Antifa-AG der Uni
Hannover:
Zum Sieg
des Nein bei französischen Referendum über die EU-Verfassung am 29.Mai 2005 gab
der Generalsekretär des Partito della Rifondazione Comunista (Partei der
Kommunistischen Neu/be/gründung – PRC), Fausto Bertinotti zwei Stellungnahmen
ab, deren Übersetzung wir im Folgenden präsentieren. Dass diese Statements
einen dezidiert reformistischen Charakter besitzen, den Begriff Sozialismus
tunlichst vermeiden und sich für einen „sozialen“, „demokratischen“, „linken“
und „friedlichen“ EU-Imperialismus aussprechen, ist kein Zufall und kein
Missgeschick, sondern die notwendige Konsequenz des von Bertinottis Parteiführung
immer rigoroser verfolgten politischen Kurses.
Partito
della Rifondazione Comunista
Pressemitteilung
vom 29.Mai
2005, 22:45 Uhr
FRANZÖSISCHES REFERENDUM:
AUSSERORDENTLICHE POLITISCHE TATSACHE. NIEDERLAGE FÜR DAS NEOLIBERALE EUROPA.
Erklärung von Fausto Bertinotti (Sekretär von
Rifondazione Comunista)
Eine außerordentliche
politische Tatsache hat sich in Europa entwickelt. Ein linker und massenhafter
Europäismus <=
Pro-Europa-Haltung> hat Gestalt
angenommen und gesiegt. Das neoliberale Europa des Verfassungsvertrages und
Maastrichts wurde von der Demokratie des französischen Volkes besiegt. Eine
außerordentliche Wahlbeteiligung, höher als bei jeder Konkurrenz um die
Regierung des Landes und höher als beim vorangegangenen Referendum über Maastricht
hat gezeigt, wie lebendig eine
Leidenschaft für Europa sein kann, wie in diesem Referendum und wenn ein
Vorschlag eines anderen Europas Gestalt annimmt, wie es in der Nein-Kampagne in
Frankreich der Fall war.
Für uns als Partei der
Europäischen Linken und als Partito della Rifondazione Comunista (Partei der
Kommunistischen Neu/be/gründung – PRC), der einzigen Partei unter den
demokratischen und fortschrittlichen Kräften Italiens, die das Nein unterstützt
hat, ist das eine große Freude, die wir mit den Kräften der französischen
Linken teilen, die eine neue gemeinsame Erfahrung in der Kampagne gegen den
Verfassungsvertrag eines neoliberalen Europas ins Leben gerufen haben. Das
Eindringen der sozialen Frage in dieses Referendum hat sich als entscheidend
erwiesen. Die Lehre, die alle europäischen Linken daraus ziehen sollten, ist
groß. Man siegt, wenn man an die Ausübung der Demokratie glaubt und auf die
Beteiligung des Volkes setzt. Man siegt, wenn man die massenhafte Kritik an
einem neoliberalen Modell und an einer neoliberalen sozialen Situation
aufgreift, die von der Mehrheit des Volkes mittlerweile abgelehnt werden.
Partito
della Rifondazione Comunista
Pressemitteilung
vom 30.Mai
2005, 11:15 Uhr
REFERENDUM IN FRANKREICH: JETZT
ARBEITEN WIR FÜR EIN ANDERES EUROPA
Erklärung von Fausto Bertinotti (Sekretär von
Rifondazione Comunista)
„Sicher, der Schlag, den sie
erlitten hat, gehört zu den schwerwiegenden, aber die Reaktionen der
Leitungsklasse der wichtigsten politischen Kräfte des Landes auf da politische
Ereignis in Frankreich scheinen von dem, was notwendig wäre – nämlich die
Lektion zu lernen – sehr weit entfernt. Um, zwecks der unmöglichen Verteidigung
des Bestehenden, nicht zu begreifen zu müssen, versteift sich der größte Teil
der Kommentatoren darauf, das Votum als eine Ablehnung Europas mit unbestimmtem
politischem Kennzeichen zu sehen. Das Gegenteil trifft zu. Es hätte
ausgereicht, sich die Leute, die Insignien und die Fahnen anzuschauen, die auf
den Straßen feierten. Es sind die Fahnen der Linken, die gesiegt haben.
Früher oder später werden
die politischen Kräfte und in Italien insbesondere die politischen Kräfte der <Mitte-Links->Union lernen, dass sich ein linker Europäismus
entwickelt hat, der die materielle Verfassung dieses Europas und seines
Vertrages, der seine neoliberale Prägung in eine Verfassung verwandelte, unter
Anklage gestellt hat. Und genau dies ist es, was das französische Votum im
Namen eines anderen Europas abgelehnt hat. Das ist eine Lektion, die sowohl den
Charakter Europas wie das Profil der Wirtschafts- und Sozialpolitik berührt.
Hier ist eine Wende (insbesondere in der Politik der Linken) nötig, wie auch
die jüngsten Wahlen in Deutschland gezeigt haben. Auch in den italienischen
Kommentaren beginnt sich jedoch die Erkenntnis durchzusetzen, dass für Europa
ein großes demokratisches Problem besteht. Ohne dieses zu lösen, wird die Krise
der Politik riesengroß werden. Man muss sofort eine Umkehrung der Tendenz
herbeiführen.
Alle nationalen Parlamente
der Europa angehörenden Länder, angefangen bei unserem, müssen einberufen
werden, um erneut eine Diskussion darüber zu beginnen, welches Europa heute
notwendig ist. Das Europaparlament muss einberufen werden, um der – nach dem
französischen Votum – unerlässlichen Neueröffnung einer Debatte über die
Schaffung eines neuen institutionellen <Diskussions- und Entscheidungs-> Prozesses einen Impuls zu geben. Auch in Italien
eröffnet der Sieg des Nein in Frankreich eine neue Gelegenheit für das
Entstehen eines linken und massenhaften Europäismus.
Das Ergebnis des Referendums
in Frankreich fordert von uns, die wir das Nein zum Vertrag unterstützt haben,
und von denen, die ein kritisches Ja geäußert haben, anzufangen, für ein
anderes Europa zu arbeiten, für ein Europa des Friedens und des Ausstiegs aus
der neoliberalen Politik.“
Vorbemerkung,
Übersetzung und Einfügungen in eckigen Klammern:
Antifa-AG der Uni
Hannover