Antifa-AG der Uni Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:
Aufgrund
der Besetzung der Fähre „Pascal Paoli“ und ihre
Überführung nach Bastia auf Korsika durch in der
korsischen Gewerkschaft STC organisierte Seeleute am 27.September 2005 aus
Protest gegen die geplante Privatisierung der Fährgesellschaft SNCM droht den
Beteiligten nach wie vor eine Verurteilung zu langjährigen Haftstrafen. Daher
verfassten Vertreter diverser linker italienischer Basisgewerkschaften,
Gruppen, Zeitschriften und Parteien nun die folgende Solidaritätserklärung, die
am 9.Oktober 2005 auf der Website des linken Flügels von Rifondazione Comunista Padua und
Venetien (www.pane-rose.it)
veröffentlicht wurde. Es handelt sich hier zunächst einmal im wesentlichen um eine Initiative aus Mittelitalien. Aufgrund
des breiten Spektrums ist allerdings zu erwarten, dass sich Linke aus anderen Landesteile anschließen.
Korsika: Solidarität mit den SNCM-Arbeitern! Solidarität mit den STC-Arbeitern!
Die Unterzeichner des
vorliegenden Textes bringen ihre volle Solidarität mit den Arbeiterinnen und
Arbeitern der SNCM und insbesondere mit den Arbeitern der <korsischen Gewerkschaft> STC zum Ausdruck, die aufgrund der einschneidenden
Wirkung ihres Kampfes Gefahr laufen eines Verbrechens angeklagt zu werden, das
bis zu 20 Jahre Gefängnis vorsieht.
Wir erachten es als
grundlegend internationale Solidarität mit den gegen die Privatisierung des
öffentlichen Seeverkehrs kämpfenden Arbeitern zu üben, da solche
Privatisierungsprozesse die Eigenschaft haben, eine Tendenz auf europäischer Ebene
darzustellen, die Grenzen der einzelnen Länder überwinden und – jenseits der
Politik der Regierungen der europäischen Staaten – eine gemeinsame Regie in der
EU-Politik finden.
Wir sind der Meinung, dass
die von den Arbeitern der STC angewandten Kampfformen den gerechten Protest
gegen einen Privatisierungsprozess darstellen und zu den Kampfaktionen gehören,
die zum Fundus der Arbeiterbewegung und aller Werktätigen zählen, womit wir
jede Gleichsetzung mit den „Terrorismus“-Begriff, über den auf Korsika ebenso
wie in Italien versucht wird, die Kämpfe der Werktätigen und der Proletarier zu
treffen, zurückweisen. Wenn es legitim ist, eine Fabrik zu besetzen, besitzt
für uns die Besetzung eines Schiffes dieselbe Legitimität, wenn die
Arbeitsplätze, das Leben von Männern und Frauen und die Möglichkeit auf dem
eigenen Boden würdevoll zu leben in Gefahr gebracht werden.
Deshalb fordern wir alle
gewerkschaftlichen Organisationen, ihre Delegierten, alle sozialen Bereiche und
Bewegungen auf, jeden Versuch der Kriminalisierung des Kampfes der STC-Arbeiter deutlich zu verurteilen und übermitteln ihnen
unsere volle Unterstützung und Bereitschaft zu Solidaritätsaktionen für
diejenigen, die vor französische Gerichte gestellt werden und darüber hinaus
für alle diejenigen, die den Kampf gegen die Privatisierungen fortsetzen.
Comitato Difesa Lavoratori Cooperative (RdB CUB
Privatwirtschaft)
SLAI COBAS Provinzkoordination
Florenz
Provinzkoordination SLAI-COBAS Trento
RdB CUB - Kommune Firenze
Confederazione Cobas
- Kommune Florenz
Sin Cobas
RSU FLMU-CUB Tim Lazio
Kollektiv von Arbeiterinnen und Arbeitern des Gesundheitswesens in Versilia und Massa
Collettivo Operatrici
e Operatori Sociali Neapel
Centro Popolare Autogestito
(Selbstverwaltetes Volkszentrum – CPA) Florenz Süd
Centro di Documentazione
Krupskaja Bologna
Redaktion „Senza Censura“
Zeitschrift „Il Ribelle“ aus Ferrara
Rete dei Comunisti (Netzwerk der Kommunisten)
Sektion P.Impastato PdCI
Bologna
Sektion Rino Ranno Valle del Reno- PdCI Bologna
Alessandro Bellucci (Sekretär der P.R.C.-Betriebsgruppe Eisenbahn "S. Lavagnini" in Florenz)
Für die Andere Lombardei SU LATESTA - Giorgio Riboldi
Virginio Pilò
– Mitglied der Nationalen Leitung der RdB P.I.
Donato Romito - RSU - Unicobas
Schule Pesaro
Pasquale Cataldo - RSU - CIB UNICOBAS Universität
von Bari
Marco Santopadre (Journalist)
Christian de Vito - Florenz
Matteo Mazzetti, Zentralkomitee des PdCI
Stefano Pieralli, Zentralkomitee des PdCI
Quelle: cdlc_99@hotmail.com
Anmerkung
zu den oben genannten Organisationen:
RSU = Einheitliche Gewerkschaftliche
Vertretung = die spezifisch italienische Mischung aus (relativ einflusslosem)
Betriebsrat und organisationsübergreifendem gewerkschaftlichen
Vertrauensleutekörper.
Die
verschiedenen COBAS-Zusammenschlüsse sowie RdB (Gewerkschaftliche Basisvertretungen –
Öffentlicher Dienst), FLMU (Föderation der Vereinten Metallarbeiter) und
CUB (Basiseinheitskonföderation ca. 20.000 Mitglieder) sind allesamt
eigenständige linke bis linksradikale Basisgewerkschaften. Der Sin Cobas (4.000-5.000
Mitglieder in allen Branchen) ist trotzkistisch dominiert (4.Internationale),
der SLAI Cobas (3.500 Mitglieder im
Metallsektor, Kommunen, Post Nahverkehr) weist marxistisch-leninistische und operaistische Einflüsse auf und die Confederazione
Cobas (6.000 Mitglieder, sehr stark im
Schulwesen) eine Mischung aus autonomen und anarchosyndikalistischen
Einflüssen.
Das Rete dei Comunisti (ca. 500 Mitglieder) ist ein Netzwerk von
Kommunisten, die aus einem Flügel der autonomen Bewegung Ende der 70er Jahre in
Rom hervorgegangen sind und dann in starkem Maße die RdB
aufgebaut und geleitet haben.
Der PRC
(Partei der Kommunistischen Neu(be)gründung) ist mit ca. 95.000 Mitgliedern und 6% bei
nationalen Wahlen die stärkste Organisation der italienischen radikalen Linken.
Der PdCI (Partei der Italienischen Kommunisten, ca.
30.000 Mitglieder und 2,5% der Stimmen landesweit) ist eine Rechtsabspaltung
von Rifondazione Comunista
aus dem Oktober 1998 als Rifondazione ihre
Tolerierung der damaligen Mitte-Links-Regierung von Prodi
beendete. Der PdCI hingegen trug nicht nur den
Sozialabbau und Flexibilisierung der Arbeitsmärkte etc. mit, sondern auch den
im wesentlichen von italienischem Boden aus geführten
NATO-Luftkrieg gegen Jugoslawien.
Die
Zeitschrift „Senza Censura“
(Ohne Zensur) kommt aus der antiimperialistischen Linken, inklusive ehemaliger
Mitglieder der Brigate Rosse.
Das CPA
Firenze Sud ist eines der bedeutendsten centri
sociali Italiens, d.h. der von linken
Jugendlichen in besetzten Fabrikhallen und Häusern geschaffenen Sozialen
Zentren, die für die linke Infrastruktur Italiens (inklusive der Erwerbslosen-
und Jobbergruppen) sehr wesentlich sind.
Auffällig
bei der Liste der Unterstützer ist bis dato das Fehlen von
Vertretern des linken Flügels der größten Gewerkschaftszentrale des Landes – CGIL
– und der aus der Basisgewerkschaftsbewegung hervorgegangenen
Eisenbahnergewerkschaft OrSA sowie der linken
Transportarbeitergewerkschaft SULT-CNL.
Vorbemerkung,
Übersetzung, Anmerkung + Einfügung in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover