Antifa-AG der Uni Hannover:
Die Confederazione Cobas ist der
Zusammenschluss der eigenständigen und selbstorganisierten,
linken, gewerkschaftlichen, aber auch politischen Basiskomitees (Comitati di Base), die aus der Tradition des Teils der
ehemaligen Autonomia Operaia
kommen, der auf der Zentralität des Widerspruchs zwischen Lohnarbeit und
Kapital besteht. (Und sich damit von den Disobbedienti
/ früher Tute Bianche unterscheidet, für die mehr der
zivile Ungehorsam im Mittelpunkt steht.) Sie ist ein wichtiger Teil der
italienischen Gewerkschaftslinken, aber auch der radikalen Linken und der
Antiglobalisierungsbewegung und vor allem unter den Lehrern stark verankert.
Zum Tode von Yasser Arafat gab sie die nachfolgende Erklärung heraus, die sich
wohltuend von den prozionistischen bzw. den „Äquidistanz“-Positionen abhebt, die in der deutschen Linken
so weit verbreitet sind.
ARAFAT – DAS SYMBOL DER PALÄSTINENSISCHEN
SACHE IST TOT
Er hat die Verwirklichung
des Traumes, für den er das ganze Leben lang gekämpft hat, nicht erleben
können, aber die neuen Generationen werden dieses Ziel in seinem und im Namen
aller für diese edle Sache getöteten Kämpfer verwirklichen.
Es geht einer der
Protagonisten des 20.Jahrhunderts, der palästinensischen Befreiung, eines
Volkes, das vor der PLO durch die Intrigen der Supermächte auf das Niveau von
Flüchtlingen und Enterbten reduziert worden war.
Mit der Gründung der PLO
gewannen die Palästinenser die Hoffnung, die Heimstatt und den Befreiungskampf
zurück, der sich auch in der Anerkennung des Sitzes in der UNO und Dutzenden
von Beschlüssen über die Rechtmäßigkeit des palästinensischen Bodens und den
Rückzug <Israels> aus den besetzten Gebieten ausdrückte, die von
Israel allerdings niemals beachtet wurden.
Arafat war zusammen mit Habash <PFLP>, Hawatmeh
<DFLP> und Anderen Bestandteil des Kreises der alten
Kämpfer der PLO, die die palästinensische Fahne in einem Meer von Kontrasten
hochhielten, die vor allem einer schwachen, gespaltenen und widerwilligen
arabischen Welt geschuldet waren, die – auch wenn sie sich das Mäntelchen der
palästinensischen Sache umhängte – alles tat, um sie, aufgrund des Neuen und
des revolutionären Schubes, den sie bei den verarmten arabischen Massen
bewirkte und damit die wackeligen Regime in die Krise stürzte, zu begraben. Es
hätte ausgereicht mit der Erdölwaffe zu drohen, aber die korrupten und
despotischen arabischen Dynastien haben es vorgezogen und endeten damit, sich
mit dem US-Imperialismus und seinem Lakeien Israel zu
verbünden und ihnen zu erliegen.
Arafat und der alten Garde
ist es, trotz vieler Fehler und tragischer Ereignisse, gelungen an der Einheit
des palästinensischen Volkes, die in den Generationen, die in der 1. und in der
gegenwärtigen Intifada kämpften, gestärkt wurde,
festzuhalten. Weder der Apartheidwall noch die, nach dem Rückzug aus Gaza, in Cisjordanien vorgesehenen Bantustans
noch weitere systematische Massaker werden das tiefe Verlangen nach Befreiung
jemals aufhalten können, das von Arafat bis in die letzten Tage seines Lebens
gelebt und vermittelt wurde.
Angesichts dieses Verlustes
ist das Unbehagen der internationalen Gemeinschaft spürbar, die gezwungen ist,
sich die Schuldfrage zu stellen und sich zu fragen, warum die palästinensische
Frage weit davon entfernt ist, gelöst zu werden. Da genügt allein die Tatsache,
dass Arafat auch als Toter noch Probleme bereitet, da man ihm die Beerdigung
auf dem eigenen Boden <d.h.
dem „Tempelberg“ bzw. der „Esplanade der Moscheen“ in
Jerusalem> verweigert
!
Wir werden in Kairo auch
hervorragende Gesichter sehen, um Arafat das letzte Geleit zu geben. Zumeist
aber werden es bronzene Gesichter und Krokodilstränen derjenigen sein, die viel
dafür getan haben, die Rechte der Palästinenser zu begraben und weiterhin
nichts tun werden, um den israelischen Kolonialismus zu behindern. Im
Gegenteil, nun, wo Arafat beseitigt ist, denken sie daran, weitere Schandtaten
zum Schaden der Palästinenser und des Mittleren Ostens zu begehen.
In diesen für das
palästinensische Volk und für Alle, denen, wie uns, diese Sache am Herzen
liegt, überaus traurigen Tagen erweisen wir dem Kämpfer Arafat unsere
Ehrerbietung und erneuern unser Engagement zur Unterstützung der Palästinensischen
Befreiung bis zum Sieg. Die bereits vorgesehene Nationale
Solidaritätsdemonstration mit Palästina und gegen die Schandmauer am
13.November in Rom wird Arafat gewidmet. Dessen Gedenkfeier in Rom wird genau
so stattfinden, wie es sich für einen Kämpfer gehört: unter seinen Leuten !
Rom, 11.11.2004
CONFEDERAZIONE COBAS
Vorbemerkung, Übersetzung und
Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni Hannover