Antifa-AG
der Uni Hannover:
Wir haben seit langem darauf
hingewiesen, dass der libanesische Widerstand gegen die israelischen
Aggressionen und die vielfältigen Einmischungsversuche der USA, Frankreichs,
Deutschlands, Italiens etc. nicht nur aus der Hisbollah, sondern auch aus
weiter links angesiedelten Kräften, wie der (mehrheitlich sunnitischen)
Arabischen Sozialistischen Union, linken Drusen (in Opposition zu Walid Jumblatts pseudo-sozialistischer PSP), der trotzkistischen Revolutionary Communist Group
(RCP) und der Libanesischen Kommunistischen Partei (PCL) besteht, wie auch das
folgende Interview mit PCL-Generalsekretär Khaled Haddadeh aus der “jungen Welt” vom 23.8.2006
zeigt.
»Im Widerstand sind nicht nur religiöse Kräfte«
Kommunistische
Partei hat im Libanon an der Seite der Hisbollah gekämpft. Ein Gespräch mit
Khaled Haddadeh
Khaled Haddadeh ist Generalsekretär der Libanesischen
Kommunistischen Partei. Umfragen zufolge hat die Partei ein Wählerpotential von
knapp neun Prozent. Das absolute Mehrheitswahlrecht Libanons verhinderte jedoch
bisher den Einzug kommunistischer Kandidaten in das Parlament.
Der Widerstand im Libanon gegen den
israelischen Angreifer wird in den Medien vor allem der Hisbollah zugeordnet.
Entspricht das den Tatsachen ?
“Religiöse Organisationen
und auch die Hisbollah haben sehr starken Einfluß.
Seit dem von den Kommunisten geführten erfolgreichen Widerstand gegen die
Invasion Israels 1982 hat es durch die Zuspitzung religiöser Konflikte und den
Bürgerkrieg einen Wechsel in der Parteienstruktur des Landes gegeben. Auch der
bewaffnete Widerstand hat sich dadurch verändert und einen eher religiösen
Charakter angenommen. Trotz dieser Entwicklung wurde für die nationale
Befreiung und gegen Besatzer gekämpft.”
Inwieweit hat sich die Kommunistische
Partei dem Widerstand angeschlossen?
“Unsere Genossen haben trotz
der geringen militärischen Mittel unserer Partei an allen Fronten in den Reihen
des Widerstandes gekämpft. Wir haben acht Genossen und vier Freunde der Partei
in diesen Kämpfen verloren. Außer der Befreiung unseres Bodens wollten wir der
arabischen und der übrigen Welt zeigen, daß die
Kommunisten, wo immer es sie gibt, am Widerstand teilnehmen. Wir stehen dafür, daß es nicht nur religiöse Kräfte sind, die den
antiimperialistischen Widerstand tragen.”
Dennoch spielt die Hisbollah die führende
Rolle. Wie stehen Sie dazu ?
“Aus innenpolitischer Sicht
unterscheidet sich die Hisbollah nicht von anderen religiösen Parteien. Ihre
wichtige Rolle und ihre Verankerung verdankt sie dem bewaffneten Kampf gegen
Invasion und Besatzung. In unserer Zusammenarbeit mit der Hisbollah hatten und
haben wir das Ziel, den patriotischen Charakter des Widerstandes gegenüber dem
religiösen zu stärken. Der jüngste erfolgreiche gemeinsame Kampf wird dazu
beigetragen, daß sein Klassencharakter stärker
beachtet wird und seine politische Bedeutung in den Vordergrund tritt. Die
Hisbollah, obwohl sie ideologisch einem völlig anderen Lager angehört, betonte
in ihren Gesprächen mit den zahlreichen ausländischen Delegationen, die in
letzter Zeit unser Land besucht haben, immer wieder die Rolle der Kommunisten
im nationalen Widerstand.”
Wie ist die Haltung Ihrer Partei zur
UN-Resolution 1701 ?
“Diese Resolution ist von
den Amerikanern diktiert worden, um das Ansehen Israels trotz seiner
militärischen Niederlage zu retten. Die USA mißbrauchen
die UNO, um ihre Vorstellungen mit Hilfe Israels durchzusetzen. In der
Resolution werden weder die Rechte des libanesischen Volkes beachtet, noch ist
die Rede von einem Abzug Israels von den Schebaa-Farmen.
Die Massaker Israels im Libanon werden nicht verurteilt, nicht einmal die
Ermordung von vier UN-Soldaten findet Erwähnung. Die Resolution sieht den
Einsatz einer internationalen Streitmacht zur Entwaffnung des Widerstandes vor.
Was Israel mit militärischen Mitteln nicht erreichen konnte, soll nun eben
politisch durchgesetzt werden.”
Wie sehen Sie die Zukunft des Landes
und Ihrer Partei?
“Der gemeinsame Kampf hat
geholfen, gute Beziehungen zwischen allen Parteien im Libanon zu entwickeln.
Jetzt kommt es darauf an, diese Beziehungen zu nutzen, um eine von den USA
gewünschte bürgerkriegsähnliche Situation zu vermeiden. Früher waren wir
aufgrund des lange währenden Bürgerkrieges national weitgehend isoliert. Nun
erleben wir, daß Tausende vor allem junger Menschen
Mitglied der Partei werden wollen. Der Zulauf hat Ausmaße, die wir
organisatorisch gar nicht bewältigen können. Vor allem diese jungen Leute haben
die Schlußfolgerung gezogen, daß
das Land eine andere politische Struktur braucht. Eine Struktur, die sich nicht
auf eine religiöse wie die geltende Verfassung stützt, sondern auf eine
weltliche. Sie begreifen auch, daß es dazu eine
nicht-religiöse Partei wie die unsere geben muß, die
aufgrund ihrer Ideologie einen Ausweg aus der herrschenden Situation weisen
kann.”
Interview:
Heike
Schrader, Athen
Quelle: www.jungewelt.de
Vorbemerkung:
Antifa-AG der Uni Hannover