Antifa-AG der Uni Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:


Im folgenden Interview äußert sich Grazia Stammati, Mitglied der Nationalen Exekutive der linken italienischen Basisgewerkschaft Cobas Scuola (Basiskomitees Schule) zur Verbindung der laufenden Tarifrunde mit dem Kampf gegen die Bildungs(gegen)reform der aktuellen Bildungsministerin Moratti (Forza Italia) und dem Widerstand gegen den Irak-Krieg. Cobas Scuola vertritt (laut offiziellen Angaben !) landesweit knapp 6% der Lehrkräfte und der übrigen in den Schulen Beschäftigten - mit besonderen Schwerpunkten bei den Grundschullehrer/innen und den prekär beschäftigten Lehrkräften. Das Interview erschien in der kleinen kommunistischen Tageszeitung “Liberazione” vom 24.3.2003.


Anna Grazia Stammati aus der Nationalen Exekutive der Cobas Scuola: Wir werden hier nicht haltmachen.


“An erster Stelle steht der Schutz der prekär Beschäftigten”


Roberto Farneti


Die Schul-Cobas heute zu einer Demonstration für den Frieden und für den Tarifvertrag in Rom.


Sie werden heute in Rom mit den Friedensbannern auf der piazza sein, um den Rückzug der Moratti-Gegenreform zu fordern und um das Recht der Beschäftigten des Schulwesens auf den Tarifvertrag zu reklamieren, vor allem aber um das Ende der prekären Situation zu verlangen, die Tausende von Lehrkräften und das ATA-Personal betrifft. Die Cobas Scuola haben sich mit Schülern und Beschäftigten des Schulwesens, die auch aus anderen Städten kommen, für 9.30 Uhr in der viale Trastevere vor dem Bildungsministerium verabredet. Auf lokaler Ebene sind allerdings weitere Demonstrationen vorgesehen. “Es gibt eine Gruppe von historisch prekär Beschäftigten”, unterstreicht Anna Grazia Stammati aus der Nationalen Exekutive der Cobas Scuola, “die mittlerweile seit 15-20 Jahren darauf warten, endlich in definitiver Weise eingestellt werden zu können. Das ist eine Frage des Respektes gegenüber der Würde der Personen und den erworbenen Rechten.”


Der Generalstreik der Schule ist von allen Gewerkschaften angesetzt worden. Wie ist Euch das gelungen ?


“Wir wollten ein Signal der Einheit in der Berufsgruppe setzen, obwohl wir uns einiger unüberwindlicher Differenzen zwischen dem Forderungskatalog der Cobas und dem der konföderalen Gewerkschaften <d.h. den zu CGIL, CISL und UIL gehörenden> bewußt waren Zum Beispiel haben CGIL, CISL und UIL die schulische Autonomie zum Ziel, während wir dies als ersten Schritt in Richtung Privatisierung der öffentlichen Bildung betrachten.”


Die Welt der Schule hat geschlossen auf den Ausbruch des Krieges geantwortet. Wie erklärst Du Dir das ?


“Das hatte ich erwartet, weil ich in meiner täglichen Erfahrung als Lehrkraft bemerkt habe, daß das Thema Frieden in erster Linie von den Schülern mit Interesse aufgenommen und auch für die Lehrer ein sehr wichtiges Thema wird, weil es in substantieller Kontinuität mit jener Erziehung zur Toleranz und zur Integration zwischen den verschiedenen Kulturen steht, die dem Erziehungsprinzip zugrunde liegt, auf das die Schule aufbaut. Als COBAS-Lehrer hatten wir das bereits vorhergesehen und daran gearbeitet, daß man bei Ausbruch des Krieges den gewöhnlichen Unterricht unterbricht und stattdessen Formen von Unterricht und Lektionen gegen den Krieg ins Leben ruft, bei denen sich Lehrer und Schüler in einer Reihe von Demonstrationen oder permanenten Versammlungen engagieren, die beweisen, daß die Schule gegen die verbrecherischen Aktionen im Irak und für einen Friedensunterricht eintritt. Natürlich werden wir hier nicht haltmachen.”


Welche Initiativen bereitet Ihr derzeit vor ?


“Als Basisgewerkschaften haben wir bereits für den 2.April 2003 einen Generalstreik angesetzt. Am 12.April wird es darüberhinaus eine nationale Großdemonstration in Rom geben, deren Tageslosung die Verteidigung der zentralen Rolle des öffentlichen Bildungswesens (Universität und Forschung inbegriffen) sowie die Beseitigung der Moratti-Reform ist und zu deren zentralen Themen natürlich auch die Forderung nach dem Ende der anglo-amerikanischen Aggression gegen den Irak gehört. Dies ist eine Aktion, die wir derzeit zusammen mit der CGIL, der <größten italienischen Umweltschutzorganisation> Legambiente, <dem landesweiten linken bzw. linksliberalen Kulturdachverband> ARCI und einem sehr breiten Spektrum an demokratischen Vereinigungen und Organisationen vorbereiten.”


Vorbemerkung, Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:

Antifa-AG der Uni Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover