Antifa-AG der Uni Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:


Die britische Feuerwehrleutegewerkschaft Fire Brigades Union (FBU) gehört gegenwärtig fraglos zu den kämpferischsten und konsequentesten Gewerkschaftsorganisationen in Westeuropa. Das dokumentiert der nebenstehende Artikel über ihren seit Monaten geführten Arbeitskampf für eine 40%ige Lohnerhöhung und bessere Arbeitsbedingungen ebenso wie das folgende Interview mit der FBU-Schatzmeisterin, Linda Smith, zum Thema Irak-Krieg, das in der linken italienischen Tageszeitung “il manifesto” vom 8.3.2003 erschien.


Das schwierige Nein der “working class” zum Krieg


Interview mit Linda Smith (Leitungsmitglied der Gewerkschaft der britischen Feuerwehrleute): “Man muß den Generalstreik vorbereiten.”


Orsola Casagrande - London


Linda Smith ist die Schatzmeisterin der Fire Brigades Union (FBU), der Gewerkschaft der Feuerwehrleute, die seit Monaten in einer harten Tarifauseinandersetzung steckt. Die FBU gehört zu den Organisationen, die sich bei der Initiierung von Anti-Kriegs-Aktionen unter den Beschäftigten am stärksten engagieren. Zusammen mit 12 weiteren Gewerkschaften ist die FBU der Stop the War Coalition, dem landesweiten Anti-Kriegs-Bündnis, beigetreten, das u.a. Initiator der Großdemonstration vom 15.Februar in London war.


Was können die Gewerkschaften tun, wenn man sich vor Augen hält, daß die thatcheristische Anti-Gewerkschafts-Gesetzgebung die Aktion der Unions sehr stark einschränkt ?


“Ich glaube, daß die Aktion der beiden Lokführer, die sich geweigert haben, die mit militärischer Ausrüstung beladenen Züge zu lenken, die zur schottischen US-Basis gehen sollten, ein großes Beispiel ist. Die direkte Aktion ist sicher eines der wirksamsten Mittel, um konkrete Ergebnisse zu erzielen. Aber unter den Unions diskutiert man auch stark über <einen> Generalstreik gegen den Krieg, auch wenn in dieser Hinsicht noch nichts entschieden ist. Man muß hervorheben, daß die Arbeiterbewegung in England noch nicht wieder vollständig das Vertrauen in sich selbst zurückgewonnen hat. 18 Jahre konservativer Regierung haben der working class die Beine gebrochen. Das ist keine Entschuldigung dafür, nicht zu handeln, es ist <einfach> die Wahrheit.”


Gewiß haben 6 Jahre New Labour-Regierung den Arbeitern nicht geholfen, Vertrauen zurückzugewinnen...


“Exakt. Irgendjemand hat gesagt, daß New Labour bloß die Verlängerung der Tory-Regierung ist. Das sehen wir auch im arroganten Verhalten des Premierministers gegenüber den Gewerkschaften und den Tarifauseinandersetzungen, in denen wir in diesen Monaten engagiert sind. Um zu dem zu kommen, was die Unions tun können, um diesen Krieg zu stoppen, will ich hervorheben, daß 5 nationale Sekretäre den Trade Unions Congress (TUC) aufgefordert haben, einen außerordentlichen nationalen Kongreß einzuberufen, um über die Intervention im Irak zu diskutieren. Bei jeder Streikpostenkette unserer Feuerwehrleute, an der ich teilgenommen habe, gab es immer Transparente gegen den Krieg. In Brixton haben die Feuerwehrleute ein Transparent aufgehängt, das lautet: ‚Wir brauchen keinen Krieg, sondern wir brauchen Feuerwehrleute !‘”


Wie habt Ihr Euch nach der Demonstration vom 15.Februar an den Arbeitsplätzen organisiert ?


“Der Streik muß unser letztes Ziel sein, aber wir müssen ihn auch hinbekommen, weil eine so bedeutende Aktion (die in diesem Land auch einen nicht unwesentlichen historischen Wert und Charakter hätte) nicht scheitern kann <d.h.: darf>. Wir denken, daß es sinnvoll ist, in den Versammlungen Anträge gegen den Krieg verabschieden zu lassen und Debatten zu organisieren. Die verschiedenen Gewerkschaftsorganisationen sollten sich - auch auf lokaler Ebene - in der Stop the War Coalition vereinen (viele tun dies bereits) und in Zusammenhang damit in den Arbeitsstätten Versammlungen organisieren und Redner einladen. Es ist allerdings auch wichtig, Plakate gegen den Krieg an den Arbeitsplätzen anzubringen, Anstecker zu tragen und Büros wie Fabriken mit Aufklebern zu tapezieren. Unser Dissens muß sichtbar sein. Alle diese Aktivitäten dienen dazu, das Vertrauen unter den Arbeitern wiederherzustellen und das Terrain für eine kollektive und generalisierte Aktion wie den Streik vorzubereiten.”


Vorbemerkung, Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:

Antifa-AG der Uni Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover