Antifa-AG der Uni Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:
Bei dem folgenden Text handelt es sich um ein Flugblatt, daß die - der Partei Lotta Comunista nahestehenden - Comitati Internazionalisti Studenteschi (Internationalistische Schüler- und Studentenkomitees) in Genua Anfang Februar 2003 zur Mobilisierung für zwei inhaltliche Anti-Kriegs-Veranstaltungen herausgaben. Die Anfang der 50er Jahre entstandene linkskommunistische Gruppierung Lotta Comunista (Kommunistischer Kampf) ist seit langem die größte Organisation links von Rifondazione Comunista und gibt eine gleichnamige Monatszeitung heraus, die nicht nur einen sehr hohen Verbreitungsgrad hat, sondern deren außenpolitische Artikel auch in weitaus gemäßigteren Teilen der italienischen Linken hohes Ansehen genießen. Naturgemäß geht der nachfolgend übersetzte Text der Comitati Internazionalisti Studenteschi politisch deutlich über das hinaus, was beispielsweise Rifondazione (mehrheitlich) zum Thema Krieg und Frieden, USA und EU etc. vertritt.
Imperialistischer Krieg und Frieden am Golf
Der gesamte politische, ideologische, diplomatische und militärische Apparat des einheitlichen Imperialismus scheint mittlerweile die Geschwindigkeit beschleunigt zu haben und auf die Zielgerade seines unerbittlichen Marsches in Richtung Rendezvous mit dem 3.Golfkrieg eingebogen zu sein.
Tag für Tag folgen Vorgriffe, durchsickernde Meldungen, Enthüllungen und mehr oder weniger überzeugende Beweise in Dosierungen aufeinander, die wie immer eine geschickte Regie verraten, um die öffentliche Meinung auf das Ereignis vorzubereiten.
Zusammen mit den wiederholten Ultimaten zirkulieren bereits vielfältige mögliche Angriffspläne. Aus denen, wie die angesehene New York Times enthüllt, u.a. hervorgeht, daß der neue Konflikt durch eine Welle massiver Bombardements eröffnet würde. Mit der Nutzung intelligenter Bomben in zehnmal höherer Quantität als der von 1991. Weil, wie ein Funktionär des Pentagon kommentierte und sich dabei an die jungen Soldaten wandte, dies nicht der Golfkrieg Eurer Väter ist (la Repubblica 3.2.2003).
In der Tat verdeutlicht, jenseits der Konstanten, die jeden Konflikt verbinden, die - wenn auch beschleunigte Konfrontation - die die Mächte des imperialistischen Lagers zueinander in Widerspruch gebracht hat und dies weiterhin tut, noch stärker den tiefgreifenden Unterschied zu 1991.
Nicht ohne Grund, da sich in der Zwischenzeit die Balance zwischen den Weltmächten ebenso wie die zwischen den Mächten des Mittleren Ostens an der Wurzel verändert hat. Das Erdbeben von 1989 hat das globale Kräfteverhältnis zerbrochen. Yalta ist beendet. Die UdSSR wurde davon mit fortgerissen. Europa hat sich wiedervereinigt und China wie Indien haben ihre Stärke gleichzeitig vervielfacht.
Das ist der Grund, warum es absurd ist, die Gegenwart mit den Augen der Vergangenheit zu betrachten.
Heute ist eine Definitionsphase des Kräfteverhältnisses zwischen großen kontinentalen Kräften (Amerika, Europa, China, Rußland, Indien und morgen auch Brasilien) in vollem Gange.
In erster Linie findet dieser Prozeß in bezug auf den Irak von Saddam statt, aber nicht nur. Von Korea über den Iran bis hin zu Venezuela könnten früher oder später, zur Bestätigung der wachsenden Instabilität der multipolaren Welt, weitere Schauplätze hinzukommen.
Dies ist das Szenario, in dem sich die Kräfte gegenüberstehen. Angefangen bei den Ufern des Atlantiks, wo die Auseinandersetzung zwischen dem US-amerikanischen Imperialismus und dem sich formierenden europäischen Ausmaße annimmt, die ohne Gleichen sind. Ein Match, in dem die Schläge (auch die verbotenen) bei ständigem Szenenwechsel ausgeteilt und eingesteckt werden.
Von der Neulancierung der deutsch-französischen Achse, die den Preis <für die Überwindung> des europäischen Widerwillens erhöht hat, bis zur amerikanischen Gegenoffensive, die sich in dem Solidaritätsschreiben von acht europäischen Ländern für die USA konkretisierte. Von der Opposition Deutschlands und Frankreichs gegen die amerikanischen Forderungen nach logistischer Unterstützung im NATO-Bereich bis zu Powells Medieninitiative im UNO-Sicherheitsrat und bis zum deutsch-französischen Vorschlag des sogenannten Mirage-Friedensplanes.
Es ist eine noch immer offene Partie, in der die Neudefinition der Kräfteverhältnisse zwischen dem amerikanischen imperialistischen Räuber und dem europäischen der Einsatz ist, um den es geht.
IN DIESEM RAHMEN IST DIE DARSTELLUNG, DASS BERLIN UND PARIS DIE GUTMÜTIGE UND FRIEDLICHE SEELE EUROPAS VERKÖRPERN UND AMERIKA DEN KRIEG, EIN SCHÖNES MÄRCHEN FÜR DIE LEICHTGLÄUBIGEN. Seit das Tauziehen um den Persischen Golf begonnen hat, ist deutlich geworden, daß Europa nur versuchte seinen Preis festzusetzen.
Nicht zufällig entsendet der Pazifist Chirac, während er mit dem Veto droht, den Flugzeugträger De Gaulle in den Indischen Ozean und einigt sich mit London über den Bau eines Flugzeugträgers sowie die Schaffung des Embryos einer zukünftigen europäischen Kriegsflotte. Nicht zufällig sind die deutschen rot-grünen Pazifisten dieselben, die gestern unter anderen Umständen die Bomber der Luftwaffe in den Himmel über Belgrad geschickt haben und die heute im andauernden kleinen Krieg in Afghanistan Kommandoposten besetzen.
In einer Welt, in der der einheitliche Imperialismus das ganze Spektrum der Ideologien beherrscht und dabei Krieg und Frieden der Dialektik seiner Interessen unterwirft, blickt der Internationalismus auf das Proletariat der ganzen Welt, egal ob es amerikanisch, europäisch, asiatisch, arabisch oder israelisch ist.
GEGEN ALLE BOURGEOISIEN UND GEGEN JEDEN IMPERIALISMUS !
Über diese Themen gibt es am
Donnerstag, den 13.Februar 2003 um 15.30 Uhr
DISKUSSIONSVERANSTALTUNGEN
In den Konferenzsälen <der Parteibüros von Lotta Comunista in>
der via Bologna 41 canc. und der via Archimede 41/2 dx. in Genua.
COMITATI INTERNAZIONALISTI STUDENTESCHI
(Fertiggestellt und gedruckt am: 10.Februar 2003)
<Hervorhebungen wie im Original !>
Vorbemerkung, Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover