Antifa-AG der Uni Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:

Trotz der harten Haltung der CGIL-Führung unter Sergio Cofferati in puncto Aufweichung des Kündigungsschutzes (Artikel 18 des italienischen Arbeiterstatutes) wäre es falsch von einer insgesamt veränderten Politik der Führung des größten italienischen Gewerkschaftsbundes auszugehen. Die Ära der Sozialpartnerschaft ist für sie (auch in der gegenwärtigen für die Gewerkschaftsbürokratien noch erbärmlicheren Variante) längst nicht beendet. Dies muß, nach anfänglicher Euphorie über den kämpferischeren Kurs beim Artikel 18 mittlerweile auch die CGIL-Linke erkennen und ist bezüglich der richtigen Antwort darauf zunehmend größeren Zerreißproben unterworfen. Insofern ist das Interview, das die kleine Tageszeitung des Partito della Rifondazione Comunista (PRC), “Liberazione”, mit Ferruccio Danini, einem der drei führenden Köpfe des unter dem Namen  “LavoroSocietà - Cambiare rotta” (Arbeit-Gesellschaft - Den Kurs ändern) zusammengeschlossenen linken CGIL-Flügels (und Leitungskaders von Rifondazione), ein recht interessantes Dokument. Es erschien am 8.5.2002.


Gespräch mit Danini, der in der CGIL-Leitung zusammen mit drei Weiteren eine Gegenstimme abgegeben hat.

“Im neuen Sekretariat der CGIL fehlen Pluralismus und Autonomie”

Ferruccio Danini hat, zusammen mit Wilma Casavecchia, Carlo Baldini und Augusto Rocchi im Laufe der Tagung des CGIL-Vorstandes, die gestern zuende gegangen ist, entgegen den Empfehlungen von “LavoroSocietà”, der <linken> Minderheit der CGIL abgestimmt, deren Bestandteil sie sind.

Was sind die Gründe für die Gegenstimme gegen die neuen Mitglieder des Sekretariates ?

“Außer den beiden Mitgliedern der <linken> Minderheit wird das Sekretariat <der CGIL> komplett von den Angehörigen des correntone <d.h. der großen, ca. 25% der Parteimitglieder repräsentierenden linken Strömung> der Linksdemokraten (DS) gebildet. Man erkennt daran einen Verlust an Eigenständigkeit und Pluralismus. Daraus und auch aus der potentiellen Ausweitung ergibt sich klar und deutlich, daß kein Genosse, Mitglied oder Sympathisant des PRC dazugehört. Wir erleben das Fehlen eines Pluralismus wie auf dem <im Februar abgehaltenen CGIL-> Kongreß. Die Minderheit, die dort 20% erreichte, wurde durch einen Pluralismus von Kräften gebildet, die von antagonistischen Bereichen über unabhängige Subjekte bis hin zu lokalen Untergliederungen reichten. Heute entspricht das Ergebnis nicht dem Kongreßpluralismus. Dies ist eine schwerwiegende Tatsache und zwar auch deshalb weil keine andere Vertretungsform in der CGIL absehbar ist.”

Auch in bezug auf das <beschlossene> Dokument ist von Euch ein Gegenvotum gekommen.

“Wir haben dagegen gestimmt, weil wir fanden, daß es in Kontinuität mit der Politik sozialpartnerschaftlichen Typs steht. Nicht zufällig haben wir grundlegende Veränderungen bezüglich Arbeitszeitreduzierung und Verteilung der Arbeitszeiten eingefordert. Außerdem kommt in dem Text ein Satz vor, der von der Mehrheit mit spezifischem Bezug auf die Ausweitung der Rechte der atypischen und scheinselbständigen Arbeitskräfte interpretiert wird. In Wirklichkeit eignet er sich als ein Gesamturteil gegen die Nutzung des Instrumentes Referendum. In der Diskussion, in der sich viele Leitungskader zu Wort gemeldet haben, gab es eine ausdrückliche Gegnerschaft gegen die Nutzung des Referendums als Instrument, um den Artikel 18 auf alle Arbeiter auszudehnen. Am Ende hat man beschlossen, daß es eine Vorstandssitzung geben wird, die eigens dazu bestimmt sein wird, um die Position der CGIL in bezug auf das Referendum zu diskutieren. Aus diesem Grund haben wir unseren Antrag zurückgezogen und werden ihn erneut vorlegen. In der Zwischenzeit wünschen wir uns, daß wichtige Berufsgruppen, Strukturen und lokale Untergliederungen diese Grenze des nationalen Beschlusses überschreiten und mit unterstützender Funktion an der Referendumskampagne teilnehmen.”

Wie ist nach Eurer Entscheidung der Zustand der Beziehungen innerhalb von “LavoroSocietà” ?

“Zur Gewerkschaftslinken gibt es keine Alternative. Aber die Gewerkschaftslinke muß ihre konstitutiven Werte zurückgewinnen, die im internen Pluralismus bestehen. Wie <bei der großen Gründungsversammlung des Zusammenschlusses der CGIL-Linken vor ca. 1 ½ Jahren> im Lirico in Mailand sind die Sache und die Forderungsplattform die Punkte unserer Initiative. Dies ist die Übung, in der alle Protagonisten sind und in der es keine Kommandanten und Obristen gibt. Die Gefahren sind ernst, wenn man mit der Fraktionszugehörigkeitslogik weitermacht.”


Vorbemerkung, Übersetzung und Anmerkungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover