Antifa-AG der Uni Hannover:

 

Die israelische Regierung nimmt auch unter Interims-Ministerpräsident Olmert gegenüber der Islamischen Widerstandsbewegung (Hamas) eine harte Haltung ein. Verhandlungen schließt sie kategorisch aus und die Kandidatur oder Wahlkampfaktivitäten von Hamas-Kandidaten in Ost-Jerusalem untersagte und unterdrückt sie genauso wie das Auftreten beispielsweise der marxistischen Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) und anderer „radikaler Kräfte“ dort. Wie eine gemeinsame Umfrage der Hebräischen Universität Jerusalem und des palästinensischen PSR zeigt, ist die Mehrheit der israelischen Bevölkerung zumindest in der Frage von Verhandlungen mit der Hamas mittlerweile wesentlich offener und pragmatischer. Zwar versprechen sich die meisten Israelis einiges von Sharons neuer Partei Kadima, doch seine Politik der einseitigen Rückzüge, ohne Verhandlungen und Abkommen mit den Palästinensern teilen sie offenkundig nicht. Der International Middle East Media Center (www.imemc.org) fasste die Ergebnisse der Umfrage am 21.Dezember 2005 um 21.25 Uhr so zusammen:

 

Umfrage: „50% der Israelis unterstützen Verhandlungen mit Hamas“

 

Saed Bannoura – IMEMC & Nachrichtenagenturen

 

Eine vom Truman Institute der Hebräischen Universität <Jerusalem> und dem palästinensischen Center for Policy and Survey Research (PSR) durchgeführte Umfrage zeigt, dass 50% der Israelis Verhandlungen mit der Hamas unterstützen und 62% die Freilassung des Fatah-Führers Marwan Barghuti ablehnen.

 

Die Umfrage offenbart, dass die öffentliche Unterstützung für Sharon zunimmt und dass die Mehrheit der Israelis glaubt, dass Sharons Abspaltung vom Likud die Chancen für den Abschluss eines Friedensabkommens mit den Palästinensern  steigen lässt.

 

Auf der palästinensischen Seite glauben nur 20%, dass Sharons Austritt aus dem Likud für das Erreichen eines Friedensabkommens hilfreich ist.

 

Gemäß den Umfrageergebnissen glauben 50% der Israelis, dass Israel mit Hamas verhandeln sollte, wenn dieser Schritt zum Erreichen eines Friedensabkommens mit den Palästinensern führt.

 

64% der Israelis unterstützen ein dauerhaftes Friedensabkommen mit den Palästinensern auf der vom ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton gelegten Grundlage. Die Umfrage zeigt unter den Palästinensern weniger Unterstützung für diesen Plan. 46% unterstützen ihn, während es im September 2004  54% waren.

 

Nur 34% der Israelis sprechen sich für die Entlassung des inhaftierten Abgeordneten und Fatah-Führers Marwan Barghuti aus.

 

Dr. Yakov Shamir, der die Umfrage beaufsichtigte, sagte, dass die wichtigste Entdeckung die zunehmende Unterstützung für Verhandlungen mit der Hamas sei. „50% der Mitte Dezember von der Hebräischen Universität Jerusalem befragten Israelis würden Gespräche mit der Hamas unterstützen, wenn dies notwendig sei, um eine Friedensabkommen zu erreichen, während 47% dagegen wären“, berichtete die Online-Ausgabe der israelischen Tageszeitung Haaretz.

 

Hamas hat bei den palästinensischen Kommunalwahlen in den letzten Monaten eine starke Vorstellung abgegeben. Meinungsumfragen veranschlagen ihre Stärke vor den Wahlen zum palästinensischen Legislative Council (Gesetzgebenden Rat) am 25.Januar 2006 auf um die 30%.

 

„Dies zeigt ein israelisches Bewusstsein für das, was in der palästinensischen Öffentlichkeit stattfindet und dass Hamas ernst zu nehmen ist, was ihre Absicht anbelangt, in der palästinensischen Politik eine Rolle zu spielen“, sagte Shamir. „Wir können das nicht wirklich verhindern und die Öffentlichkeit begreift dies.“

 

Shamir verglich Israels Einwände gegen einen Dialog mit der Hamas mit dem jahrzehntelangen Verbot des Landes von Kontakten zur Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) vor den Oslo-Abkommen von 1993. „Dieses Mal wird der Prozess kürzer sein“, sagte Shamir.

 

Hamas ist offiziell gegen Gespräche mit Israel, aber einige Führungsmitglieder haben jüngst angedeutet, dass Verhandlungen nicht ausgeschlossen seien.

 

Rund 80% der Palästinenser und der Israelis unterstützen die Verlängerung der Waffenruhe zwischen beiden Seiten, während 81% der Palästinenser Unterstützung für die Eingliederung von Widerstandskämpfern in die palästinensischen Sicherheitsdienste bekundeten.

 

53% sagten, dass Widerstandsgruppen entwaffnet und in die Sicherheitsdienste der Autonomiebehörde eingegliedert werden sollten.

 

Bezug nehmend auf die politische Szenerie in Israel und die anstehenden Knesset-Wahlen sagen 72% der Israelis, dass Ariel Sharon in der Lage sein wird, die Israelis davon zu überzeugen, ein Friedensabkommen mit den Palästinensern zu akzeptieren. 29% sagten, dass der Vorsitzende der Arbeitspartei <Avoda>, Amit Peretz, in der Lage sein wird, dies zu tun.

 

33% der Israelis glauben, dass Peretz bei der Lösung der wirtschaftlichen und sozialen Probleme in Israel wirkungsvoller ist, während <hierbei> 29% Sharon und 16% Netanjahu <den Chef des Rest-Likud> favorisierten. 60% der Israelis sagen, dass Sharon als einziger Führer in der Lage ist, die außenpolitischen und Sicherheitsfragen Israels wirkungsvoll zu managen. 19% favorisierten <hier> Netanjahu und 12% unterstützten Peretz.

 

Außerdem sagten 46% der Israelis, dass Sharons Abspaltung vom Likud-Block die Chancen für den Abschluss eines Friedensabkommens mit den Palästinensern erhöht, während 5% sagten, dass dies die Chance verringere und 41% die Ansicht vertraten, dass Sharons Austritt aus dem Likud keine Auswirkungen auf dieses Problem habe.

 

Auf der palästinensischen Seite glauben 20%, dass Sharons Austritt aus dem Likud und die Bildung seiner Partei <Kadima> die Chancen für das Erreichen eines Friedensabkommens erhöht.

 

Die Stichprobe der Umfrage erfasste 600 Israelis sowie 1.316 Palästinenser aus der West Bank und dem Gaza-Streifen.

 

 

Vorbemerkung, Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:

Antifa-AG der Uni Hannover