Antifa-AG der Uni Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:

Nachfolgend die Stellungnahme der italienischen Confederazione COBAS (der Konföderation der eigenständigen linksradikalen gewerkschaftlichen Basiskomitees) zu den Ereignissen des 11. September und dem Krieg, den die USA und ihre Verbündeten im Gefolge dessen entfesselt haben. Die Confederazione COBAS ist neben der CUB (Einheitskonföderation der Basis) der zweite große Zusammenschluß innerhalb der vielfältigen linken Basisgewerkschaftsbewegung Italiens und hat ihre stärkste Verankerung unter den Lehrern, bei der Telecom Italia, im öffentlichen Dienst, unter den LSU’lern (das sind die auf Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen Beschäftigten) sowie in einzelnen Betrieben der Metall- und Chemieindustrie. Der Aufruf findet sich auf der Startseite der sehr interessanten und umfangreichen Homepage www.cobas.it.
 

Confederazione COBAS:
 

Gegen den Krieg, die Gemetzel und die NATO - gehen wir sofort auf die Straße und schaffen wir den Generalstreik !


(“Am Ende des Krieges ergriff unter den Besiegten der Hunger die Armen. Unter den Siegern ergriff der Hunger die Armen gleichermaßen.”  B.Brecht)

Nach den Gemetzeln vom 11.September, die das amerikanische Volk auf entsetzliche Weise getroffen haben, treibt die von Bush in Gang gesetzte Kriegsmaschine die Menschheit zum Abgrund der Zerstörung und des Atomkrieges. Jene terroristischen Blutbäder, die mit einem erbarmungslosen politischen Zynismus begangen wurden, der versucht den in den Ländern der 3.Welt durch Jahrhunderte der Ungerechtigkeiten, Ausbeutung und imperialistischen Kriege entfesselten Hass auszunutzen, rechtfertigen in keiner Weise einen “Kreuzzug des Guten gegen das Böse”.

Das Gegenstück zu dem von Bush proklamierten “Zivilisations-Krieg” bildet der “heilige Krieg”, zu dem bin Laden (saudischer Milliardär, ehemaliger Geschäftspartner des US-Präsidenten und dann im Dienste des CIA, um den Taliban-Finsterlingen beim Aufstieg zur Macht in Afghanistan zu helfen) aufruft.

Die Herren des Krieges und des Terrors monopolisieren die politische Bühne und fordern diejenigen, die ohne Eigentum und ohne Macht sind und die in kollektiver Weise kämpfen, um den gegebenen Stand der Dinge zu verändern, auf beiseite zu treten oder sich einem der beiden vorhandenen Lager anzuschließen.

Wir sind im totalen Krieg, lautet die Logik des dominanten US-Imperialismus, der versucht unter dem Vorwand des Kampfes gegen den Terrorismus diejenigen zu beseitigen, die in Zukunft gefährliche Konkurrenten bei der Kontrolle kostbarer Ressourcen und strategischer Gebiete der Welt werden können.

Der Krieg ist für den militärisch-industriellen Komplex, für das Großkapital, das darin eine vorzügliche Gelegenheit erkennt, um die wirtschaftliche Rezession zu überwinden, die die Märkte und die Börsen peinigt, ein Geschäft.

Die militärische Rache der USA und der NATO wird weitere Vergeltungsaktionen und einen permanenten Kriegszustand provozieren, deren unheilvolle Konsequenzen wieder auf die Völker, die Arbeiter(innen) und alle Ausgebeuteten zurückfallen und soziale Rechte und Errungenschaften, zivile und politische Freiheiten mit Füßen treten.

Die Regierung des treuen Berlusconi, die rassistisch und Verfechterin der Vorherrschaft des Westens ist, folgt linientreu dem Diktat ihres amerikanischen Herrn und läßt einen Kriegshaushalt vom Stapel (d.h. einen Schlag gegen Werktätige, Erwerbslose und Rentner), um den Krieg, die Polizeiapparate, die Geheimdienste und die Militarisierung des Landes zum Schaden der demokratischen Freiheiten zu finanzieren.

‚Ihre Herrschaften‘ wollen die Renten weiter kürzen, die Entlassungen in ihr Belieben stellen, das Streikrecht beseitigen, die Flexibilität ausdehnen, die Tarifverträge vereiteln sowie Schul- und Gesundheitswesen privatisieren, während sie mit dem Bossi/Fini-Gesetz über die Immigration Formen neuen Sklaventums einführen, indem sie den zugewanderten Arbeiter zur rechtlosen Ware machen und die rassistische Hetzjagd auf den angeblichen inneren Feind schüren.

Unterdessen profitieren FIAT und Alitalia, dem bevorstehenden Krieg den Ursprung der Krise ihrer Produktionsstrategien aufbürdend, von diesem, indem sie Tausende von Beschäftigten für überflüssig erklären und in Kurzarbeit Null schicken.

Die soziale Gerechtigkeit, die Freiheit und die Demokratie sind unauflösbar an den Frieden gebunden.

Das einzig wirksame Gegenmittel gegen das Um-Sich-Greifen des Krieges ist der Neuaufschwung des sozialen Konfliktes und eines von unten erneuerten Protagonismus der Werktätigen und der sozialen Subjekte, die in den Tagen von Genua gekämpft haben und weiterhin gegen den Kapitalismus kämpfen, weil - wie sie in der großen Demonstration von Neapel <am 26.9.2001 gegen den eigentlich dort geplanten NATO-Gipfel> bestätigt haben - EINE ANDERE WELT MÖGLICH IST.

Der Bewegung der Werktätigen und jener gegen die kapitalistische Globalisierung muß es gelingen, eine solide und gegliederte gemeinsame Kampflinie zu entwickeln, um der voranschreitenden Barbarei des Krieges den Weg zu versperren.

Wir appellieren an alle Werktätigen, an alle COBAS, an die selbstorganisierte und Basisgewerkschaftsbewegung, an die FIOM, an die CGIL-Linke ..., an alle gewerkschaftlichen Strukturen, die nicht zur Beute oder von dem betäubenden Kriegsdelirium der Mitte-Rechten, der Mitte-Linken und der Sekretariate <= Geschäftsführenden Hauptvorstände> von CGIL-CISL-UIL zum Schweigen gebracht werden wollen, gemeinsam mit der anti-wirtschaftsliberalen /anti-freihändlerischen Bewegung die verschiedenen Kampfinitiativen zu diskutieren, zu beschließen und zu verwirklichen.

Gehen wir bei der ersten Kriegsaktion in allen Städten sofort auf die Straße.  Organisieren wir in den Fabriken, Büros, an den Arbeitsplätzen, in den Schulen und Stadtteilen die Debatte und die Mobilisierung gegen den Krieg.

Schaffen wir einen großen nationalen Kampftag.
Bereiten wir zusammen den
GENERALSTREIK GEGEN DEN KRIEG vor !

STOPPEN WIR DEN KRIEG !

LÖSEN WIR DIE NATO AUF !
 

CONFEDERAZIONE COBAS
 

Vorspann, Übersetzung und Anmerkungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover