abgerundet werden diese Streiflichter der Konferenz
durch ein Kurzinterview, das “Liberazione” mit dem sog. “großen alten
Mann” der Labour-Linken, Tony Benn, führte.
Tony Benn: “Der Dritte Weg ist nur die Achse mit Bush, Berlusconi
und den Großunternehmen.”
Die linke Alternative
Guy Fawkes
Ein Konvent lanciert eine der wirtschaftsliberalen
des Premierministers entgegengesetzte Agenda neu.
“Holen wir uns die Partei zurück !” Dies ist die von zahlreichen Rednern,
die auf dem von der Socialist Campaign Group, der linken Rippe innerhalb
der New Labour Party von Tony Blair, organisierten Konvent “After New Labour”
(Nach New Labour) gesprochen haben, diverse Male skandierte Botschaft. Und
es ist gewiß kein Zufall, wenn das Treffen der englischen parlamentarischen
Linken in den Räumen des Sitzes des Trade Unions Congress (TUC) (der
allgemeinen Konföderation der britischen Gewerkschaften) zu Gast ist.
Es sind alle da: Abgeordnete, Gewerkschafter, Universitätsprofessoren.
Einer läßt auf sich warten, aber am Ende ist auch er da: “Ken,
der Rote” <Livingstone>, Bürgermeister von London.
Nach den Intentionen der Initiatoren zielt die Initiative darauf ab, eine
breite Debatte zu eröffnen, um New Labour wieder nach links zu bringen.
“Zuallererst ist es nötig”, behauptet John Mc Donnell (Führer
der parlamentarischen Linken), “die Privatisierungen zu stoppen. Wir wollen,
daß die Mitglieder gehört werden und daß die Partei zu den
Werten zurückkehrt, die ihrer Schaffung zugrunde lagen.” Dann ist Bob
Crow (der Führer der Gewerkschaft RMT) an der Reihe, der drängt:
“Ist es zu revolutionär, die Renationalisierung der Eisenbahn zu verlangen,
nachdem die Steuerzahler von 1996 (dem Jahr der Privatisierung) bis heute
9,97 Milliarden Sterling in die Kassen der Privatgesellschaften gezahlt haben,
die Züge, Bahnhöfe und Gleise verwalten ?” Und Crow fügt,
unter dem Beifall des Publikums hinzu: “88% der Londoner haben den Streik
vom vergangenen Donnerstag gegen den Plan der Regierung, die U-Bahn zu privatisieren,
unterstützt.”
John Edmonds (Generalsekretär der Gewerkschaft GMB) legt Wert
darauf hervorzuheben, daß die Gewerkschaft keinerlei Absicht habe,
Labour zu verlassen. “Mit dieser Konferenz”, fuhr Edmonds fort, “beabsichtigen
wir zu erläutern, wie die Labour Party sein sollte.” Aber dabei bleibt
Edmonds nicht stehen: “Als Blair - gegen die Interessen aller europäischen
Arbeiter - mit Berlusconi ein Abkommen über den Arbeitsmarkt unterschrieb,
bezeichnete John Monks (der Führer des TUC) ihn als dumm. Und doch war
sein Verhalten nicht nur dumm, sondern auch würdelos.” Bezüge auf
das aktuelle und das vergangene Italien ziehen sich durch die Zeilen vieler
Reden. Dave Prentiss (Generalsekretär der Gewerkschaft UNISON)
erklärt provokativ: “Der dritte Weg wurde von Mussolini erfunden. Denken
wir gut über die wahren Ergebnisse der Privatisierungen nach. Haben
wir wirklich Wert für Geld bekommen ?”
Am Tag des Gegenangriffes der Linken konnte gewiß der nicht fehlen,
der der Geschichte der Labour Party soviel gegeben hat: Tony Benn,
der <hier> auf die Fragen von “Liberazione” antwortet:
Welches ist die dringendste Frage, die die Linke lösen müßte
?
“Dabei handelt es sich sicherlich um die demokratische Kontrolle der wirtschaftlichen
Macht. Ohne eine Kontrolle dieser Art wird die politische Demokratie zerstört
werden. Und das ist es, was gegenwärtig angesichts der um sich greifenden
Macht der Unternehmen geschieht.”
Denkst Du, daß Blairs Dritter Weg dazu beiträgt, die Demokratie
zu schwächen ?
“Was ist der ‚Dritte Weg‘ wirklich ? Mir scheint, daß es sich
um die Freundschaft und Kooperation mit Berlusconi, Bush und den Großunternehmen
handelt. Das hat nichts mit Sozialismus oder Demokratie zu tun.”
Kann man nach dieser Konferenz sagen, daß es ein Leben “Nach New
Labour” gibt ?
“Ich glaube, daß New Labour die Partei mit der kürzesten Lebensdauer
in der Geschichte der britischen Politik ist. Im Moment scheint sie sehr
stark, aber das wird nur noch für kurze Zeit der Fall sein.”
Vorbemerkung, Übersetzung aus dem Italienischen und Anmerkungen
in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover