Antifa-AG der Uni
Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:
Die
links-unabhängige italienische Tageszeitung „il manifesto“ informiert in
ihrer Ausgabe vom 24.6.2004 über den Widerstand, den die drei großen
Gewerkschaftsbünde CGIL, CISL und UIL in den kommenden Monaten Berlusconis
Renten“reform“ entgegensetzen wollen.
Gewerkschaften:
„Wir werden die Gegenreform bei den
Renten bekämpfen“
CGIL, CISL und UIL: Proteststreiks
in allen Arbeitsstätten. Im September wird es die nationale Versammlung der
RSU-Delegierten geben.
Paolo Andruccioli
Kaum, dass das
Sozialversicherungsdekret von der Abgeordnetenkammer gebilligt wird (vielleicht
sogar mittels einer Vertrauensabstimmung) wird es die ersten Proteststreiks in
allen Arbeitsstätten geben. Dann werden weitere Aktionen durchgeführt, über die
noch zu entscheiden ist. Der Generalstreik ist vorläufig ausgeschlossen, aber
bereits für September steht eine große Mobilisierung auf dem Programm. Dies ist
das maximale Schema, das gestern von der Versammlung der drei Sekretariate der
Gewerkschaftsbünde CGIL, CISL und UIL beschlossen wurde. Eine lange
Versammlung, die dazu diente, die gesamte Situation auf den Punkt zu bringen
und nicht nur über die Renten zu reden. Größte Unbekannte am Sitzungstisch war
die Politik, da derzeit niemand in der Lage ist vorherzusagen, was nach den
Stichwahlen vom Sonntag <bei
denen Berlusconis regierende Rechtskoalition zahlreiche Städte, Gemeinden und
Provinzen verlor> realistischerweise
passieren kann. Die Versammlung fand am Sitz der CISL statt und dauerte
ungefähr drei Stunden.
Erster Punkt der
Tagesordnung waren selbstverständlich die Renten. Die Regierung hat in den
letzten Tagen bei mehr als einer Gelegenheit gesagt, dass nunmehr jeder Dialog
beendet sei, auch wenn es dann einige Äußerungen zugunsten der Möglichkeit gab,
irgendeinen Spalt offen zu halten. So gab es z.B. Minister, die sagten, dass
die Gewerkschaft jetzt neue Vorschläge machen könnte. Es ist jedoch
offensichtlich, dass die Erklärungen eines Teils der Regierung durch diejenigen
der „Falken“ zunichte gemacht wurden, für die es nicht nur unannehmbar ist, das
das Dekret verändert wird, sondern für die es auch falsch wäre ganz allgemein
die Methode zu ändern. Die Sozialpartnerschaft ist in dieser Regierung
weiterhin ein mit Bann belegter Begriff. Noch komplizierter wird die Situation
durch den Druck, den die Regierung oder zumindest ein Teil von ihr von Seiten
der starken Machtzentren <Kapitalverbände,
Zentralbank etc.> und den
Finanzmärkten erfährt. Bezeichnend sind z.B. die großen Manöver zur
Gleichstellung der Rentenfonds. In jedem Fall bleibt die Position der Gewerkschaften
bezüglich dessen und des Inkrafttretens der Rentenreform 2008 unverändert.
„Fürs Erste haben wir
beschlossen Arbeitsniederlegungen durchzuführen, kurz nachdem das Dekret
gebilligt wurde“, erklärte gestern der Generalsekretär der CISL, Savino Pezzotta.
Im September wird es dann eine große Versammlung der RSU-Delegierten von CGIL,
CISL und UIL geben, um die Situation zusammenzufassen und neue Kampfaktionen zu
beschließen. „Kaum, dass das Dekret gebilligt wurde, werden wir Kundgebungen in
allen Teilen des Landes organisieren“, erklärt der Generalsekretär der CGIL,
Guglielmo Epifani. „Die Mobilisierung wird den Weg des
Sozialversicherungsdekretes durch die Institutionen begleiten. Wenn die
Vertrauensfrage gestellt oder das Dekret auf andere Weise gebilligt wird,
werden Proteststreiks in allen Arbeitsstätten stattfinden.“
Die Gewerkschaft diskutiert
jedoch nicht nur über die Renten. Auf der gestrigen Versammlung wurde nämlich
ein allgemeines und sehr besorgniserregendes Bild der wirtschaftlichen Lage
entworfen. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet ist die Regierung weiterhin
flüchtig. „Wir werden in das Gespräch mit der Confindustria gehen“ – sagte der
Sekretär der CISL, Pezzotta, weiter – „um Übereinstimmungen bezüglich der
Entwicklungsfaktoren und der Wirtschaftspolitik zu finden. Wobei wir die Themen
betonen werden, die uns am Herzen liegen. Das heißt Mezzogiorno <Süditalien>, Forschung und Industriepolitik.“
Auch was diese Punkte
anbelangt, bereiten sich die Gewerkschaftsbünde auf eine neue Mobilisierung
vor. Die Entscheidung, nicht bereits jetzt den Termin des Streiks festzulegen,
hängt offenkundig mit der ungewissen politischen Situation zusammen. Das
Einzige, was für die Gewerkschaften klar ist, ist dass das Dekret – auch nach
seiner Verabschiedung – geändert und dass die Wirtschaftspolitik der Regierung
neu konzipiert werden muss.
Sodann versprechen die
Gewerkschaften auch einen Kampf um die einzelnen Fragen, die das
Sozialversicherungsdekret eröffnet, angefangen bei der Gleichstellung der Rentenfonds.
Vorbemerkung,
Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni
Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover