Gewerkschaftsforum Hannover:
Das von der Führung des größten italienischen
Gewerkschaftsbundes CGIL und den „moderaten“ Teilen der Anti-Prekaritäts-Bewegung skandalisierte
Flugblatt der Confederazione Cobas
zur landesweiten Großdemonstration gegen die Prekarität
am 4.November 2006 in Rom, das auch als bezahlte Anzeige in der linken
Tageszeitung „il manifesto“ vom 25.10.2006
erschien (und damit den Eklat auslöste), hat den folgenden Wortlaut.
(Italienisches Original unter: http://www.cobas-scuola.org/varie06/4novembre.html)
Nein zu dem Haushaltsgesetz, das Prekäre umbringt!
Unternehmerfreund Damiano verschwinde!
Die
Versammlung im Brancaccio-Theater hat <Anfang Juli 2006> die Manifestation am
4.November mit einer Plattform lanciert, in deren Mittelpunkt die Abschaffung
der drei Schande-Gesetze (Moratti-Bildungsreform,
Gesetz Nr.30 und Bossi-Fini-Einwanderungsgesetz sowie
das Nein zum <1997 von
der ersten Regierung Prodi beschlossenen> Treu-Paket ) und die
Forderung nach Übernahme der Prekären in ein festes Beschäftigungsverhältnis,
die zentrale Rolle des unbefristeten Arbeitsvertrages, die Rückholung der outgesourcten Arbeit sowie Formen eines garantierten
Einkommens steht und der Mitte-Links-Regierung damit eine Mahnung zukommen
lassen, mit dem Berlusconismus, dem
Wirtschaftsliberalismus und der um sich greifenden Prekarität
bei der Arbeit, beim Einkommen und im Leben zu brechen.
Die
Antwort der Regierung ist vollständig negativ. Nicht nur sind die
Schande-Gesetze weiter in Kraft, sondern in einigen Aspekten
(Regierungsabkommen mit den Call Centern,
Intensivierung der destruktiven „schulischen Autonomie“, Errichtung von
Mauern und illegalen, den CPT’s ähnelnden Sammellager)
sogar in noch verheerenderer Form.
Gleichzeitig
erhöht das Haushaltsgesetz der Mitte-Linken, das einen Umfang von 40 Milliarden
Euro angenommen hat, anstatt „die Reichen weinen zu lassen“ – im
Austausch für geringe und obendrein unsichere Steuererleichterungen – die
Eigenbeteiligung an den Gesundheitskosten und beseitigt öffentliche Dienste,
die für das Recht auf Gesundheit entscheidend sind. Es streicht mehr als 2
Milliarden Euro bei den Zahlungen an die Kommunen, stellt im Jahr 2006 keine
Mittel für eine Erhöhung der Tariflöhne und -gehälter im Öffentlichen Dienst
bereit und für 2007 / 2008 noch weniger als die veranschlagte Inflation. Es
streicht 50.000 Arbeitsplätze im öffentlichen Schulwesen, erhöht die
Finanzhilfen für die Privatschulen und entzieht den Universitäten und
Forschungseinrichtungen Gelder. Es sieht nur die Übernahme von 8.000 der
350.000 in der öffentlichen Verwaltung prekär Beschäftigten in ein festes
Beschäftigungsverhältnis vor. Es schenkt den padroni
<Unternehmern> mit Hilfe des Steuerkeils
Dutzende Milliarden Euro und leitet die Abfindungen (TFR) der Beschäftigten in
die destruktiven „Großen Bauvorhaben“ (Hochgeschwindigkeitszug TAV, Mose).
Eine
für die prekär Beschäftigten besonders widerwärtige Schande betrifft
(angefangen beim Arbeitskampf bei Atesia) die Politik
des „Unternehmer“-Ministers
Damiano <Linksdemokraten (DS)>. Nach zwei Jahren mutiger Kämpfe der prekären
Atesia-Angestellten, stellten die Inspektoren des
Arbeitsministeriums fest, dass die dort Arbeitenden abhängig beschäftigt sind,
verfügten die Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis (mitsamt der
Bezahlung der Lohndifferenz aus der Vergangenheit) und hoben damit den Deckel
von der an Sklaverei erinnernden Arbeit in den Call
Centern und Tausenden ähnlicher Arbeitsplätze ab. Damiano
versah die Angelegenheit mit Hilfe des Artikels 178 des Haushaltsgesetzes, das Tripi und den anderen „Stahlbaronen“ den
Steuererlass schenkte, mit einem Grabstein und spaltet die Angestellten – mit
Hilfe eines Abkommens mit <den
sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaftsbünden> CGIL-CISL-UIL, das das Gesetz Nr. 30
noch verschlimmert – weiterhin in abhängig Beschäftigte und „Selbstständige“.
Derselbe Minister bereitet ein Dekret vor, um den Handtaschenraub bei den
Abfindungen (TFR) auf den 1.Januar 2007 vorzuziehen und diese den gemeinsam von
Confindustria und CGIL-CISL-UIL verwalteten
Rentenfonds zu schenken. Außerdem ist er dabei katastrophale Verhandlungen über
weitere Einschnitte bei den Renten zu beginnen.
Auf
regionaler Ebene greift die Feindseligkeit der Mitte-Linken gegenüber den
Prekären um sich. In der Region Latium zum Beispiel ignoriert der Assessor in
der Sanità Battaglia zugunsten
der Privatunternehmen die Kämpfe der prekär Beschäftigten und vom Hospital Sant’Andrea sowie anderen Krankenhäusern ausgegliederten
Beschäftigten, die seit mehr als einem Jahr um die Festanstellung, die Garantie
des Lohnes, die Erhaltung der öffentlichen Strukturen und das Recht auf
Gesundheit kämpfen.
Selbst
auf der Ebene der Demokratie ist die Regierung mit dem <der christdemokratisch-liberalen
Margerite angehörenden Bildungsminister und> Leoparden Fioroni
nicht vorzeigbar, der unter dem Druck von CGIL-CISL-UIL den Dienstahl der
Demokratie zulasten der im Schulwesen Arbeitenden bestätigt und das
Versammlungsrecht nicht gewährt. Und mit <Innenminister> Amato, der nicht nur den Fortbestand des
neuen Sklaverei des Bossi-Fini-Gesetzes und die CPT-Lager bekräftigt (deren Schließung wir am 4. fordern
werden), sondern er erlaubt es den mitte-linken Administrationen sogar Mauern
zu errichten, um die Immigranten (wie in Padua) zu ghettoisieren
und erfindet illegale, CPT-ähnliche Lager (wie in
Rom).
AM
4.NOVEMBER ALLE NACH ROM (Piazza della Repubblica, 14:30
Uhr) !
UM ZU SAGEN:
SCHLUSS MIT DER PREKARITÄT !
NEIN ZUM BETRÜGERISCHEN
HAUSHALTSGESETZ !
UND NEIN ZUM MINISTer DAMIANO, DEM UNTERNEHMERFREUND !
Vorbemerkung, Übersetzung, Hervorhebungen und Einfügungen in eckigen
Klammern:
Gewerkschaftsforum Hannover