Antifa-AG
der Uni Hannover & Gewerkschaftsforum Hannover:
Hier die
Stellungnahme der linken italienischen Basisgewerkschaft Confederazione
Cobas zu den vier Bombenanschlägen, die am 7.Juli 2005 in London mindestens
49 Todesopfer und ca. 700 Verletzte forderten. Abgegeben wurde sie vom Sprecher
der Cobas Scuola (Basiskomitees Schule), Piero Bernocchi. Die Cobas
Scuola (5.000 Mitglieder), die über eine breite Verankerung, insbesondere in
den Elementarschulen verfügen, stellen den Hauptteil der Confederazione
Cobas, die ansonsten vor allem im Gesundheitswesen, im Öffentlichen Dienst,
in den Universitäten und im Transportsektor aktiv ist. (Homepage: www.cobas.it)
Piero
Bernocchi
(1947 in Foligno / Umbrien geboren) hat eine lange Vergangenheit in der
radikalen Linken, war in der Autonomia-Bewegung von 77/78 sehr aktiv, von 1979
– 85 Direktor des linken Radiosenders „Radio Città Futura“ („Radio Stadt der
Zukunft“) und ist Autor mehrerer Bücher über politische und gewerkschaftliche
Themen, insbesondere über die Entwicklung der radikalen Linken. Er gehört
außerdem zu den wichtigsten Vertretern der italienischen Antiglobalisierungsbewegung.
Die
nachfolgende Stellungnahme entnahmen wir der Website www.cobas-scuola.org
Pressemitteilung:
Den Krieg und den Terror stoppen !
Die grauenvollen Anschläge
in London lassen erneut einen zwanghaften politischen und massenmedialen Chor
zugunsten des präventiven und globalen Krieges erklingen, der, von den
Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten entfesselt, um sich die Herrschaft
über die Reichtümer der Welt und über die strategisch wichtigen Gebiete zu
sichern, bislang als Anti-Terror-Krieg und als Krieg für die Demokratie
gerechtfertigt wurde.
Niemand weiß, welche Kräfte
wirklich hinter diesen Anschlägen stehen und nur die US-amerikanischen Militärs
und Geheimdienste könnten uns sagen, was die „Al Qaida“ genannte zentralisierte
Organisation heute ist (und ob sie noch existiert), da sie es waren, die die
von Bin Laden geleitete Struktur entwickelten, organisierten und finanzierten,
um sie in Afghanistan gegen die sowjetischen Besatzer einzusetzen.
Alle scheinen es allerdings
für ausgemacht zu halten, dass der präventive und globale Krieg, der weit davon
entfernt ist, beendet zu werden, sogar noch ausgeweitet und vertieft werden
müsse, um den „Terrorismus“ auszurotten. In Wahrheit ist das, was stattfindet,
keine angebliche „Krieg-Terrorismus-Spirale“, sondern es ist eine monströse und
erbarmungslose Sache am Werk, die überall auf der Welt um sich greift und die –
wie der Leitartikel der heutigen Ausgabe von „il Manifesto“ <der unabhängigen linken
italienischen Tageszeitung>
wirkungsvoll signalisiert – „man besser bei seinem Namen nennen sollte: Krieg.
Man sollte aufhören zu meinen, dass davon eine legale Version existiert, der
eine illegale (Terrorismus genannte) entspringt. Welchen Unterschied gibt es
zwischen denen, die in der Londoner U-Bahn sterben, während sie zur Arbeit
fahren und denen in der Hütte eines kleinen irakischen Dorfes, während sie das
Essen zubereiten ?“
Wenn dem so ist, muss man
Grauen wegen der Toten in London ebenso wie wegen derjenigen in Falludscha
empfinden und einen „westlichen“ Toten nicht für wichtiger als Tausend
irakische Tote halten und sogar vorschlagen, eine Demonstration aufgrund der
Londoner Toten zu veranstalten, während man nichts getan hat als Tausende
unschuldiger irakischer Zivilisten mit Hilfe Schrecken erregender Waffen im
apokalyptischen Holocaust von Falludscha grausam ermordet wurden.
Was wir tun müssen ist, dazu
beizutragen, dass der Krieg gestoppt wird, indem wir zuallererst den
italienischen Beitrag dazu stoppen. Und das bedeutet hier und heute den Kampf
für den Rückzug der Truppen aus dem Irak wiederzubeleben und zwar ausgehend von
jener entscheidenden Passage, die in den kommenden Tagen die Abstimmung über
die Weiterfinanzierung der italienischen Irak-Mission im Parlament sein wird. Die
Bewegung muss am Tag der Abstimmung mit großer Kraft vor dem Parlament ihre
Stimme erheben bis das NEIN zur Weiterfinanzierung und der sofortige
Truppenabzug durchgesetzt sind.
Nur so wird unsere
Stimme jenes Ansehen, jene Bedeutung und
Glaubwürdigkeit besitzen, die sie <bei der großen Anti-Kriegs-Demo> am 15.Februar 2002 gewonnen hat und die in diesen Tagen
in Schottland bei den Anti-G8-Mobilisierungen bestätigt wurde und nur so wird
unwiderlegbar demonstriert, dass wir uns ohne Pause dafür einsetzen, alle
Kriege, alle Bomben, alle Gemetzel und jede Politik des Terrors zu beseitigen.
Piero Bernocchi
Confederazione Cobas
8.7.2005
Vorbemerkung,
Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni
Hannover und Gewerkschaftsforum Hannover