Antifa-AG der Uni
Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:
Zu den
sich, insbesondere nach dem Führungswechsel im wichtigsten italienischen
„Arbeitgeber“-Verband (der Confindustria), verdichtenden Anzeichen für eine
Neuauflage der Sozialpartnerschaft zwischen den großen Gewerkschaftszentralen
CGIL-CISL-UIL und eben dieser Confindustria erschien am 7.7.2004 auf der
Website des selbstorganisierten und dem linken CGIL-Flügel angehörenden Coordinamento
Nazionale dei delegati RSU (www.ecn.org/coord.rsu)
der folgende zusammenfassende Artikel, der sehr wahrscheinlich von der
Webmasterin Alma Rossi stammt. Die Seite des Coordinamento stellt faktisch so
etwas wie das „Labournet Italy“ dar.
Das im
Text angesprochene Treffen zwischen der neuen Confindustria-Führung unter
FIAT-Präsident Montezemolo und den Gewerkschaftsspitzen endete fürs erste mit
einem Eklat. CGIL-Chef Epifani verliess die Sitzung erbost über die zu weit
gehenden Forderungen der Kapitalseite was die Aushebelung der nationalen
Tarifverträge anbelangt. Doch dazu demnächst mehr.
Die Rückkehr der Konzertierten
Aktion
Montezemolo lädt die Gewerkschaften
für den 14.Juli ein und strebt ein Abkommen während der Sommerferien an.
Das erklärte Ziel von
Montezemolo lautet, die Konzertierte Aktion wiederzubeleben, um die Wirtschaft
wieder in Gang zu bringen und dafür zu sorgen, dass die italienische Industrie
Konkurrenzfähigkeit zurückgewinnt. Der Vizepräsident der Confindustria, Alberto
Bombassei, hob hervor, dass die Punkte die „von Montezemolo im Programm
genannten und darauf ausgerichtet“ sind, „die Wirtschaft wieder in Gang zu
bringen und die italienische Industrie konkurrenzfähiger zu machen“.
In Wahrheit ist es, wenn man
sich an das hält, was Montezemolo in Pistoia im Gespräch mit Epifani von
Angesicht zu Angesicht gesagt hat, so, dass die Unternehmer sich anschicken,
eine stringentere Unterordnung der Löhne unter die Ergebnisse und die
Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens zu fordern und zwar auf der Grundlage des
falschen Dammes soweit ihn der Ansatz der dezentralen Tarifverhandlungen in
Sachen Ertragsprämien bereits festlegt. Das wird nicht ausdrücklich gesagt,
aber all das geht unvermeidlich auf den Zustand der nationalen Tarifabschlüsse
– zugunsten einer deutlicheren Flexibilität bei den Lohnverhandlungen.
Während dies das Ziel der
Confindustria ist, ist noch nicht erkennbar mit welchem formalen Vorschlag sie
in das Treffen mit den Gewerkschaften gehen wird. Gewerkschaften, die bereit
sind hinzugehen, um sich „die Karten“ der padroni anzuschauen, sich in
Sachen Lohnpolitik und Tarifvertragsmodell allerdings ohne eine gemeinsame
Plattform präsentieren.
Im einleitenden Bericht zur
Tagung der nationalen Leitung der CGIL hat der Generalsekretär Guglielmo
Epifani die Regierung mit gesenkten Hörnern angegriffen, allerdings weder von
dem Treffen am 14.7. mit der Confindustria noch von den Tarifmodellen
gesprochen, sondern sich darauf beschränkt zu sagen, dass man nicht „aus den
finanziellen / haushaltspolitischen Schwierigkeiten“ herauskommen könne, „wenn
wir nicht etwas in die Wege leiten, was über das Einkommen hinausgeht, das Jahr
für Jahr entsteht. Das heißt, wenn wir nicht auch an den Wert des Betrages
denken, der 8mal so groß ist wie unser Nationaleinkommen und von Finanz- und
Immobilienvermögen gebildet wird, die den Reichtum unseres Landes
repräsentieren.“
Im Verlaufe der Tagung der
CGIL-Leitung hat Giorgio Cremaschi (Mitglied des FIOM-Sekretariats <und einer der führenden
CGIL-Linken>) die Passage des
Berichtes scharf kritisiert, in dem positiv vom neuen Kurs der Confindustria
gesprochen wird. „Wo ist die Wende“, hat sich Cremaschi gefragt. „Die Neuerung,
die darin besteht, die Löhne an die Konkurrenzfähigkeit zu koppeln“, folgerte
der FIOM-Sekretär, „ist eine reaktionäre Zeitungsente“. Cremaschi hatte auch
bezüglich der zuletzt abgeschlossenen Tarifabkommen (Handel und Bau, um einige
Beispiele zu nennen) harte Worte parat: „Wir sind dabei unser Handeln Schritt
für Schritt weiter zu trüben.“
Gegen das, was ich als die
„neue Sozialpartnerschaft“ / „neue Konzertierte Aktion“ bezeichne, sprachen
sich (mit einem Dokument) einige Leitungsmitglieder des Gewerkschaftsbundes,
wie Bruno Manganaro und Franco Grisolia <beides führende Vertreter des linken Flügels von
Rifondazione Comunista um die Zeitschrift „Progetto Comunista“, früher
„Proposta“> und von
Branchengewerkschaften (Benedetto, Busnelli, Debetto, Rasero, Santarelli) aus.
„Das öffentliche Treffen von Guglielmo Epifani und Luca Cordero di Montezemolo“
– schreiben sie – „bringt (nicht in den formalen Aspekten, sondern in der
Substanz) diesen erneuerten Willen zu einer Politik der Klassenkollaboration
zum Ausdruck.“ „Wir fordern die Linke des Gewerkschaftsbundes“ – fährt das
Dokument fort – „und die Mehrheit der <CGIL-Metallarbeitergewerkschaft> FIOM auf, zu dem zu stehen, was sie vertreten haben
und somit einen Oppositionskampf im Gewerkschaftsbund gegen die Linie von
Epifani zu beginnen.“
Über den Händedruck zwischen
dem Präsidenten der Confindustria und dem Sekretär der CGIL äußert sich auch
der Sin.Cobas kritisch. „Das verspricht nichts Gutes“, hebt Luciano Muhlbauer
vom nationalen Sekretariat hervor. „Im Gegenteil, das weist auf einen
gefährlichen Rückschritt gegenüber den Kämpfen der Werktätigen in den letzten Jahren
hin.“ „Der Betrug der veranschlagten Inflation mitsamt der Prekarität und dem <entsprechend niedrigen> Lohn wird durch die Koppelung von Lohn und
Konkurrenzfähigkeit ersetzt.“
Zweifel an der Konzertierten
Aktion hegt auch der Senator der Linksdemokraten (DS) <und ehemalige
Arbeitsminister> Cesare Salvi: „Es
ist sicherlich positiv, dass man seitens der Confindustria von der Linie der
Ausgrenzung der CGIL ablässt. Ich muss jedoch ganz klar sagen: Eine Rückkehr
zur Vergangenheit halte ich für absolut nicht geeignet.“
In Erwartung des nächsten
Treffens zwischen Gewerkschaften und Confindustria (ein weiteres Juli-Abkommen
??) ist es gut, dass man als RSU-Delegierte beginnt, nachdrücklich eine starke
Forderung nach Beteiligung und Demokratie zu stellen.
Keine Verhandlungen mit der
Confindustria, ohne dass es vorher eine diskutierte und <allgemein> geteilte Plattform gibt, die einer Urabstimmung
aller Werktätigen unterworfen wird !
Vorbemerkung,
Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni
Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover