Antifa-AG
der Uni Hannover:
Wie nicht anders zu erwarten, spitzt
sich die Auseinandersetzung zwischen dem pro- und dem antiimperialistischen
Lager im Libanon, angesichts der mit dem blauen UNO-Fähnchen drapierten Truppen
der wichtigsten EU-Mächte Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien und den
vielfältigen Einmischungsversuchen der USA (z.B. durch den Versuch sich die Gunst
des libanesischen Offizierskorks zu erkaufen), weiter zu. Die Folge sind
vorläufig vor allem bewaffnete Zusammenstöße zwischen Anhängern des vom Westen
und von Saudi Arabien (!) unterstützten sunnitischen Großkapitalisten Hariri
sowie den nicht minder umsorgten rechtsradikalen (christlich-maronitischen)
Falangisten einerseits und der (eigentlich „moderaten“) schiitischen Amal von Parlamentspräsident Nabih
Berri andererseits. Noch beschränken sich die
Hisbollah, die Palästinenser und die libanesische KP dabei auf die Rolle
aufmerksamer Zuschauer, wie die linke italienische Tageszeitung „il manifesto“ vom 13.10.2006
berichtet.
Bezüglich des erwähnten Berri-Interviews im linksliberalen „Guardian“ siehe auch: http://www.guardian.co.uk/syria/story/0,,1892112,00.html
Berris Mahnung an die UNIFIL 2
Stefano Chiarini
Eine mächtige Explosion
weckte Mittwochnacht die Bewohner des gut situierten Stadtteils Verdun in der
libanesischen Hauptstadt auf. Ein Sprengsatz war an der Umfassungsmauer der
Barbar Kadhem-Kaserne der von der Regierung Siniora „reformierten“ internen Sicherheitskräfte
explodiert und hatte Sachschaden, aber keine Opfer verursacht. Eine kleine Episode, wenn auch eine
besorgniserregende, da es sich keineswegs um einen isolierten Vorfall handelt.
Vergangenen Sonntag war ein weiterer Sprengsatz um 3 Uhr morgens an der Kaserne
der Sicherheitskräfte im Stadtteil Mar Elias
explodiert. Der Presse zufolge könnte es sich um einen Racheakt für die Tötung
zweier Jugendlicher gehandelt haben, die die Militärs im Laufe schwerer
Zwischenfälle, zu denen es in den mehrheitlich von Schiiten bewohnten südlichen
Vororten von Beirut zwischen den Sicherheitskräften und Gruppen illegaler Händler
und Elendsviertelbewohner gekommen war, mit Steinen beworfen hatten. Der
Anschlag hat dazu beigetragen, die Situation in der, vom Krieg und der schweren
Wirtschaftskrise erschütterten, libanesischen
Hauptstadt noch angespannter werden zu lassen. In dieser Krise vervielfachen
sich die Signale einer immer größeren sozialen, politischen und – zum Teil –
konfessionellen Unzufriedenheit.
Eine Unzufriedenheit, die
bereits zu einigen bewaffneten Zusammenstößen zwischen Milizionären der
schiitischen Amal-Bewegung des Stadtteils Cheyah und Jugendlichen der maronitischen
Rechten aus Ain Rummaneh sowie zwischen den Anhängern
der (sunnitischen) Partei von Hariri und Siniora und
Jugendlichen der Amal im zentral gelegenen Mazra geführt hat. Eine starke Spannung ist auch in den
Institutionen zu verzeichnen, wo die Auseinandersetzung zwischen der US- und
Saudi-freundlichen Front des „14.März“ (Hariris und Sinoras
„Bewegung der Zukunft“, Dschumblatts Drusen, Geageas „Libanesische (Streit-)Kräfte“ und den Falangisten
von Gemayel) sowie dem „patriotischen“ Lager (die Parteien Amal und Hisbollah, die des „nationalistischen“, christlich-maronitischen Generals Michel Aoun sowie Teilen der Drusen und der Sunniten von Tripolis
und Sidon) immer härter wird. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht die
Umsetzung der Resolution 1701 über die Waffenruhe und damit eine künftige
Entwaffnung des libanesischen Widerstandes oder nicht.
Vor dem Hintergrund dieser
innenpolitischen Auseinandersetzung hat die vom italienischen
Ministerpräsidenten Romano Prodi im Laufe seines
Besuches in Beirut, der Dienstagnacht zu Ende ging, geäußerte Unterstützung für
Ministerpräsident Fouad Siniora
und seine Politik, die grundsätzlich gegen eine Regierung der Nationalen
Einheit gerichtet ist, große Verblüffung hervorgerufen. Sehr hart fiel die
Reaktion der bekannten und weit verbreiteten progressiven libanesischen
Tageszeitung „As Safir“ aus, die die
Entscheidung des italienischen Ministerpräsidenten, sich nicht mit
Staatspräsident Emile Lahoud (einen christlichen
Maroniten) zu treffen, der bei Chirac und den USA wegen seiner Unterstützung
des libanesischen Widerstandes unbeliebt ist, scharf kritisierte.
Das alles während die Lage
im Südlibanon, wo die israelische Armee weiterhin die 1967 okkupierte kleine
Ortschaft Ghajar am Abhang des Berges Hermon sowie die Enklave der „Shebaa-Höfe“
besetzt hält ##weiterhin gespannt bleibt##. <Das Satzende fehlt im Original !> Zwei Besetzungen, die den Krieg wieder aufleben
lassen könnten. Das erklärte gestern der libanesische Parlamentspräsident Nabih Berri in einem langen
Interview für die englische Tageszeitung „The
Guardian“. Ihm zufolge „müssen, wenn Israel sich nicht zurückzieht, wir
dafür sorgen“ und in diesem Fall „könnte“
die Hisbollah „ihre militärischen
Operationen“ gegen die israelischen Streitkräfte „wieder aufnehmen“. Nabih Berri zeigte sich außerdem zum ersten Mal besorgt über die
Möglichkeit, dass die multinationalen Truppen der UNIFIL für die israelischen
Geheimdienste Informationen über den libanesischen Widerstand sammeln könnten.
Wobei er hinzufügte: „Die UNIFIL sollte nicht vergessen, dass sie sich auf
unserem Territorium befindet und somit im Interesse des Libanon arbeiten muss
und nicht im Interesse Israels. Wenn sich ihre Anwesenheit als eine
Verteidigung Israels erweisen sollte, werden sie nicht mehr akzeptiert sein.“
Vorbemerkung, Übersetzung und Einfügung
in eckigen Klammern:
Antifa-AG
der Uni Hannover