Antifa-AG der Uni Hannover:

Im Rahmen der Diskussion um den weiteren Weg der italienischen Antiglobalisierungsbewegung und insbesondere das “neue” Konzept des “sozialen Ungehorsams” (Disobbedienza sociale), das von ihnen mitgetragen und mitlanciert wird, haben sich natürlich auch die Giovani Comunisti/e (Junge Kommunist/inn/en), die Jugendorganisation von Rifondazione Comunista, zu Wort gemeldet. Wir dokumentieren daher hier ihre beiden zentralen Texte zum Thema. Das erste wurde auf ihrer Homepage (www.rifondazione.it/giovanicomunisti) veröffentlicht:


Giovani Comunisti/e:

Pressemitteilung

Seien wir ungehorsam und desertieren wir !

Der außerordentliche Erfolg der Demonstration gegen den Krieg am vergangenen Samstag, die zahlenmäßig und farblich die amerikafreundliche und kriegstreiberische Parade der Polospieler geschlagen hat, hat auch die Armut der Führer des <mitte-“linken” /d.Ü.> Olivenbaum-Bündnisses und ihre völlige Auflösung verdeutlicht.

Anstatt sich zu schämen, im Parlament für den Eintritt unseres Landes in den Krieg gestimmt zu haben, verbreitet der Pseudo-Führer der vom Olivenbaum-Bündnis betriebenen Pseudo-Opposition, Rutelli, Grundsatzurteile und Bannflüche gegen die Bewegung, die er als “von einer entwaffnenden inhaltlichen Armut und rückwärtsgerichtet” bezeichnet.

In Rom war am Samstag die wirkliche Oppostion gegen diese Regierung und diesen Krieg <zu sehen>, die einzige Hoffnung auf eine Alternative zum Pol <”der Freiheiten”, d.h. dem von Berlusconi geführten rechten Parteienbündnis aus Forza Italia, Alleanza Nazionale, Lega Nord, CCD und CDU> in diesem Land. Und in den beiden Tagen davor hat es ein intensives Diskussions- und Auseinandersetzungsforum gegen den Neoliberalismus gegeben, das aus Vorschlägen, Analysen und Programmen bestand.

Sicherlich klar antagonistischen Vorschlägen, die mit dem Wirtschaftsliberalismus / Freihandel nicht so kompatibel sind wie die vom Olivenbaum-Bündnis und seinem virtuellen Führer Rutelli vorgebrachten und praktizierten. Es ist gerade das Olivenbaumbündnis, das, bezogen auf die Geschichte, zurückgeblieben ist, das ein Gefangener seines Politikastertums und mittlerweile vollkommen getrennt vom allgemeinen Empfinden des Volkes des neuen Protestes gegen die kapitalistische Globalisierung ist.

Nur aus diesem Volk kann ein neuer Zusammenschluß entstehen, der diejenigen vereint, die gegen den Krieg und den Neoliberalismus kämpfen - eine Vielzahl von Leuten für eine mögliche andere Welt, die nicht die Absicht hat, sich mit dem auseinander zu setzen, was mittlerweile nur noch sich selbst repräsentiert bzw. Francesco Rutelli.

Am Freitag, den 16. November 2001 werden wir mit den Metallarbeitern der <zur CGIL gehörenden größten italienischen Branchengewerkschaft /d.Ü.> FIOM gegen den Unternehmerkrieg der Confindustria und der Regierung auf der Straße sein.

Am Samstag, den 17. November werden wir mit den Genossinnen und Genossen der Bewegung in ganz Italien den Tag des sozialen Ungehorsams und der Desertation mit Leben erfüllen. Gegen den Kriegs-Neoliberalismus holt sich eine Generation die Zukunft zurück.

Rom, 12.11.2001

Die Nationale Exekutive der Giovani Comunisti / e


Vorspann, Übersetzung und Anmerkungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni Hannover





Der zweite zentrale Text der Giovani Comunisti/e zum Sozialen Ungehorsam erschien in der (Rifondazione Comunista gehörenden) kleinen kommunistischen Tageszeitung “Liberazione” vom 17.11.2001 als Mitteilung ohne Überschrift. Wir haben uns daher erlaubt, dem Text selbst eine zu geben:


Der erste Kampftag
des “Laboratoriums des sozialen Ungehorsams”


Es ist sicherlich kein Zufall, daß der, vom “Laboratorium des sozialen Ungehorsams” angesetzte, erste Kampftag heute stattfindet, d.h. mit 24 Stunden Abstand von der großen <Metallarbeiter-> Demonstration, die die piazza San Giovanni in Rom gefüllt hat. Ebenso wie es kein Zufall ist, daß von der Rednertribüne dieser Demonstration aus eine Mitteilung des “Laboratoriums” verlesen worden ist, die versuchte etwas mehr als eine Solidaritätsbotschaft an die Arbeiterinnen und Arbeiter zu sein, sondern eine wirkliche und wahrhaftige Forderung, einen gemeinsamen Kampfweg festzulegen. Wir können und müssen den heutigen Tag in der Tat als einen echten Versuch verstehen. Vor allem als den Versuch die anläßlich der nationalen und internationalen Termine, die in den letzten Jahren einen Punkt der Stärke dargestellt haben, erreichte Mobilisierungsfähigkeit auf lokale Ebene zu übertragen. Und desweiteren in einen Augenblick, in dem die Regierungspropaganda (und diejenige eines Großteils der Mitte-Linken) dazu tendiert, die letzten Ergebnisse als einen “Erfolg” des Krieges darzustellen (der hingegen darauf hinweist, daß er alles andere als beendet ist) die pazifistische Option neu zu lancieren. Und zuletzt mit einer neuen Art der politischen Beziehung zwischen unterschiedlichen Subjekten zu experimentieren, die heute das Erfordernis spüren, ein <gemeinsam> geteiltes Vorgehen zu beginnen.

Der Sinn dieses Aktionstages und vor allem der eines Projektes wie des “Laboratoriums” verläuft anfänglich über diese Aspekte, die heute für die politische Reflektion der ganzen Bewegung zentral sind. Schulen und Universitäten zu besetzen, einen Konflikt bezüglich der Arbeit und der Arbeitslosigkeit neu zu eröffnen und wieder eine Politik in bezug auf die sozialen Räume und die Wohnungen zu lancieren, sind nur einige der heute auf dem gesamten nationalen Territorium vorgesehenen Initiativen. Und sie haben den Anspruch zu versuchen hervorzuheben, daß der Krieg, den wir derzeit erleben, nicht nur ein militärischer ist, sondern - wie auf der vor einer Woche vom Römischen Sozialforum initiierten Demonstration in Erinnerung gerufen worden ist - auch ein sozialer und ökonomischer.

Wir haben in all diesen Monaten das Terrain der Bewegung als das bevorzugte Terrain für den Aufbau der Giovani Comunisti betrachtet. Wir suchen keine auf die eigene Organisation bezogene Lösung, sondern haben den Anspruch dazu beizutragen, in unserem Land eine wirklich territorial verwurzelte soziale Bewegung aufzubauen. Das Laboratoium des sozialen Ungehorsams ist der Treffpunkt und der Ort des Austausches von Berichten bzw. des Anknüpfens von Beziehungen. Im territorialen Bereich, in den Stadtteilen, den Schulen und den Universitäten mit einer Konfliktform zu experimentieren, die dafür sorgt, daß die Zustimmung und die Beteiligung zunimmt. Von hier - glauben wir - geht der Protagonismus einer neuen Generation aus: unserer !

Giovani Comunisti / e


Vorspann, Übersetzung und Anmerkungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni Hannover