Antifa-AG der Uni Hannover:
Die
BND-Aktivitäten bei der Zielauswahl der US-Luftwaffe während des Irak-Krieges
2003 sind in aller Munde. Etwas untergegangen ist dabei eine langjährige Praxis
des deutschen Auslandsgeheimdienstes, die die linksliberale Tageszeitung „Kölner Stadtanzeiger“ in ihrer Online-Ausgabe
vom 13.1.2006 aufdeckte:
Frankfurt/Main - Der Bundesnachrichtendienst (BND) unterstützt nach
ddp-Informationen den israelischen Geheimdienst Mossad
bei der Tarnung von Agenten im Ausland. Der BND statte Agenten des Mossad mit deutschen Personalpapieren aus, berichtete ein
ehemaliger leitender Mitarbeiter des BND dem Deutschen Depeschendienst (ddp).
Nach
diesen Angaben tarnen sich israelische Agenten bei heiklen Einsätzen in
nahöstlichen Krisengebieten auch mit deutschen Reisepässen und deutschen
Legenden. Derzeit benutze der Mossad deutsche
Reisedokumente etwa bei Einsätzen in der Islamischen Republik Iran. Dabei geht
es unter anderem um eine Vorbereitung möglicher Luftangriffe auf iranische
Ziele, wie sie von der israelischen Führung im Atomstreit mit Teheran offiziell
nicht mehr ausgeschlossen werden.
"Mitarbeiter
des Mossad bekommen für solche Einsätze zunehmend
auch deutsche Legenden", sagte der ehemalige ranghohe Mitarbeiter des
Bundesnachrichtendienstes. Dabei habe der BND keinen Einfluss darauf, bei
welchen geheimdienstlichen Operationen der Mossad
deutsche Dokumente einsetze. "Die Ursprünge dieser Praxis gehen noch auf
den BND-Gründer Reinhard Gehlen zurück. Seit dem 11. September 2001 ist die
Zahl solcher Fälle allerdings sprunghaft gestiegen."
Ein
Sprecher des Bundesnachrichtendienstes sagte ddp: "Natürlich gibt es eine
Kooperation auch mit dem Mossad. Aber zu
irgendwelchen Dokumenten, die da möglicherweise weitergegeben werden, nehmen
wir keine Stellung."
Während
der Mossad in den 90er Jahren meist Reisepässe aus
Kanada und Neuseeland für geheime Aktionen "auf feindlichem Gebiet"
genutzt habe, seien die Begehrlichkeiten nach deutschen Tarnpapieren gestiegen,
weil mehrere Aktionen mit illegal erworbenen Papieren anderer befreundeter
Staaten öffentlich bekannt geworden seien. Die deutschen Papiere seien
Duplikate von Deutschen, die mit großer Wahrscheinlichkeit nie ihre Heimat
verlassen werden und von der "Zweitverwertung ihrer Identität keine
Kenntnis" haben.
Mit
solchen Ausweisen könnten Mitarbeiter des Mossad im
Einsatzgebiet "lange Zeit unverdächtig arbeiten", hieß es. Früher
habe der Mossad Identitäten Verstorbener benutzt. Das
sei im Computerzeitalter vor dem Hintergrund der Geschwindigkeit des
Datenaustausches "nicht mehr möglich". Die Verwendung von Duplikaten
(etwa Ausweisen, Führerscheinen und Geburtsurkunden) falle nicht auf, wenn die
betroffenen Deutschen sorgsam ausgesucht wurden und "Kerneuropa nie
verlassen".
Ob die
Parlamentarische Kontrollkommission (PKK) des Bundestages über diese Fälle
informiert wird, ist nicht bekannt. Eine Stellungnahme von Mitarbeitern des
Gremiums war zunächst nicht zu erhalten. (ddp)
(Quelle: http://www.ksta.de/)