Antifa-AG der Uni
Hannover:
Die
Partei der Italienischen Kommunisten (PdCI) stellt sich gern als ideologische
und politische Trutzburg des Kommunismus in Italien dar und behauptet – gerade
auch außenpolitisch – von sich, links von der größeren Rifondazione Comunista
(PRC) zu stehen, von der sie sich im Oktober 1998 gerade deshalb abgespalten
hat, um die damalige Mitte-Links-Regierung unter Romano Prodi, trotz deren
rechter Wirtschafts- und Sozialpolitik weiter zu unterstützen. Besondere
Kapriolen unternahm die von Armando Cosutta, dem damaligen Justizminister
Oliviero Diliberto, Marco Rizzo und anderen gegründete PdCI während des
NATO-Krieges gegen Jugoslawien. Während Rifondazione und die außerparlamentarische
Linke diesen Krieg bekämpfte, erging sich die PdCI-Führung in verbalem Protest,
stimmte im Parlament aber jedes Mal dafür. Eine ähnliche Kostprobe ihres
völligen Opportunismus gegenüber der herrschenden Klasse lieferte sie
anlässlich des französischen Referendums über die EU-Verfassung. Auch noch nach
der Ablehnung durch die Mehrheit der Franzosen verteidigte sie (insofern zumindest
konsequent) die neoliberale EU-Verfassung auf der ideologischen Grundlage eines
stumpfen Antiamerikanismus und sprach sich sogar für die zügige Bildung einer
EU-Armee aus, um dem EU-Imperialismus gegen die anderen imperialistischen
Mächte mehr Durchschlagskraft zu verschaffen.
Ironie
der Geschichte: Die nachfolgenden Äußerungen von PdCI-Generalsekretär Diliberto
im Interview für den „Corriere della Sera“ vom 31.5.2005 gleichen
bis aufs Haar den Pro-EU-Positionen des ehemaligen Potere Operaio- und
Autonomia Operaia-Führers und heutigen Professors Antonio Negri
(nachzulesen in seinem Interview für die französischen Tageszeitung
„Libération“ vom 13.5.2005). Was bedeutet, dass Negri nun politisch mit jenem
PdCI-Führungsmitglied Galante Garone in einem Boot sitzt, der 1979 als
Kronzeuge das juristische Konstrukt
(„Bildung bewaffneter Haufen“, „Umstürzlerische Betätigung gegen den Staat“)
stützte, das am 7.April 1979 zu den Massenverhaftungen von Autonomia
Operaia-Mitgliedern und der weitgehenden Zerschlagung der Bewegung führte.
Diliberto: Fausto – Tafazzi.
Er freut sich, wenn die Verbündeten
verlieren.
von Daria Gorodisky
ROM – Oliviero Diliberto,
die europäischen Kommunisten stoßen auf das Nein der Franzosen zur Europäischen
Verfassung an. Die von Ihnen geführte Partei – die Comunisti Italiani (PdCI) –
war für das Ja.
„Diese kommunistischen
Parteien irren sich. Die von Frankreich herbeigeführte Ablehnung ist vor allem
ein Sieg der amerikanischen Linie. Die USA haben intensiv daran gearbeitet, die
europäische Einheit scheitern zu lassen, weil ein politisch vereintes und mit
einer eigenen Verteidigung ausgerüstetes Europa in der Lage ist ein
Gegengewicht zu ihrer Macht zu bilden. Während kein Land unseres Kontinentes
das allein tun kann.“
Und auf welche Weise
hätten die USA „daran gearbeitet“?
„Über die drei Bush
gegenüber unterwürfigsten Regierungen, d.h. diejenigen von Blair, Berlusconi
und – solange er im Amt war – Aznar.“
Frankreich steht jedoch
nicht auf dieser Liste. Es hat sich im Gegenteil der amerikanischen Politik
heftig widersetzt…
„Dort haben sich am Sonntag
drei Faktoren ausgewirkt: Es gab – aufgrund seiner Innenpolitik – ein Votum
gegen Chirac. Die traditionelle französische grandeur, die den Begriff
der Nation hoch bewertet, besaß Gewicht und ein relevanter Teil der Linken hat
mehr auf den Text der Verfassung als auf den internationalen Kontext geschaut.“
Halten Sie die
französische Linke und diejenigen, die ihr applaudieren, für kurzsichtig und
nationalistisch ?
„Ich denke, dass sie einen
Fehler machen. Es gibt einen quer zu den Parteien verlaufenden Triumph des
Begriffes ‚Vaterland Nation’, der auch die Linke berührt. Der sollte überwunden
werden. Die einzelnen Staaten sind zu einem langsamen, aber unerbittlichen
Niedergang verurteilt. Und es würde nur die Macht der USA und Chinas übrig
bleiben.“
Aber gefällt Euch vom
PdCI diese Europäische Verfassung ?
„Nein. Sie ist rückständig
und vom sozialen und vom Gesichtspunkt der Rechte aus enttäuschend. Und sie
deutet die Ablehnung des Krieges nicht einmal an. Jedoch angesichts dessen,
dass ich nicht den Eindruck habe, dass Kräfteverhältnisse für eine Revolution
des Proletariats existieren, war das ein Schritt voran.“
Die französische Front
des Nein behauptet u.a., dass sie gerade einen wirtschaftsliberalen Vorstoß
gestoppt habe.
„Es existiert aber bereits
ein ungezügelter Wirtschaftsliberalismus / Freihandel… Da Regeln zu haben, wäre
besser als gar nichts.“
Werden Eure Beziehungen
zu den europäischen Linken an diesem Punkt komplizierter ? Und riskiert Ihr
nicht, isoliert zu werden ?
„Die Palästinenser fordern
von uns eine stärkere EU, um einen Ausgleich zu den Vereinigten Staaten zu
schaffen. Und das fordert auch die südamerikanische Linke von uns. Nur eine
kurzsichtige Vorstellung kann dazu führen, Nein zu sagen. Nur wer nicht über
Europa hinausblickt, kann sich dem widersetzen.“
Und in Italien ? Nehmen
die Spaltungen zu ?
„Nur Rifondazione ist gegen
die Europäische Verfassung.“
In der Tat jubelt Fausto
Bertinotti über den Sieg des „Nein“ und kommentiert, dass – als Reflex dessen –
„Prodi, Fassino <Linksdemokraten - DS> und Rutelli <Margerite = rechter Flügel der Mitte-Linken> eine Niederlage erlitten haben“.
„Und das habe ich auch. Das
ist klar. Angesichts der Tatsache, dass Bertinotti mit der Mitte-Linken
zusammen regieren will, verstehe ich jedoch nicht, wie er sich darüber freuen
kann, dass seine Verbündeten verlieren. Ist das vielleicht eine Form von
Tafazzismus <Anm.1> ?“
Im Bündnis sagen sie:
„Machen wir weiter!“ Und Giuliano Amato <ehemaliger
PSI-Führer, zweimaliger Ministerpräsident und einer der hauptsächlichen Autoren
der EU-Verfassung> fordert dazu
auf, von der Einrichtung eines europäischen Außenministers ausgehend neu zu
beginnen.
„Man muss die Realität zur
Kenntnis nehmen: Die europäische politische Union hat einen sehr ernsten Rückschlag
erlitten, der sie zum Stehen gebracht hat. Und weitere können folgen. Zum
Beispiel bereits morgen in Holland. Dies vorausgeschickt, bin ich für einen
europäischen Außenminister und auch dafür, auf einen ständigen Sitz der EU in
der UNO <d.h. im
UN-Sicherheitsrat> zu drängen. Und
ich insistiere auf einer gemeinsamen Verteidigung. Weil es, um die NATO und die
Tatsache, dass die USA in Europa kommandieren, zu überwinden, nicht ausreicht,
zu rufen: ‚NATO raus aus Italien !’…“
Beziehen Sie sich da auf
irgendeinen Verbündeten ?
„In der Mitte-Linken gibt es
sehr viel Herzflimmern. Ich möchte vermeiden, auch noch diese Front zu
eröffnen.“
Kehren wir nach
Frankreich zurück ! Es war nicht nur die radikalere Linke, die die EU-Charta
abgelehnt hat…
„Wer sind in Europa die
wahren Feinde dieses Vertrages ? Die Rechten, wie die Lega Nord, die für die
kleinen Vaterländer kämpfen. In dieser Gesellschaft möchte ich mich nicht
befinden.“
Und doch hat das „Stimmt
nicht mit Le Pen ! Haltet Euch lieber die Nase zu !“ <aufgrund des Gestanks, der von der EU-Verfassung ausgeht> nicht funktioniert. Und ein großer Teil der
sozialistischen Basis war den Direktiven der Partei <PS> gegenüber „ungehorsam“.
„Nein. Das hat nicht
funktioniert. Was die Empfehlungen der Parteien anbelangt, glaube ich, dass sie
es nicht verstanden haben, diese zu erklären. Auch Chirac ist das nicht
gelungen. Vielleicht braucht es Zeit, um in den Massen die Idee eines vereinten
Europas zu verankern. Ja, mehr Zeit. Und vielleicht muss die Verfassung
überarbeitet werden…“
Anmerkung
1:
Tafazzi ist eine Puppe im Kabarett, die mit
einer Flasche auf ihr Allerheiligstes einhämmert. Ein Symbol des idiotischen
Masochismus.
Vorbemerkung,
Übersetzung, Anmerkung und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni
Hannover