Antifa-AG der Uni
Hannover:
Bei
einem Linienschwenk, wie ihn Parteichef Fausto Bertinotti bei Rifondazione
Comunista (PRC) seit einigen Monaten in Richtung Regierungsfähigkeit vollzieht,
bleibt Widerstand nicht aus. Er kommt zur Zeit aus verschiedenen Ecken der
Partei. Eine Ausdrucksform ist der Movimento degli Autoconvocati di
Rifondazione Comunista (Bewegung der Selbsteinberufenen von Rifondazione
Comunista). Das Besondere am Movimento ist, dass er keine weitere linke
Fraktion innerhalb des PRC sein will (obwohl seine Aktivisten zu einem nicht
geringen Teil dem Progetto Comunista von Marco Ferrando nahe stehen, der sich
selbst als PRC-Linke versteht), sondern eine fraktionsübergreifende
Selbstmobilisierung der Basis und der Untergliederungen der Partei anstrebt.
Dieses Konzept ist einer Anfang der 90er Jahre kurzzeitig sehr erfolgreichen
Bewegung der Autoconvocati in den Gewerkschaften nachempfunden. Wobei die
Mitglieder des Movimento auch spektakuläre direkte Aktionen durchführen. So
protestierten sie bei der Präsentation der Kandidatenliste von Rifondazione
bzw. der „Partei der Europäischen Linken“ für die Europawahl durch Bertinotti
unter dem Motto „BERTI–NOT-In-my-name !“ lautstark gegen das Projekt der
Europäischen Linkspartei und die ausgesprochen undemokratische Art ihrer Durchsetzung.
Die
Positionen des Movimento werden in der nachfolgenden Erklärung zu ihrem
3.nationalen Treffen deutlich, das wir der Homepage der Zeitung der PRC-Linken
in Padua und dem Veneto, „Il Pane e le Rose“ (Das Brot und die Rosen),
entnahmen. (www.pane-rose.it)
3. nationale Versammlung der
Bewegung der Selbsteinberufenen von Rifondazione Comunista
(10.Mai
2004)
Der Movimento degli
Autoconvocati di Rifondazione Comunista bestätigt auf seiner 3. nationalen
Versammlung seine Opposition gegen das Einfließen des PRC in die sog. Partei
der Europäischen Linken und protestiert gegen die von der Parteiführung
angewandte anti-demokratische Methode. Einer Parteiführung, die in Abwesenheit
einer Einbeziehung und Beteiligung der Mitglieder agiert.
Die Umwandlung der Partei
und der politische Linienschwenk geschehen, ohne dass die Mitglieder die
Möglichkeit gehabt haben, zu diskutieren und zu entscheiden. Kein Kongress,
keine programmatische Konferenz, keine Urabstimmung. Nichts als die
Entscheidungen des nationalen Sekretärs <Fausto Bertinotti>, die von der knappen Mehrheit, über die er im Nationalen Politischen
Komitee verfügt, nur ratifiziert wurden.
Aus diesen Gründen haben wir
anlässlich der Präsentation der Kandidatenlisten der neuen Partei vor der
internationalen Presse unseren Dissens manifestiert. Es handelte sich um eine
legitime Äußerung, die auf ein in der Partei weit verbreitetes Empfinden
reagiert, weswegen wir die Darstellung, die eine bestimmte Presse davon
vermittelt hat, die sie quasi als eine persönliche Aktion hinstellte,
zurückweisen. Apropos, es ist bedauerlich feststellen zu müssen, dass sich
einige Exponenten sowohl der Mehrheit wie auch einiger Minderheiten des PRC den
Zeitungen gegenüber von der Aktion unserer Genossen distanziert haben anstatt
unsere Aufforderungen zur Diskussion und zur Debatte aufzugreifen.
Aufforderungen, die wir unsererseits in demselben Geist der Einheit erneuern,
der unser Vorgehen an der Basis, das nicht dasjenige einer soundsovielten
Strömungsfraktion ist und nicht sein will, von Anfang an gekennzeichnet hat.
Der Movimento degli
Autoconvocati di Rifondazione Comunista richtet einen Appell an alle
Genossinnen und Genossen des PRC die Selbsteinberufungen von Zirkeln und
Föderationen zu vervielfachen und auf jede Weise dafür zu sorgen, dass die
Debatte und die Beteiligung der Genossen der Partei angeregt und gefördert
wird. In Anbetracht der zahlreichen Verletzungen des Parteistatuts, die
geschehen sind (an erster Stelle die eigenmächtige Veränderung des Symbols),
muss die Intervention des nationalen Garantiekollegiums <= des obersten Schiedsgerichtes
von Rifondazione> zum Schutz der
demokratischen Regeln unserer Partei gefordert werden.
Der Movimentio degli
Autoconvocati di Rifondazione ist gegen die Sozialpartnerschaft und die soziale
Kollaboration und erklärt seine uneingeschränkte Solidarität mit den
Beschäftigten des öffentlichen Nahverkehrs, der Alitalia und mit den
FIAT-Arbeitern in Melfi, die mit ihrem Kampf eine glänzende Seite des
Klassenkampfes in unserem Land schreiben.
Der Movimento degli
Autoconvocati di Rifondazione Comunista anerkennt und unterstützt das
Widerstandsrecht der unterdrückten Völker. Deshalb fordert er die Partei auf,
eine einheitliche Mobilisierung zu starten, damit der nordamerikanische
Präsident bei seinem kommenden Besuch in Rom <am 4.6.2004> den Empfang erhält, den er verdient und sich an der nationalen
Manifestation am 26.Juni in Rom gegen die imperialistische Besetzung des Irak
und die zionistische Kolonisierung Palästinas sowie für den Rückzug aller
Besatzungstruppen aus dem Irak, den Rückzug der israelischen Truppen und den
Abbau der zionistischen Kolonien in Cisjordanien, Gaza und Ost-Jerusalem, das
Rückkehrrecht der Flüchtlinge und die Geburt eines unabhängigen und souveränen
Staates Palästina zu beteiligen. Der Movimento degli Autoconvocati di
Rifondazione Comunista engagiert sich für die Sammlung von Unterschriften unter
die Volkspetition für den sofortigen Rückzug der italienischen Truppen aus dem
Irak und unterstützt die Solidaritätsaktionen mit dem Widerstand gegen den
nordamerikanischen Imperialismus der Völker Cubas, Venezuelas und ganz
Lateinamerikas.
Das nächste nationale
Treffen der Bewegung der Selbsteinberufenen von Rifondazione Comunista wird am
Freitag, den 4.Juni in Rom stattfinden. Ort und Zeit werden noch festgelegt.
Rom, 8.5.2004
MOVIMENTO
DEGLI AUTOCONVOCATI DI RIFONDAZIONE COMUNISTA
Vorbemerkung,
Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni Hannover